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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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melden. Die Grippe hat mich wieder!»
    «Du bist verrückt!» Baumann starrte sie entgeistert an.
    «Wieso denn? Mir ist ganz schwindlig. Ich hab bestimmtschon wieder 39   Fieber! Aber für dich hab ich einen Job, Peter. Beobachte doch die Wohnung der Petrovic – vielleicht hat sie ja vor auszuwandern. Dann könnten wir sie probeweise festnehmen wegen Betrugsverdachts.»
    «Ich habe mich gerade für heute Abend verabredet!», protestierte Baumann. «Hast du irgendwas gegen mich?»
    «Überhaupt nicht   … aber wir müssen einen Fall aufklären. Ich habe eine bestimmte Ahnung, was diese Petrovic angeht. Es könnte sein, dass sie bald die Koffer packt, und vermutlich nicht allein!»
    «Also ich geh nicht mit ihr, falls du das meinst!», murmelte er.
    «Sie trägt ja auch keine Trenchcoats mit rot kariertem Futter!», gab Laura zurück. «Außerdem würde sie dich sowieso nicht mitnehmen. Letztes Mal hat sie dich als meinen Wachhund bezeichnet.»
    Baumann verzog das Gesicht, während Andreas Havel breit grinste.
    «Wen also wird sie mitnehmen?», fragte er.
    «Ich bin sicher, du kommst selbst darauf!», entgegnete Laura. «Wenn nicht, dann kannst du mich später anrufen. Ich geh jetzt zum Arzt und hol mir mein Attest!» Sie winkte den beiden Männern zu, und während sie auf den Lift wartete, dachte sie, dass es tatsächlich klüger wäre, den nächsten Tag im Bett zu verbringen als nach Florenz zu fliegen. Es gab immer noch die Chance, dass Guerrini die Aktion abblies. Vielleicht erreichte er nichts bei seinem Versuch, an die Transfer-Leute heranzukommen. Andererseits hatten sie inzwischen die Organisation so eingekreist, dass etwas geschehen musste. Es ging nur darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, doch wo dieser Ort war – in München, Bologna, Florenz oder Rosenheim   –, war Laura noch immer völlig unklar.
    Der Lift hielt mit einem Ruck vor ihr und setzte sich ebenso heftig in Bewegung, als sie auf den Abwärts-Knopf drückte.
    Wenn Angelo nicht weiterkommt, müssen wir doch die italienischen Kollegen einschalten oder sogar Europol, dachte Laura. Vielleicht sind wir zu selbstherrlich. Wie hatte der Kriminalhauptkommissar gesagt, bei dem sie ihre letzte Fortbildung gemacht hatte? «Man muss im richtigen Moment Kontrolle aus der Hand geben können und Kollegen um Hilfe bitten. Das hat im weiteren Sinne etwas mit Loslassen zu tun – eine Eigenschaft, an der es höheren Polizeibeamten meistens mangelt.»
    Laura lächelte vor sich hin, während sie über den dunklen Innenhof des Präsidiums zu ihrem Wagen ging. Ein Funken Wahrheit lag in dieser These, doch eine viel überzeugendere Ursache der mangelnden Bereitschaft zur Zusammenarbeit lag an der grauenhaften Bürokratie, die jede schnelle Ermittlung erst einmal lahm legte. Und wenn Laura etwas hasste, dann war es Bürokratie und sinnlose Warterei.
    Der Verkehr hielt sich an diesem Abend in Grenzen, und so schaffte Laura es, kurz vor Praxisschluss bei ihrer Hausärztin anzukommen. Bedauerlicherweise hatte sie nur leicht erhöhte Temperatur, konnte aber ihre allgemeine Abgeschlagenheit und die Muskelschmerzen so überzeugend darstellen, dass die Ärztin sie für zwei Tage krankschrieb.
    «Sie sollten mehr auf sich achten, Frau Gottberg!», mahnte sie mit ernstem Gesicht, während sie ein homöopathisches Medikament aufschrieb, das leider nicht von der Kasse bezahlt wurde.
    «Wenn dieser Fall abgeschlossen ist, werde ich es tun!», versprach Laura. «Ich danke Ihnen, Sie haben mir sehr geholfen!»
    Verwirrt runzelte die Ärztin die Stirn, nahm ihre Brille ab und sah Laura prüfend an.
    «Hat dieses Attest etwas mit der Lösung Ihres Falles zu tun?», fragte sie.
    «Es könnte durchaus hilfreich sein!», gab Laura lächelnd zurück und schüttelte die Hand ihrer Ärztin, winkte mit dem Attest und war schon fort.
     
    Es ist wie Schnitzeljagd, dachte Guerrini, als er die neue Telefonnummer und das Codewort las. Er stand an einer dieser schicken Designer-Telefonschalen, die seit langem sämtliche Telefonhäuschen verdrängt hatten. Voll Abscheu griff er nach dem pinkfarbenen Telefon – er konnte Pink nicht ausstehen.
    «Voliamo! Voliamo!»
, sagte er halblaut ein paar Mal vor sich hin. «Na, dann versuchen wir mal zu fliegen!»
    Er wählte die Handynummer, wippte ungeduldig mit dem Fuß. Niemand meldete sich. Als er den Hörer zurücklegte, hatte er plötzlich das deutliche Gefühl, als würde er beobachtet. Es war dunkel, der Asphalt glänzte und

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