Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
Bedeutung erlangt. Ein literarisches Symbol hat nur für den Leser eine Bedeutung, nicht für die Figuren. Angenommen, ein Autor weist in einer Geschichte immer dann, wenn er Schurken beschreibt, auf deren blankgeputzte Schuhe hin. Die Schuhe sind ein Symbol für das Böse. Doch für wen haben Sie diese symbolische Bedeutung? Sicherlich nicht für die Figuren. Der Autor spielt mit seinen Symbolen. Er sagt quasi zum Leser, wir wollen mal sehen, ob du die verborgene Bedeutung dieser Schuhe herausfindest. Gute Literatur benutzt Mittel, die den Charakter erhellen.
Hier ist ein weiterer Trick der Imagisten. Ein Imagist könnte eine Geschichte schreiben, die etwa folgendermaßen abliefe: Über der Tür des Hauses, in dem Henry und Henrietta wohnen, weht eine rote Flagge. In ihrem Wohnzimmer liegt ein roter Teppich. Sie schneidet sich versehentlich und es fließt rotes Blut. Später streiten sie sich; er sieht rot. Henry fährt in einem roten Taxi weg und trägt eine rote Krawatte. Keine der Figuren in der Geschichte verbindet rot mit den Ereignissen der Geschichte. Der Autor benutzt das Rot, um die Geschichte durch ihre Bilder »zusammenzuhalten«. Das verwendete Bild muß natürlich keine Farbe sein. Es könnte auch eine Topfpflanze, eine 747, ein Jupitermond, eine Schere, eine Katze oder ein paar schmutzige Socken sein. Irgendwas. Solche Bilder nennt man »Grundmetaphern«. Benutzt man ein solches Mittel wie die Grundmetapher, dann entsteht nicht Kunst, sondern Künstlichkeit.
Wenn Sie jemals einen Autor sagen hören: »Ich habe meine Geschichte zu Ende geschrieben, und jetzt baue ich die Symbole ein«, dann sind Sie an einen Schriftsteller geraten, der unter dem perversen Einfluß der imagistischen Schule steht.
Imagistische Autoren neigen dazu, bestimmte Symbole zu benutzen, die man als »klassische Anspielungen« bezeichnet - versteckte Anspielungen auf die Götter der griechischen Mythologie oder auf die Bibel. Ein imagistischer Autor könnte eine Figur Bob Pantheon nennen. Der Name soll ein Hinweis darauf sein, daß dieser Mann den Göttern gleich ist, denn das Pantheon war die Gesamtheit der griechischen Götter. Wenn Sie einen verdammt guten Roman schreiben wollen, verschwenden sie Ihre Zeit nicht damit zu versuchen, klassische Anspielungen zu finden. Figuren, Konflikt und eine langsame Entwicklung auf einen Höhepunkt hin
- darauf kommt es an.
Eine angemessene Verwendung von Symbolen sieht so aus: wenn eine Figur nach etwas sucht oder ein Ziel hat, sollte dies symbolisch dargestellt werden. Wenn eine Figur beispielsweise ihrer Einsamkeit entfliehen will, sollte es ein Symbol für diese Flucht geben - etwas, das die Figur sieht und sich wünscht, aber nicht bekommen kann. Vielleicht die Aufnahme in einen bestimmten Club oder eine Karte für das Liebesboot. Wenn eine Figur nach Status strebt, könnte ein Symbol dafür eventuell ein Paar Schuhe aus Alligatorleder sein oder ein pinkfarbener Cadillac Eldorado. Abstrakte Wünsche und Begierden sind im realen Leben okay, aber in einem Roman machen sie sich nicht so gut. Durch ein passendes Lebenssymbol wird die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Konflikte gelenkt. Das ist die legitime Verwendung und Bedeutung von Symbolen.
7
DIE HOHE KUNST, GUTE DIALOGE
UND SINNLICHE, DRAMATISCHE
PROSA ZU SCHREIBEN
DIALOG: DIREKT UND INDIREKT, INSPIRIERT
UND UNINSPIRIERT
»Hallo«, sagte Joe zu Mary. Mary sah von dem Buch auf, das sie gerade las. »Hallo«, sagte sie.
Joe trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Er war überzeugt, daß jeder in der Schul-Cafeteria zu ihm hinsah. »Was machst du?« fragte er.
»Lesen.«
»Oh. Was?«
»Moby Dick.«
»Lohnt sich das?«
»Ist nur ‘ne Geschichte von ‘nem Fisch.«
Joe setzte sich. Er fuhr sich mit einem Finger unter den Hemdkragen, um den Schweiß wegzuwischen, der ihm den Hals hinunter lief.
»Ah, ich muß dich was fragen«, sagte er.
»Ich höre.«
»Äh, bist du schon für den Ball mit jemand verabredet?« »Ich will gar nicht hingehen.« »Mensch, da gehn doch alle hin. Hast du Lust, mit mir zu gehen?«
»Hmmm. Ich denk drüber nach, okay?«
»Denk nicht nach, tu’s einfach! Ich kriege den Wagen von meinem Vater. Und Geld habe ich
jede Menge dabei.«
»Klingt nicht schlecht.«
»Wir können vorher in Benny’s Pizza Palace essen gehen.«
»Also gut.«
Rein formal betrachtet ist die Szene dramatisch: sie hat einen zentralen
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