Wie man die richtige Arbeit für sich findet
und Renaissance-Generalist. Eine Bekannte, die diese Übung ebenfalls gemacht hat – eine Dokumentarfilmerin, die an ihrem Beruf zweifelte –, notierte Masseurin, Bildhauerin, Cellistin, Drehbuchautorin und Besitzerin einer altmodischen Bar auf einer kleinen Kanaren-Insel.
Kehren Sie nun auf die Erde zurück, und schauen Sie sich Ihre fünf gewählten Tätigkeiten genau an. Schreiben Sie auf, was Sie an der jeweiligen Tätigkeit reizt. Dann sehen Sie sich Ihre Auswahl unter Berücksichtigung der folgenden Frage noch einmal an:
– Inwieweit werden die jeweiligen Berufe den Motiven aus der vorigen Aufgabe gerecht, denen Sie künftig Priorität bei der Jobwahl einräumen wollten?
Möchten Sie zum Beispiel in Zukunft mit Ihrer Arbeit etwas verändern, und streben Sie zugleich einen hohen Status an, vergleichen Sie, welcher Ihrer fünf Phantasieberufe das ermöglichen könnte. Der Zweck dieser Übung ist, dass Sie sich noch gründlicher überlegen, was genau Sie von einem Beruf erwarten, welche Erfahrungen Sie wirklich machen wollen.
Die persönliche Stellenanzeige
Auch wenn Sie nach diesen beiden Übungen vermutlich schon genauer wissen, welche Berufe tatsächliche Optionen für Sie sein könnten, sollten Sie nicht automatisch davon ausgehen, dass bloß Sie selbst am besten einschätzen können, was Ihnen Erfüllung bringen kann. Mit einer von Ihnen verfassten Stellenanzeige können Sie den Rat anderer einholen.
Mit dieser Aufgabe soll etwas probiert werden, was das genaue Gegenteil der üblichen Arbeitssuche ist: Stellen Sie sich vor, Zeitungen veröffentlichten keine Stellenangebote, sondern zeigten statt dessen Menschen, die eine Stelle suchen.
Sie lösen diese Ausgabe in zwei Schritten. In Schritt eins formulieren Sie eine halbseitige Anzeige und teilen der Welt mit, wer Sie sind und was Ihnen im Leben wichtig ist. Sie notieren Ihre Talente (z.B. Sie sprechen Mongolisch oder spielen Bassgitarre), Ihre Hobbys (z.B. Ikebana, Sporttauchen) und Ihre Überzeugungen und Grundwerte (z.B. Engagement für Tierschutz oder Menschenrechte). Sie vermerken persönliche Eigenschaften (z.B. schnelle Auffassungsgabe, Ungeduld, mangelndes Selbstvertrauen) und alles andere, das Ihnen wichtig erscheint – Ihre Gehaltsvorstellungen oder die Bereitschaft, im Ausland zu arbeiten. Achten Sie darauf, keinen speziellen Berufswunsch zu nennen und auch keine Angaben über Ihren Bildungsabschluss oder Ihre bisherige Berufserfahrung zu machen, sondern beschränken Sie sich auf die Darstellung Ihrer Motive und Interessen.
Jetzt kommt der spannende Teil. Erstellen Sie eine Liste mit zehn Ihrer Bekannten aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und mit verschiedenen Berufen: zum Beispiel Ihren Onkel, der Polizist, oder den Freund, der Karikaturist ist. Diesen zehn Personen mailen Sie Ihr Stellengesuch und lassen sich von ihnen zwei oder drei Tätigkeiten empfehlen, die zu Ihrer Selbstbeschreibung passen. Bitten Sie die Personen um konkrete Vorschläge – also nicht um allgemeine Formulierungen wie: »Du solltest etwas mit Kindern machen«, sondern: »Du solltest mit Straßenkindern in Rio de Janeiro arbeiten.«
Am Ende dieses kleinen Experiments dürfte eine bunt gemischte Liste von Berufen zusammengekommen sein, darunter viele, die Ihnen selbst nie eingefallen wären. Das Ganze soll Ihnen nicht nur überraschende Ideen für mögliche künftige Berufe liefern, sondern Ihnen auch helfen, Ihre vielen Ichs zu sehen.
Stellenanzeige
(mit freundlicher Genehmigung des Autors)
Nachdem drei Aufgaben gelöst sind, sollten Sie genügend Selbstsicherheit gewonnen haben, um eine eigene Liste der Jobs zu erstellen, die Ihnen aussichtsreich erscheinen. Was sollten Sie als Nächstes tun? Gewiss nicht Ihren Lebenslauf herumschicken. Wie das folgende Kapitel zeigt, besteht der Schlüssel zum Finden einer Sie erfüllenden Tätigkeit vielmehr darin, dass man mit diesen Möglichkeiten experimentiert – und zwar an dem erschreckenden Ort namens reale Welt. Es ist an der Zeit, ein »radikales Sabbatical« zu nehmen.
27 Michael Argyle, The Social Psychology of Work . London: Penguin, 1989, S. 99-101.
28 Martin Seligman: Der Glücksfaktor, Warum Optimisten länger leben. Köln, 2011, S.90; Oliver James, Affluenza: How to be Successful and Stay Sane . London: Vermilion 2007, S. 52.
29 Sue Gerhardt, The Selfish Society: How We All Forgot to Love One Another and Made Money Instead , London: Simon & Schuster 2010, S. 32-33.
30 Barry Schwartz, Anleitung
Weitere Kostenlose Bücher