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Wie man die Welt verändert: Über Marx und den Marxismus (German Edition)

Wie man die Welt verändert: Über Marx und den Marxismus (German Edition)

Titel: Wie man die Welt verändert: Über Marx und den Marxismus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Hobsbawm
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Marx-Biographie, und als Beispiel mag Mehrings quasi-offizielle Lebensbeschreibung dienen, die 1918 erschien; vielleicht noch auffallender zeigte sie sich in den redaktionellen Auslassungen im publizierten Briefwechsel zwischen Marx und Engels.) In den Ländern der zweiten Kategorie nahmen Marxisten und Marx-Biographen das Leben der Klassiker einfach als Gegebenheiten, auch wenn manche Details sie womöglich in weniger günstigem Licht zeigten. Divergenzen dieser Art wurden nach 1956 zunehmend zu einem Merkmal der Geschichte des Marxismus, die Marx’schen Schriften eingeschlossen.
    Abschließend ein kurzer Überblick über die Verbreitung der Werke der Klassiker. Hier ist zunächst der hohe Stellenwert festzuhalten, den die Schriften in der Zeit der »monolithischen« kommunistischen Orthodoxie hatten, die zugleich eine Zeit der systematischen Popularisierung von Texten der Klassiker war. Diese Popularisierung schlug vier Wege ein: die Einzelveröffentlichung von Schriften der Klassiker, die Publikation von Zusammenstellungen ausgewählter oder gesammelter Werke, die Publikation von Anthologien zu bestimmten Themen und schließlich die Zusammenstellung von Kompendien zur marxistischen Theorie, die auf Schriften der Klassiker beruhten und diese ausgiebig zitierten. Es muss wohl kaum erwähnt werden, dass zu »den Klassikern« neben Marx und Engels auch Lenin und später Stalin gehörten. Gleichwohl konnte sich – außer vielleicht Georgi Plechanow – kein weiterer marxistischer Autor international im Ensemble der »Klassiker« etablieren, jedenfalls nicht seit den 1920er Jahren.
    Die eher einfachen Reihen, in denen die Einzelveröffentlichungen erschienen, trugen Titel wie »Les éléments du communisme« oder »Piccola biblioteca marxista«, möglicherweise wohl in Anlehnung an die Reihe »Elementarbücher des Kommunismus«, die in Deutschland vor 1933 den Weg bereitete. Zu den in diesen Reihen publizierten Schriften gehörten das Manifest , Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft , Lohn, Preis und Profit , Lohnarbeit und Kapital oder Der Bürgerkrieg in Frankreich , aber auch jeweils aktuelle Zusammenstellungen wie beispielsweise in den 1930er Jahren eine Auswahl Marx’scher und Engels’scher Polemiken gegen die Anarchisten. Auch die umfangreicheren Werke wurden üblicherweise in einem Standardformat in Reihen wie »The Marxist-Leninist Library« oder »Classici del marxismo« publiziert. Das Titelverzeichnis der englischen »Marxist-Leninist Library« am Vorabend des Zweiten Weltkriegs mag einen Eindruck vermitteln, was eine derartige Reihe beinhaltete. So umfasste die »Library« (ohne die Titel, die nicht von Marx und Engels stammten) den Anti-Dühring , die Feuerbach -Schrift, einen Band Briefe an Kugelmann , Die Klassenkämpfe in Frankreich , den Bürgerkrieg in Frankreich , Revolution und Konterrevolution in Deutschland , Engels’ Zur Wohnungsfrage , Das Elend der Philosophie , einen Band Selected Correspondence (mit Briefen von Marx und Engels), die sogenannte Kritik des Gothaer Programms , einen Band »On Capital« (mit Artikeln und Aufsätzen von Engels zum Kapital ) sowie eine gekürzte Fassung der Deutschen Ideologie . Der erste Band des Kapitals wurde nun gewöhnlich ebenfalls in extenso publiziert und nicht in einer gekürzten und leichter verdaulichen Version, wie unter der Ägide der Sozialdemokratie üblich. Bis Ende der 1930er Jahre scheint es indes keinen Anlauf gegeben zu haben, Ausgewählte Werke von Marx und Engels zu veröffentlichen, später jedoch erschien in Moskau eine solche Auswahl als zweibändige (und später dreibändige) Ausgabe, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde und vor allem nach dem Krieg Verbreitung fand. Von kommunistischer Seite gab es nach dem Ende der MEGA augenscheinlich neben der russischen Sočinenija zunächst kein Publikationsprojekt für eine Ausgabe der Gesammelten Werke von Marx und Engels. Das änderte sich erst mit dem Erscheinen der MEW (1956–1968). Eine französische Ausgabe ließ bis in die 1960er Jahre auf sich warten, die italienische bis 1972 und die englischen Collected Works brauchten bis 1975, zweifellos nicht zuletzt aufgrund der gewaltigen und schwierigen Aufgabe, die Texte zu übersetzen. Die Bedeutung, die man der Verbreitung der marxistischen Klassiker beimaß, wird durch den Umstand deutlich, dass der führende Kopf der italienischen Kommunistischen Partei, Palmiro Togliatti, in der italienischen Ausgabe der

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