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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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noch nicht, ob der Transfer auf den Weg kommen würde. Trotzdem alarmierte Laura ihren Ex-Mann Ronald und erklärte ihm, dass er am nächsten Morgen Sofia anrufen müsse, um sie zum Abendessen einzuladen oder sonst wasmit ihr zu unternehmen. Laura hatte ein schlechtes Gewissen dabei, als würde sie die beiden zu ihren Gunsten manipulieren.
    Ganz zuletzt hatte sie zugegeben, dass es zwei Gründe für ihren Anruf gab: einmal Sofias Sehnsucht nach ihrem Vater und zum zweiten den Flug nach Florenz.
    «Gut!», hatte er gesagt. «Wenigstens bist du ehrlich! Ich werde Sofia von der Schule abholen und den Abend mit beiden Kindern verbringen.»
    «Danke, Ronald   … tut mir Leid, wenn ich manchmal eklig bin. Aber du reißt dir wirklich kein Bein   …»
    «Fang nicht wieder an, sonst überlege ich es mir noch anders!», unterbrach er sie.
    Sie wollte heftig antworten, hielt sich mühsam zurück, weil sie seine Unterstützung brauchte, weil Sofia ihn brauchte und weil bald Weihnachten war. Bloß keine größeren Konflikte vor Weihnachten!
    «Alles klar!», hatte sie zuletzt gesagt. «Du übernimmst morgen – ich bin weg! Aber nur für eine Nacht, hoffentlich! Ich werde es dir sagen, sobald ich es weiß. Dieser Fall ist sehr kompliziert und völlig unübersichtlich!»
    «Wie immer!» Sie konnte hören, wie er sich eine Zigarette anzündete und tief inhalierte, meinte den Rauch durchs Telefon zu riechen.
    «Ja, wie immer! Ich danke dir nochmal! Gute Nacht!»
    Das war’s. Trotzdem fühlte sie sich nicht wohl bei dem Gedanken, Sofia am Morgen mit ihrem Flug zu konfrontieren. Luca kam erst zwanzig nach zehn zurück, winkte freundlich und verschwand blitzschnell in seinem Zimmer. Laura ließ ihn in Ruhe, hatte keine Kraft für eine zweite Auseinandersetzung an diesem Abend. Außerdem schien es ihm gut zu gehen. Deshalb setzte sie sich in ihr Bett, sehr aufrecht, versuchte zu lesen und lauschte den dröhnenden Bassrhythmen,die durch die Wand aus Lucas Zimmer drangen. Mehrmals sackte ihr Kopf nach vorn oder zur Seite, jedes Mal schreckte sie wieder hoch, schaute auf die Uhr, stand auf und ging durchs Zimmer, flehte, dass Guerrini anrufen möge, damit sie ihrer Müdigkeit nachgeben konnte.
    Als das Telefon endlich klingelte, war sie so benommen, dass sie erst nicht verstand, was er sagte.
    «He, Laura!», sagte er. «Hast du geschlafen?»
    «Nein, aber ich kämpfe so sehr mit dem Schlaf, dass ich gar nicht mehr sprechen kann!»
    «Pass auf, ich mach’s ganz kurz. Es sieht so aus, als würde es klappen. Die Damen werden morgen den Zug nach München nehmen. Den, der am späten Abend ankommt. Vielleicht kannst du deinen jungen Kommissar ab Innsbruck einsteigen lassen. Es wäre nicht schlecht, wenn du dein Aussehen ein bisschen verändern könntest. Ich habe nämlich etwas Interessantes herausgefunden, nachdem der Kontakt zustande kam und mir die Daten per E-Mail durchgegeben wurden. Vielleicht ist es Zufall, aber die Crew des Eurocity entspricht ziemlich genau der, die an Bord war, als diese Ana tot in München ankam.»
    Laura tauchte aus der Benommenheit des Halbschlafs und schwang beide Beine aus dem Bett.
    «Wie hast du das rausgekriegt?»
    «Ach!», sagte Guerrini. «Das ist eine Frage von Beziehungen. Ich kenne zufällig eine Dame, die in der Zentrale der Bahn arbeitet.»
    «Du bist erstaunlich!»
    «Ja, in diesem Fall wirklich nicht übel!», erwiderte er. «Warum habt ihr mich deswegen nicht vorher gefragt? Stimmt übrigens deine Ankunftszeit noch?»
    «Ja, zehn vor elf!»
    «Ich werde da sein. Der Zug geht erst um zwei.»
    «Und wenn sie dich beschatten?»
    «Keine Angst, die werde ich abhängen!»
    «Rambo?»
    «Nein   … Guerrini!»
    Sie lachten beide gleichzeitig los.
     
    «Bitte bleiben Sie hier!», sagte Donatella, als Angelo Guerrini sein Handy in die Tasche steckte. «Ich kann nicht allein in dieser Wohnung bleiben, wenn ich weiß, dass die mich vielleicht beobachten.»
    Guerrini stand unschlüssig auf dem gelben Teppich vor dem gelben Sofa, und ihm fiel erst jetzt auf, dass an der rechten Wand das Bild einer riesigen gelben Katze hing.
    «Sie haben doch in den letzten Nächten auch allein hier geschlafen.»
    «Nein!», sie schüttelte den Kopf. «Ich habe bei meinen Eltern geschlafen.»
    «Ich glaube gar nicht, dass Sie beobachtet werden, Donatella. Im Augenblick haben die es vermutlich eher auf mich abgesehen, weil ich nicht ins Bild passe. Hat Rinaldo mit irgendjemandem über das Treffen mit mir und der

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