Wie man die richtige Arbeit für sich findet

die Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Ideen in die Realität diskutiert. Er sagte, das Leben sei kurz, und ich müsse es dafür nutzen, die Dinge zu tun, für die ich geboren bin. Am Tag danach ist er an einem Herzanfall gestorben. Unsere Zeit auf Erden ist knapp bemessen, aber wir müssen bereit sein, Risiken einzugehen und uns zum Narren zu machen, und dürfen die Hoffnung auf eine bessere Welt niemals aufgeben. Es gibt so viel Wichtigeres als Status oder alles Geld, das wir im Hamsterrad des Konkurrenzkampfs ergattern können.
    Clare hat das Bemühen um Veränderung vom Onlinejournalismus und vom literarischen Verlegen zu Ökologiekampagnen, politischer Öffentlichkeitsarbeit und zum Fernsehen geführt. Ein so breit gefächertes Betätigungsspektrum wäre noch vor hundert Jahren unmöglich gewesen. Damals war ethische Arbeit in der Hauptsache auf Missionarstätigkeit und einige wenige Berufe im Pflegebereich beschränkt. Unabhängig davon, welchen Weg man einschlagen will, zwei Problemen wird sich über kurz oder lang jeder stellen müssen, der mit seiner Arbeit etwas bewegen möchte.
    Das erste betrifft die Auswirkungen des eigenen Handelns. Es ist oft sehr schwer zu erkennen, ob und wie sich das eigene Tun in messbaren Veränderungen niederschlägt, und das kann frustrierend sein. Ich weiß das aus persönlicher Erfahrung, weil ich als Akademiker und Entwicklungsberater jahrelang über Armut und Missachtung der Menschenrechte in Lateinamerika geschrieben habe. Trug die Wörterflut, die ich wie am Fließband fabrizierte, wirklich dazu bei, das Alltagsleben der Menschen zu verbessern? Ich fühlte mich wesentlich wohler, als ich etwas anderes anfing und ein kommunales Projekt in meiner Heimatstadt Oxford leitete, wo die Auswirkungen meiner Arbeit viel unmittelbarer zu sehen waren. Nach einiger Zeit jedoch kamen mir abermals Zweifel, ob das, was ich anstoßen konnte, meinen Maßstäben genügte.
    Das zweite Problem stellt sich durch die Vereinbarkeit des Wunsches nach Veränderungen mit der Notwendigkeit des Gelderwerbs. Clare Taylor hat ein finanzielles Opfer dafür gebracht, so zu arbeiten, dass es ihren ethischen Grundsätzen entspricht. Mit der Entstehung neuer Arbeitsfelder im sozialen Sektor ist es aber vielleicht doch möglich, intrinsische Motive – das Festhalten an den eigenen Überzeugungen – mit extrinsischen Motiven – dem Geldverdienen – zu verbinden. Am Beispiel des Lebenswegs von Anita Roddick, Gründerin der britischen Handelskette für Kosmetikprodukte The Body Shop , wollen wir diesen Fragen genauer auf den Grund gehen.
    Als sie im Jahre 2007 starb, war Anita Roddick eine der erfolgreichsten und angesehensten Unternehmerinnen weltweit und galt als Pionierin der Verbindung von Ethik und Wirtschaftstätigkeit. Dabei startete die von ihr geleitete Firma The Body Shop zunächst gar nicht als werteorientiertes Unternehmen. Als Roddick 1976 in Brighton – nach gescheiterten Versuchen mit dem Betreiben eines Bed & Breakfast und einer Rock’n’Roll-Burger-Bar – ihr erstes Ladengeschäft eröffnete, wollte sie nur genug Geld verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Als sie ihre Kunden damals bat, leere Flaschen zum Nachfüllen wiederzubringen, ging es ihr noch nicht um Umweltschutz, sondern hatte rein finanzielle Gründe. »Alles hing vom Geld beziehungsweise vom fehlenden Geld ab«, schreibt sie in ihren Memoiren.
    Allmählich aber wurden Werte immer wichtiger für die Geschäftstätigkeit und verwandelten The Body Shop in ein Unternehmen, das durch die Herstellung und den Vertrieb von Kosmetikprodukten nach ethischen Grundsätzen Veränderungen herbeiführen wollte. Gewinn musste zwar selbstverständlich auch erwirtschaftet werden, aber um seine Maximierung ging es Anita Roddick nicht. »Ich habe etwas gegen Profitmaximierung, die nur dazu dient, Investoren zufriedenzustellen«, bekannte sie offen. Kern ihrer Unternehmensphilosophie war vielmehr ihre Überzeugung, dass es notwendig ist, »Arbeit in Verbindung mit einem Wertesystem neu zu erfinden … wir sind ein Hersteller von Haar- und Hautpflegeprodukten, der sich für positive soziale Veränderungen einsetzt.«

    Anita Roddick in der Anfangsphase von The Body Shop in den Siebzigern. Sie kam zu der Überzeugung, dass es notwendig ist, Arbeit in Verbindung mit einem Wertesystem neu zu erfinden.
( Anita Roddick © The Roddick Foundation)
    Was bedeutete das in der Praxis? Eine Initiative in der Anfangszeit des Unternehmens, das