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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Guerrini. Du weißt doch mehr, als du zugibst!
    «Ich werde die Reisedokumente und die gewünschte Information durch die zweite Tür auf der rechten Seite schieben. Sie brauchen sich nicht umzudrehen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!»
    Wie in einem schlechten Film, dachte Guerrini. Aber all diese Dinge gibt es, man glaubt es nur nicht, ehe man es nicht mit eigenen Augen sieht!
    Tatsächlich wurde die zweite Tür auf der rechten Seite einen Spaltbreit geöffnet, jemand schob ein Päckchen hindurch, half mit einem Rohrstock oder Ähnlichem nach. Dann fiel die Tür wieder ins Schloss.
    Guerrini war sicher, dass sich auf dem Päckchen nicht der Hauch eines Fingerabdrucks oder genetischen Materials befand. Beim Verbindungsmann Ombrellone handelte es sich um einen Profi, der sehr genau darauf achtete, dass man ihm nichts nachweisen konnte. Jemand, der vielleicht nur am Rande mit dem Konsulat zu tun hatte   … ein Vertrauter, der das Vertrauen missbrauchte. Guerrini zweifelte sehr daran, dass der Unbekannte seine Tätigkeit aus reinem Idealismus ausübte. Günstig für sie war allerdings, dass Flavio-Rinaldo offensichtlich im Ruf stand, ein Idealist zu sein. Sonst hätte diese Aktion nicht so reibungslos geklappt.
    Er nahm das Päckchen auf, reichte es Donatella, nahm ihren Arm und drehte sie zur Eingangstür.
    «Lass uns gehen!», sagte er leise, plötzlich nicht mehr sicher, ob sie so einfach davonkommen würden. Nebeneinander gingen sie diesmal die Treppe hinab, und er konnte spüren, dass sie kaum atmete. Doch die Tür war offen, sie traten aus dem Haus, schritten über den mit Marmorplatten ausgelegten Weg zum Tor, trafen wieder die Katze – sie saß jetzt auf der Mauer, starrte auf sie herab, und ihr Schwanz peitschte hin und her. Als sie im Wagen saßen, stießen sie beide die Luft aus, und Donatella flüsterte: «Fahren Sie! Schnell! Ich will hier weg!»
    Guerrini lenkte den Wagen in die Stadt, vorüber an Polizisten, die bereits Absperrungen für den Folgetag errichteten. Flavios und Donatellas gemeinsame Wohnung lag nicht weit vom Bahnhof, wie Guerrini es damals schon vermutet hatte. Es war eine große Altbauwohnung mit wenigen Möbeln, aber einer irgendwie noblen Atmosphäre. Das lag an der Art, wie manche Vorhänge drapiert waren, ein Gemälde aufleuchtete oder ein knallgelbes Sofa auf einem gelben Teppich stand.
    Das ist sie, dachte Guerrini, und ihm fiel die grauenvolle Transfer-Wohnung ein, für die offensichtlich Flavio verantwortlich war. Er scheint also doch einen gewissen Gefallen an Lebensstil zu haben, sonst würde er hier sofort wieder ausziehen. Klassenkämpfer mit Hang zum Großbürgertum – soll es ja häufiger geben!
    «Und jetzt?», fragte sie, warf ihren Mantel einfach über einen Stuhl, setzte sich und streckte die Beine von sich.
    «Jetzt», antwortete Guerrini, «machen Sie mir einen Kaffee, geben mir ein Glas Wasser, dann geh ich runter zum Bahnhof und rufe diese Nummer von einer Telefonzelle aus an.»
    «Und dann?»
    «Dann   … weiß ich auch noch nicht! Wir werden sehen!»
     
    Nach ihrem Gespräch mit Pier Paolo kehrte Laura noch einmal ins Präsidium zurück, obwohl ihr Körper deutliche Warnsignale aussandte. Sie fand Kommissar Baumann und Andreas Havel am Computer.
    «Könnte sein, dass wir sie haben!», rief Baumann triumphierend. «Schau dir das an!»
    Laura trat hinter den beiden Männern an den Bildschirm heran. Dort war das Foto einer schwarzhaarigen Frau zu sehen, deren schräge Augen stark an die von Dr.   Petrovic erinnerten. Allerdings war das Foto nicht besonders scharf, eher ein leicht verwackelter Schnappschuss.
    «Könnte sein!», murmelte Laura. «Gibt’s noch mehr Fotos?»
    «Leider nicht – mehr konnten wir nicht auftreiben!»
    «Und wo habt ihr das her?»
    «Europol. Sie hatte irgendwas mit einem Callgirl-Ring in Rom zu tun, gesucht wird sie aber wegen Betrugs. Sie behandelt angeblich Leute mit nicht zugelassenen Medikamenten und irgendwelchem Hokuspokus.»
    «Sonst nichts? Kein Hinweis auf Menschenhandel oder so was?»
    Beide schüttelten gleichzeitig die Köpfe.
    «Hat der Chef etwas für mich hinterlassen? Ich nehme an, dass er schon weg ist!»
    Die beiden Männer grinsten und nickten.
    «Er lässt dir ausrichten, falls du die Absicht hast, nach Italien zu fliegen, wird er dich vom Dienst suspendieren!»
    Baumann bemühte sich, ein ernstes Gesicht zu machen.
    «Keine Bange!», entgegnete sie. «Ich bin nur nochmal ins Büro gekommen, um mich krank zu

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