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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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einem geschmeidigen Satz neben Laura.
    «Der zweite Ticketverkäufer! Sein Name ist Angelo. Er ist mein Freund. Völlig harmlos!», antwortete sie, und trotzder etwas unklaren, möglicherweise nicht ganz ungefährlichen Situation hatte sie ziemliche Mühe, nicht in Gelächter auszubrechen.
    «Ich finde», sagte sie zu der dunklen Gestalt neben sich, «wir sollten mit diesen Kindereien aufhören und die Angelegenheit bei einem heißen Getränk besprechen. Es wird allmählich kalt hier oben, finden Sie nicht?»
    Als Guerrini etwas außer Atem den Kopf des Augustus erreichte, traten Laura und der Unbekannte ihm langsam entgegen.
    «Darf ich vorstellen, Angelo – ein Kollege. Verkauft ebenfalls Eintrittskarten für die Boboli-Gärten.»
     
    Später dachte Laura, dass das Leben manchmal solch unerwartete Wendungen vollzog, als wollte es die Wirklichkeit in Frage stellen. Guerrini und der Unbekannte waren in spontanes Gelächter ausgebrochen, als Laura sie als Doppelgänger konfrontierte. Danach hatten sie sich alle drei in den Schutz eines kleinen Pavillons zurückgezogen und miteinander gesprochen, als kennten sie sich schon seit langer Zeit. Laura war sicher, dass es am gemeinsamen Lachen lag. Ein Mafioso hätte in dieser Situation niemals gelacht, sondern eher seine Waffe gezückt und auf Guerrini geschossen.
    Es war ziemlich dunkel in dem Pavillon, deshalb konnten Laura und Guerrini die Züge des Unbekannten nur ahnen. Er schien relativ jung zu sein – vielleicht Ende zwanzig, trug einen kurzen Kinnbart, der nicht schwarz, sondern eher rötlich war, doch das konnte auch am unwirklichen Licht liegen, das von der Stadt heraufstrahlte. Seine Stimme war weich und tief, und als er zu erzählen begann, klang es beinahe wie die Verkündung eines politischen Manifests.
    «Menschenhandel hat auch etwas mit Globalisierung zutun!», sagte er. «Sehen Sie, heute wird alles globalisiert – die Wirtschaft, die Ausbeutung und auch die Prostitution inklusive des organisierten Verbrechens. Unsere Gruppe gehört zum internationalen zivilen Widerstand gegen diese Entwicklung. Wir arbeiten ebenfalls international – schaffen Netzwerke gegen die menschenverachtenden Methoden der Globalisierung!»
    «Bene!»
, erwiderte Guerrini. «Und was heißt das in einfachen Worten?»
    «Wir arbeiten mit Menschenrechtsgruppen in ganz Europa und haben auch Verbindungen zu Gruppen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Unsere Gruppe kümmert sich speziell um Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden. Wir verhelfen ihnen zur Flucht, besorgen sichere Verstecke und vermitteln sie in sichere Länder.»
    «Was verstehen Sie unter sicheren Ländern?», fragte Laura.
    «Nennen Sie mich Flavio!», erwiderte er leise. «Das ist mein Deckname. Die sicheren Länder variieren. Mal ist es Deutschland, dann wieder Schweden oder Norwegen, manchmal Großbritannien, Holland, auch Frankreich, sogar Portugal.»
    «Und welches sind die Kriterien für Sicherheit?» Guerrinis Stimme klang ungeduldig.
    «Alles Mögliche: Liberale Einwanderungsgesetze, Möglichkeiten für Illegale, Bedarf an Haushaltshilfen, seriöse Heiratsangebote zum Beispiel.»
    Guerrini seufzte. «Für mich klingt das wie alternativer Menschenhandel!»
    Und zu Lauras Überraschung antwortete der Mann mit dem Decknamen Flavio ganz offen und keineswegs ärgerlich. «Natürlich. So kann man es nennen. Es gibt aber keine andere Möglichkeit. Wenn man die Frauen aus den Fängender Zuhälter befreit und ganz legal helfen will   … Sie wissen genau, was dann passiert, nicht wahr? Sie werden in ihre Heimatländer abgeschoben. Und wissen Sie auch, was dann passieren kann?» Flavios Stimme war lauter geworden. Er hob den Arm, und sein ausgestreckter Zeigefinger leuchtete kurz in einem Lichtstrahl. «Ich habe mit einer Frau gesprochen, die nach Weißrussland zurückgeschickt wurde. Die Polizisten ihres eigenen Landes haben sie vergewaltigt, und dann wurde sie wieder den Menschenhändlern übergeben. Zwei Wochen nachdem wir sie aus Bosnien rausgeholt hatten, war sie wieder dort. Und als wir sie nochmal rausholen wollten, hat sie sich geweigert!»
    «Und dann?», fragte Laura.
    «Nichts dann. Sie blieb in dem kleinen Bordell, weil sie da wenigstens nicht misshandelt wurde und ein bisschen Geld bekam. Sie hatte überhaupt kein Vertrauen mehr! Für sie gab es kein Entkommen. Sie war wie ein Vogel, der einen Käfig sucht, weil er genau weiß, dass das Leben nur aus Käfigen besteht!»
    «Wo haben Sie dieses Bild

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