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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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spiegelte die Leuchtreklamen der Bars und Läden. Drüben am Bahnhof waren Carabinieri und Polizisten noch immer damit beschäftigt, Barrieren aufzubauen.
    Guerrini schlenderte in eine der Seitengassen, betrachtete Schaufenster, achtete gleichzeitig auf jede Bewegung in seiner Nähe. Einmal meinte er seinen Verfolger zu erkennen, einen jungen Mann mit Kapuze, der zwei Schaufenster weiter herumhing und so tat, als faszinierte ihn spitzenbesetzte Damenunterwäsche. Doch dann ging der junge Mann schnell weiter, nah an Guerrini vorbei, ohne ihn anzusehen, und traf kurz darauf mit einem Mädchen zusammen, umarmte und küsste sie.
    Nach zwanzig Minuten kehrte Guerrini zu dem pinkfarbenen Telefon zurück und wählte erneut die Nummer. Diesmal meldete sich die andere Seite sofort.
    «Pronto!»
    «Buona sera! Voliamo!»
, sagte Guerrini und kam sich albern vor.
    «Voliamo uccellini, voliamo!»
, antwortete eine Stimme, die Guerrini nicht eindeutig als männlich oder weiblich einordnen konnte. «Ich habe Sie beobachtet, falls Sie sich gefragt haben, wo ich denn stecke. Sie haben es wahrscheinlich gespürt, nehme ich an. Jedenfalls sahen Sie so aus, als spürten Sie es. Wissen Sie, ich muss sicher sein, dass es sich um keinen Trick handelt. Der kleine Flavio ist wahrscheinlich auf so einen üblen Trick hereingefallen – war nie besonders vorsichtig, der Bursche, obwohl wir es ihm immer geraten haben. Aber da sieht man, was dabei herauskommt. Ich jedenfalls bin sehr vorsichtig, deshalb beobachte ich die junge Dame seit diesem bedauerlichen Zwischenfall. Ich bin mir auch nicht sicher, ob wir die Vögelchen fliegen lassen können.»
    Guerrini überlegte kurz, was er diesem Wortschwall entgegensetzen konnte. Der andere sah ihn offensichtlich, wollte ihn hinhalten.
    «Die Vögelchen müssen fliegen!», sagte er endlich mit entschlossener Stimme. «Ombrellone hat gesagt, dass es eilt, weil sonst die Geschäfte zusammenbrechen! Er hat uns alles gegeben, was zum Fliegen nötig ist!»
    «Nicht alles, es fehlen die Flügelchen!», kicherte die Stimme. «Vielleicht finde ich sie, die Flügelchen, dann gebe ich sie per E-Mail durch. Gehen Sie zu der hübschen Contessa zurück und schauen Sie in einer Stunde in Flavios PC nach. Es ist wirklich nett von Ihnen, dass Sie der jungen Dame in dieser schwierigen Situation helfen. Frauen sind dann immer so verzweifelt und können nicht mehr klar denken. Ich kenne das von meiner Familie – wir hatten viele tragische Verluste in den letzten Jahren!
Buona sera!
»
    Langsam legte Guerrini das Telefon ab und schaute sichum. Außer den Polizisten und ein paar Bahnreisenden war niemand zu sehen.
    Ein seltsamer Mensch, dachte Guerrini. Entweder macht er sich einen Spaß daraus, mich zu verwirren, oder er ist irgendwie verrückt. Auf dem Rückweg zu Donatella kaufte er zwei Pizzen, weil sein Magen laut knurrte, doch er fühlte sich beunruhigt, fragte sich, ob er und Laura diesem Gegner gewachsen sein würden.
     
    «Luca kommt nicht zum Abendessen!», sagte Sofia. «Hat gerade angerufen! Er ist bei den Eltern seiner Freundin eingeladen!»
    «Aha!» Laura streifte ihren Mantel ab und hängte ihn an die Garderobe. «Tut mir Leid, Sofi. Ich wollte nicht so spät kommen.»
    «Es ist doch gar nicht spät! Gerade mal sieben – meistens kommst du noch viel später! Ich hab meine Hausaufgaben schon fertig   … kann ich bitte die Serie im Fernsehen zu Ende sehen? War gerade ziemlich spannend!»
    «Was ist es denn?»
    «Irgendwas mit Liebe! Du findest es sicher blöd! Aber mir gefällt’s!» Sofia klang trotzig.
    «Ist ja schon gut!» Laura warf ihrer Tochter einen prüfenden Blick zu. «Geh und schau deine Serie an. Vielleicht setz ich mich ein bisschen dazu. Ich mach mir nur schnell einen Tee.»
    «Schau’s dir besser nicht an.»
    «So schlimm?»
    «Naja, irgendwie schon. Aber in meiner Klasse sehen es alle.»
    «Geh schon, sonst verpasst du die Hälfte!»
    Sofia verschwand im Wohnzimmer, Laura ging in die Küche,die ihr kalt vorkam, obwohl die Heizung hier genauso warm war wie in den anderen Räumen. Sie schaute sich um, fühlte sich ein bisschen verloren. Dachte, welch enorme Kraft es kostete, stets zu funktionieren, zum Beispiel jeden Tag Mahlzeiten zu organisieren. Während das Wasser für ihren Tee heiß wurde, schnippelte sie Tomaten, Zucchini und Pilze in eine flache Auflaufform, bedeckte das Gemüse mit Mozzarellascheiben und schob es ins Bratrohr. Dann nahm sie ihre Teetasse und schlich sich ins

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