Wie Kinder heute lernen
Bedeutung von Mitarbeit im Unterricht aber noch nicht verstehen, wenn man ihnen nur beschreibt, zu welchem Anteil sich ihre Note aus schriftlichen Leistungen und aus mündlicher Beteiligung am Unterricht zusammensetzt. Besser ist ein Rechenbeispiel: Wenn die mündliche Mitarbeit 50 Prozent der Gesamtnote ausmacht, kann ein Kind auch bei drei »guten« Noten in den Klassenarbeiten nur ein »Befriedigend« im Zeugnis haben, weil seine mündliche Mitarbeit nur »ausreichend« war. Kinder können solche konkreten Beispiele besser verstehen, als wenn man sie sehr abstrakt auf die Bedeutung ihrer mündlichen Mitwirkung hinweist. Sie müssen aber auch erkennen, dass Mitarbeit im Unterricht eine sehr effektive Möglichkeit der Übung ist, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
Manche Kinder sind still, andere lebhaft. Eltern schließen oft vom Temperament ihrer Kinder auf ihre mündliche Mitarbeit, wobei es aus verschiedenen Gründen zu einer Fehleinschätzung kommen kann. Sehr ruhige Eltern, deren Kinder am Nachmittag zu Hause drei Sätze reden, empfinden diese dann schon als lebhaft. Manche Kinder sind zwar von Natur aus aktiv, trauen sich aber in der Schule nichts zu sagen. Ein Elterngespräch mit dem Klassenlehrer gibt die nötige Aufklärung.
Eine gute Übungsmöglichkeit für das Reden vor der Klasse sind Rollenspiele, bei denen Vater, Mutter oder ältere Geschwister den Lehrer spielen und das Kind in ein simuliertes Unterrichtsgespräch verwickeln. Dazu muss man nicht pädagogisch vorgebildet sein, und es kann dabei im Grunde genommen um jedes Thema gehen, das die Eltern aus ihrem eigenen Lebensbereich kennen. Ein anderer guter Tipp für Schüler, die große »Schwellenangst«
vor einer Mitarbeit im Unterricht haben, ist der, eine Strichliste zu führen - z. B. auf der Kopie des Stundenplans. Jedes Mal, wenn der Schüler sich gemeldet hat, darf er dies mit einem Symbol vermerken. Das ist eine Art Selbstkontrolle. Dabei sollte das Kind zunächst versuchen, sich mindestens einmal pro Stunde zu melden. Bei dieser Meldung kann es sich um Kurzantworten (ein Wort) oder später längere Antworten (ein Satz) handeln oder sogar darum, seine eigene Meinung zu begründen und in einer Diskussion zu vertreten. Die Häufigkeit der Beiträge lässt sich durch entsprechendes Lob der Eltern steigern. Wenn der Lehrer in diese Absprache einbezogen wird, hat auch er die Chance, angemessen zu reagieren.
Eltern sollten sich auch nicht scheuen, mit den Lehrern zu sprechen, wenn Schüler einer Klasse sich über falsche Antworten ihres Kindes lautstark lustig machen und es somit einschüchtern. Sollte ein Lehrer in solchen Situationen nicht eingreifen, müssen Eltern das Gespräch mit dem Lehrer suchen und deutlich auf die Problematik hinweisen.
Wie lernt mein Kind am besten?
Fragen Sie Ihr Kind ruhig einmal danach, wie es denn den kleinen Text für Geschichte gelernt hat oder das Gedicht oder die 50 Englischvokabeln, die für den Test gefordert waren. Lassen Sie sich genau beschreiben, wie Ihr Kind vorgeht. Sie werden feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, mit Worten etwas zu erklären, was man vielleicht seit Jahren intuitiv auf eine bestimmte Art und Weise tut. Sie können auch ein kleines Experiment mit einer beliebigen zwölfstelligen Zahl zu Hause durchführen. Welches Familienmitglied merkt sich die Zahl auf welche Art und Weise am besten? Durch Aufschreiben, aufsagen oder mit rhythmischem Klatschen? Jeder Mensch verarbeitet die Eindrücke seiner Umwelt unterschiedlich. Das bedeutet auch, dass jeder Mensch auf seine ganz persönliche Weise mit Erfolg lernt.
In seinem Buch Denken, Lernen und Vergessen hat Frederic Vester 1975 eine Lerntypentheorie aufgestellt. Sie ist nicht unumstritten, weil Kritiker ihr vorwerfen, dass sie Lerner zu sehr auf einzelne Persönlichkeitsmerkmale reduziere. Dennoch gibt sie wertvolle Hilfen bei der Auswahl von Lern- und Unterrichtsmethoden, je nachdem, ob Menschen besonders effektiv lernen, wenn sie etwas aufschreiben oder sich etwas ansehen und vor ihrem geistigen Auge rekapitulieren oder indem sie zuhören oder umherlaufen. Die eine gültige und richtige Methode zu lernen gibt es nicht, sondern jeder Lerner lernt anders.
In den vielen Veröffentlichungen zum Thema »Lerntypen« werden sehr verschiedene und unterschiedlich viele Lerntypen benannt. Während manche Autoren zwischen den drei Kernlerntypen, dem optischen bzw. visuellen Lerntyp, dem auditiven Lerntyp und dem haptischen
Weitere Kostenlose Bücher