Wie Kinder heute lernen
Vorabend gepackt werden. Das klingt selbstverständlich, ist aber häufig nicht der Fall. Oft sind es die Eltern, die ihren Kindern bis in die Mitte der Sekundarstufe I herein die Schultasche packen. Vergessene Hefte fallen dann nicht in die Eigenverantwortung des Schülers, sondern werden den Eltern angelastet. »Meine Mutter hat mir das Heft nicht eingepackt«, ist eine gern vorgebrachte Ausrede. Dabei sollten in der Grundschule, wo es deutlich weniger Fächer gibt als in der Sekundarstufe I und II, nicht alle Bücher und Hefte
jeden Tag in der Tasche bleiben. Im Gymnasium ist das schon allein wegen des Umfangs der Materialien (Bücher und Hefte) nicht möglich. Deshalb bietet es sich an, von Anfang an jeden Abend die gesamte Schultasche zu leeren und dem Stundenplan entsprechend nur die Hefte und Bücher aus dem Bücherschrank oder Regal einzupacken, die am nächsten Tag gebraucht werden. Idealerweise sollte auf dem Stundenplan vermerkt sein, wie viele Unterrichtsmaterialen pro Fach vonnöten sind. Das können im Fach Erdkunde drei Teile sein, z. B. das Erdkundebuch, das Heft und der Atlas, oder im Fach Englisch fünf Teile, z. B. das Englischbuch, das Workbook, das Englischheft, ein Vokabel- und ein Grammatikheft.
Die richtige Heftführung
Ein wichtiger Grundsatz ist: Machen Sie Ihren Kindern von Anfang an klar, wie wichtig es ist, ein Schul- oder Hausaufgabenheft ordentlich, d. h. vollständig und regelmäßig, zu führen. Tafelbilder fassen oft den Inhalt der Stunde zusammen und müssen abgeschrieben werden. »Gute« Schüler schreiben in der Regel ab der Sekundarstufe I von allein wichtige Punkte mit, die im Unterricht behandelt werden. Das Mitschreiben im Unterricht wird nach kurzer Zeit zur Routine, es geschieht ganz »nebenbei«, ohne die Mitarbeit im Unterricht zu behindern. Die Fähigkeit, Ergebnisse im Unterricht schriftlich festzuhalten, kann man zu Hause üben, z. B. indem man sein Kind auffordert, wesentliche Punkte in einem Gespräch von zwei Leuten aufzuschreiben oder einige Notizen zu einer Kindersendung im Fernsehen zu machen. Bei in der Regel sechs Schulstunden pro Tag und einem großen Umfang an erlerntem Stoff sind diese Heftnotizen für das Erledigen der Aufgaben am Nachmittag sehr wertvoll. Ein Hausaufgabenheftordentlich zu führen, wird von vielen Schülern, besonders wenn sie in der Mittelstufe oder noch weiter sind, heutzutage als »uncool« angesehen. Welche Hausaufgaben in welchem Fach zu machen sind, wird am liebsten
gar nicht aufgeschrieben oder auf irgendwelchen fliegenden Zetteln notiert. Die Folge sind nachmittägliche Telefonate mit den Mitschülern, die auch nicht genau wissen, was eigentlich genau aufgegeben wurde.
Ein Hausaufgabenheft sollte von der ersten Klasse an fester Bestandteil der Schultasche sein. Es dient nicht nur dazu, die Aufgaben für zu Hause zu vermerken, sondern erinnert Eltern und Schüler auch an alle wichtigen Termine (z. B. Elternpflegschaftssitzungen) bzw. die Materialien, die für die Schule besorgt werden müssen (z. B. ein Zeichenblock).
Aufgaben für die Schule zeitnah erledigen
Viele Schüler tendieren dazu, die Aufgaben für die Schule dann zu erledigen, wenn es für sie am angenehmsten ist. Das führt in der Regel dazu, dass sie auf den letztmöglichen Termin verschoben werden. Ebenso wie die Vorbereitung auf eine Klassenarbeit oder Klausur gerne erst einen Tag vor der Arbeit erfolgt. Die meisten Eltern haben natürlich eine andere Vorstellung davon, wann der richtigen Zeitpunkt fürs Hausaufgabenmachen ist. Aber sie geben aus Bequemlichkeit oft nach und gehen damit den Weg des geringsten Widerstands. Als Eltern sollte man sich jedoch die negativen Konsequenzen vor Augen halten, die diese »Aufschieberitis« hat:
› Lerninhalte werden nicht direkt nach dem Erlernen vertieft und eingeübt, sondern erst nach einigen Tagen. Bei Fächern mit nur zwei Wochenstunden, z. B. am Donnerstag und Freitag, kann im Extremfall fast eine Woche zwischen dem Erlernen und dem Vertiefen des Unterrichtsstoffs liegen. Das Wissen um den erlernten Stoff bleibt so meistens unvollständig und diffus.
› Aufgaben nach hinten zu verschieben bedeutet eine unregelmäßige Verteilung der Arbeitsbelastung. Es gibt dann Tage ohne Hausaufgaben und Tage, an denen bis spätabends gearbeitet werden muss.
› Das menschliche Gehirn kann nicht unbegrenzt neues Wissen aufnehmen und im Langzeitgedächtnis speichern, was durch »Mammut-Hausaufgabentage« aber notwendig wird.
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