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Wie man die Welt verändert: Über Marx und den Marxismus (German Edition)

Wie man die Welt verändert: Über Marx und den Marxismus (German Edition)

Titel: Wie man die Welt verändert: Über Marx und den Marxismus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Hobsbawm
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gleichwohl unvollständige Ausgabe auf Portugiesisch bis 1962 auf sich warten ließ. In der Zwischenkriegszeit drang Das Kapital nach (wenn auch nicht ganz) Südosteuropa vor, mit Ausgaben auf Ungarisch (1921), Griechisch (1927) und Serbisch (1933/34). Größere Bemühungen, das Werk in die Sprachen der UdSSR zu übersetzen, scheint man damals nicht unternommen zu haben, die Übersetzung ins Ukrainische (1925) ausgenommen. Eine eigene Ausgabe wurde 1920 im unabhängigen Lettland veröffentlicht, ein spätes Echo auf den beachtlichen Einfluss des Marxismus im Zarenreich. Zu jener Zeit drang Das Kapital auch erstmals in die nicht-europäische Welt (außerhalb der USA) vor, es erschienen eine Ausgabe in Argentinien (1918) und Übersetzungen ins Japanische (1920), Chinesische (1930–1933) und Arabische (1939). Man kann mit Sicherheit sagen, dass dieses Vordringen unmittelbar mit den Nachwirkungen der russischen Revolution zusammenhing.
    Die Jahrzehnte der Nachkriegszeit brachten zahlreiche Übersetzungen des Kapitals in die Sprachen der nun kommunistisch regierten Länder: ins Rumänische (1947), Mazedonische (1953), Slowakische (1955), Koreanische (1955/56), Slowenische (1961), Vietnamesische (1961/62) und Spanische (auf Kuba, 1962). Eigentümlicherweise bemühte man sich erst ab 1952 systematisch, das Werk auch in die Sprachen der UdSSR zu übersetzen (ins Weißrussische, Armenische, Georgische, Usbekische, Aserbeidschanische, Litauische, Ugrische, Turkmenische und Kasachische). Eine weitere wichtige Etappe war das Vordringen des Kapitals in Sprachen des unabhängigen Indien, mit Ausgaben auf Marathi, Hindi und Bengalisch in den 1950er und 1960er Jahren.
    Die weite internationale Verbreitung mancher Sprachen (des Spanischen in Lateinamerika, des Arabischen in der islamischen Welt, des Englischen und Französischen) verdeckt die tatsächliche geographische Verbreitung marxistischer Literatur; gleichwohl ließe sich annehmen, dass selbst Ende der 1970er Jahre die Schriften von Marx und Engels in den gesprochenen Landessprachen eines großen Teils der nicht-sozialistischen Welt außerhalb Europas nicht verfügbar waren, mit Ausnahme Lateinamerikas. Wie leicht zugänglich oder wie weit verbreitet die verfügbaren Ausgaben im Einzelnen waren, kann hier nicht untersucht werden, doch kann man wohl davon ausgehen, dass die Schriften, wo sie nicht staatlicherseits verboten waren, an Schulen und Universitäten sowie für die gebildete Öffentlichkeit weltweit weithin zugänglich waren, und das in einem Ausmaß wie nie zuvor. Inwiefern sie außerhalb kleiner Zirkel gelesen oder auch nur gekauft wurden, bleibt unklar. Um solche Fragen zu beantworten, bedürfte es beträchtlicher Forschungen, die bislang noch nicht angestellt wurden.

Teil 2

MARXISMUS

10 GRAMSCI
    Antonio Gramsci starb 1937. Im ersten Jahrzehnt nach seinem Tod kannte ihn außer seinen alten Genossen aus den 1920er Jahren so gut wie niemand, da von seinen Schriften nur sehr wenig veröffentlicht und verfügbar war. Das bedeutet freilich nicht, dass er keinen Einfluss gehabt hätte, denn Palmiro Togliatti führte die italienische KP durchaus nach Gramsci’schen Grundsätzen oder zumindest nach seiner Interpretation von Gramscis Vorstellungen. Sonst aber war Gramsci für die meisten Menschen, selbst für Kommunisten, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs kaum mehr als ein Name. Im zweiten Jahrzehnt nach seinem Tod erlangte er in Italien enorme Bekanntheit und fand weit über kommunistische Kreise hinaus Bewunderung. Seine Werke wurden von der KPI umfangreich publiziert, vor allem aber vom Verlagshaus Einaudi. Diese frühen Ausgaben stießen zwar zum Teil auf heftige Kritik, machten Gramsci aber einer breiten Leserschaft bekannt und ermöglichten es den Italienern, seine Stellung als wichtiger marxistischer Denker und ganz allgemein als wichtige Gestalt der italienischen Kultur im 20. Jahrhundert zu beurteilen.
    Allerdings nur den Italienern. Denn außerhalb seines Heimatlands blieb Gramsci in diesem Jahrzehnt aus ganz praktischen Gründen weitgehend unbekannt, weil nämlich schlicht so gut wie nichts übersetzt wurde. Selbst Versuche, seine bewegenden Gefängnisbriefe in Großbritannien und den USA zu veröffentlichen, scheiterten. Abgesehen von einer Handvoll Leuten, die persönliche Kontakte nach Italien hatten und seine Texte im Original lesen konnten – überwiegend Kommunisten –, war es nördlich der Alpen so, als hätte es ihn nie gegeben.
    Im dritten

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