Wie man die richtige Arbeit für sich findet
zur Unzufriedenheit. a.a.O., S. 211.
31 Jean-Jacques Rousseau, Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen. in: Schriften in zwei Bänden. Band 1. Hg. von Henning Ritter. München, Hanser 1978, S. 260.
32 C. S. Lewis, Der innere Ring und andere Essays . Basel/Gießen, Brunnen-Verlag 1991. siehe auch: www.lewissociety.org/innerring.php.
33 Hannah Arendt, Vita activa oder Vom tätigen Leben . München-Zürich, Piper Verlag, S. 29.
34 Peter Singer, Wie sollen wir leben. Ethik in einer egoistischen Zeit . Erlangen, Harald Fischer Verlag 1996, S. 247 ff.
35 Roman Krznaric, The First Beautiful Game: Stories of Obsession in Real Tennis , S. 72-84.
36 Herminia Ibarra, Working Identity: Unconventional Strategies for Reinventing Your Career , S. xi.
37 Julia Cameron, The Artist’s Way: A Course in Discovering and Recovering Your Creative Self . London, Pan 1995, S. 39; John Williams, Screw Work, Let’s Play: How to do what you love and get paid for it . Financial Times Prentice Hall 2010, S. 37.
4 Erst handeln, dann nachdenken
Wie fassen wir Mut?
Im Jahre 1787 verlor Mary Wollstonecraft, die Pionierin im Kampf für Frauenrechte, ihre Stelle als Hauslehrerin bei einer wohlhabenden Familie in Irland und konzentrierte sich ganz auf die Schriftstellerei – zu einem Zeitpunkt in der Geschichte, als es so gut wie keine freiberuflichen Schriftstellerinnen gab. Im Jahre 1882 gab Paul Gauguin seine feste Stelle als Börsenmakler in Paris auf und widmete sich ganz der Malerei. Mit dreißig ließ Albert Schweitzer seine vielversprechende Karriere als Organist und Dozent für Theologie in Straßburg sausen, absolvierte noch ein Medizinstudium und reiste 1913 ins tropische Afrika, wo er im heutigen Gabun ein Hospital für Leprakranke aufbaute.
Manche Menschen lassen sich von solchen Geschichten wagemutiger beruflicher Neuorientierungen begeistern, in anderen aber erzeugen sie das Gefühl persönlicher Unzulänglichkeit, ja wirken regelrecht einschüchternd. Warum? Weil wir zwar auch davon träumen, noch einmal neu anzufangen, oft aber nicht den Mut dazu aufbringen. Fünfzig Prozent aller Angestellten in den westlichen Ländern sind unzufrieden mit dem, was sie tun, aber etwa ein Viertel davon hat zu große Angst vor Veränderung, ist gefangen in Angst und mangelndem Selbstvertrauen. »Dächte der Taucher immer nur an den Hai, bekäme er nie eine Perle in die Hand«, schreibt Sa’di, ein persischer Dichter des dreizehnten Jahrhunderts. Schön gesagt, aber vielleicht kriegen wir den Hai trotzdem nicht aus dem Kopf, und das hält uns davon ab, uns mit kühnem Sprung in die Zukunft zu stürzen.
Wir haben bereits eine Reihe von Tätigkeiten oder »möglichen Ichs« benannt, die Chancen auf berufliche Erfüllung bieten: die Gründung einer kleinen Firma vielleicht, eine Zweitausbildung zum Anwalt oder die Arbeit als freiberuflicher Übersetzer. Wie aber entwickeln wir den Mut zur Veränderung – und treffen auf dem Weg dorthin die richtigen Entscheidungen? Die unerlässlichen Schritte ins Unbekannte müssen auch wirklich gegangen werden; uns zu positivem Denken zu ermahnen genügt nicht. Zunächst müssen wir die psychischen Mechanismen der Angst verstehen und uns Klarheit darüber verschaffen, warum der Gedanke an einen Berufswechsel so viel Besorgnis auslösen kann. Danach müssen wir unsere möglichen Ichs in der Realität ausprobieren. Wir werden mit Experimenten wie dem »radikalen Sabbatical«, dem »Nebenprojekt« und der »mündlichen Recherche« arbeiten, auf die ich später zurückkommen werde. Schließlich werden wir uns dem Begriff »Flow« zuwenden, neben Sinn und Freiheit eines der drei Hauptmerkmale erfüllender Arbeit und ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung zwischen verschiedenen Optionen.
Nach und nach wird sich herauskristallisieren, dass sich die Angst vor Veränderung am besten überwinden lässt, wenn wir uns vom traditionellen Modell des Berufswechsels lösen. Wir brauchen nicht erst minutiös jeden Schritt zu planen, bevor wir handeln. Wir werden stattdessen die entgegengesetzte Strategie anwenden, das heißt, erst handeln und dann nachdenken. Wir werden uns Leonardo da Vincis Credo zu eigen machen: »Die Erfahrung wird meine Herrin sein.«
Warum wir Angst vor Veränderung haben
Fast jeder, der sich beruflich verändern möchte, hat große Angst vor so einem Schritt. Nur wenige Glückliche sind wagemutig wie der legendäre griechische Held Odysseus. Die
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