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Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Titel: Wie man die richtige Arbeit für sich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Krznaric
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Tag, nach der Rückkehr aus dem Labor oft noch bis zwei Uhr nachts zu Hause. 1897 begann sie gemeinsam mit ihrem Mann Pierre Curie ihre Forschungen zur Strahlung uranhaltiger Stoffe, die ein Jahr später zur Entdeckung des Radiums führten. Es folgten vier Jahre in einem zugigen Schuppen, der ihnen als Labor diente und in dem sie die Eigenschaften von Radium und Polonium, dem neuen, von Marie entdeckten Element, untersuchten. Curies hervorragende Leistungen und ihre Hingabe an die Wissenschaft wurden 1903 mit einem Nobelpreis für Physik und 1911 mit einem zweiten für Chemie gewürdigt. Sie war die erste Frau, die in Frankreich eine Universitätsprofessur erhielt, und wurde schließlich eine der berühmtesten Wissenschaftlerinnen der Welt.
    Marie Curie ging vollkommen auf in ihrem Beruf. In den ersten Pariser Jahren führte sie ein fast klösterliches Leben, ernährte sich manchmal wochenlang nur von Butterbrot und Tee, wodurch sie unter Blutarmut zu leiden begann und ihr vor Hunger regelmäßig die Sinne schwanden. Sie scheute den Ruhm, hatte kein Interesse an materiellen Dingen oder Komfort und lebte anfangs in einer praktisch unmöblierten Wohnung: Status und Geld bedeuteten ihr wenig. Als eine Verwandte anbot, ihr Hochzeitskleid zu bezahlen, erwiderte Marie: »Wenn du wirklich so nett sein willst, mir eines zu kaufen, dann such bitte ein praktisches dunkles aus, damit ich es hinterher noch anziehen kann, wenn ich ins Labor gehe.« 55 Sie starb mit 67 im Jahre 1934. Kurz vor ihrem Tod fasste sie ihre Arbeitsauffassung so zusammen: »Das Leben ist für keinen von uns leicht … Aber was soll’s? Wir brauchen Beharrlichkeit und vor allem: Selbstvertrauen. Wir müssen fest daran glauben, dass wir eine Begabung für etwas haben, und dieses Etwas müssen wir erreichen, koste es, was es wolle.« 56
    Welche Erkenntnisse lassen sich aus Marie Curies beruflichem Werdegang gewinnen? Mit Sicherheit erfüllte er alle Kriterien einer Berufung. In ihrer Arbeit fand Curie alle elementaren Voraussetzungen für einen erfüllenden Beruf: Er ermöglichte es ihr, ihre geistigen Fähigkeiten voll auszuschöpfen und ihre große Leidenschaft für die Naturwissenschaften auszuleben. Und er gab ihr das Gefühl, etwas zu bewirken – vor allem in Hinblick auf die künftige Nutzung der Strahlentherapie in der Krebsbehandlung. Nicht zuletzt hatte sie ein im aristotelischen Sinne verstandenes Ziel in Gestalt der konkreten Aufgabe, die sie sich gestellt hatte: das Wesen der Strahlung zu erforschen.

    Marie Curie fand ihre Berufung nicht. Sie ließ sie heranreifen.
(Marie Curie © Time & Life Pictures / Getty Images)
    Noch wichtiger ist die Frage nach der Herausbildung dieses Ziels. Wer beruflich in der Flaute steckt, möchte doch eigentlich wissen: »Wie finde ich eine Berufung?« Die Antwort, die Marie Curies Arbeitsleben nahelegt, lautet: Eine Berufung ist etwas, was man wachsen lässt und mit dem man verwächst – kein Fundstück.
    Sehr verbreitet ist leider die irrige Annahme, Berufung sei so etwas wie ein Geistesblitz, der einen in einem Moment der Erleuchtung durchfährt. Wir liegen im Bett, und mit einem Mal wissen wir ganz genau, was wir mit unserem Leben anfangen sollen, so als habe die Stimme Gottes uns zugerufen: »Gehe hin und schreibe Kochbücher!« Andere glauben wiederum, die Berufung sei das Ergebnis einer intensiven Selbsterforschung, der wir uns unterziehen und in deren Verlauf irgendwann hell und klar unsere Zukunft vor uns steht. »Meine Lebensaufgabe besteht darin, eine Otterstation aufzubauen!« Es ist ein verführerischer Gedanke, der uns letztlich der eigenen Verantwortung enthebt. Irgendjemand oder irgendetwas wird uns schon sagen, was wir tun sollen.
    In Marie Curies Berufsleben gab es so einen wunderbaren Moment nicht, in dem sie durch blitzartige Eingebung plötzlich gewusst hätte, dass sie ihre Arbeitskraft der Erforschung der Radioaktivität widmen muss. Dieses Ziel bewegte sich vielmehr während ihrer wissenschaftlichen Arbeit im Labor nach und nach auf sie zu. Curie wollte anfangs ja Ärztin werden wie ihre ältere Schwester und begann nach ihrer Hinwendung zur Physik und Chemie zunächst mit Forschungen über die magnetischen Eigenschaften von Stahlsorten. Erst mit dreißig widmete sie sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit der Uranstrahlung und knüpfte an die Arbeiten Henri Becquerels an. Nach der Entdeckung des Radiums sollten noch Jahre intensiven Experimentierens im Labor vergehen, bis sie einer

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