Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
Vom Netzwerk:
stand, als sie vom Einkaufen zurückkam. Die alte Frau war runzlig und gebeugt und bleich wie der Tod. Die Augen traten aus ihren Höhlen, und ihre Pupillen waren trübe wie die kalten Au-gen eines toten Fisches.

    »Sind Sie die Frau, die Jeffrey heiraten soll?«

    Julie nickte. »Ja. Am Samstag.«

    »Sie sollten wissen, daß er wahnsinnig ist.

    Das liegt ihm im Blut.«

    Die alte Frau wandte sich zum Gehen.

    »Warten Sie!« rief Julie. »Woher wissen Sie

    das?«

        Die alte Frau blieb stehen, gab ein meckerndes Lachen von sich und drehte den Kopf zurück. »Ich bin mit ihm verwandt, und ich bin wahnsinnig. Deshalb weiß ich es.«

        Benutzen Sie Ihre Nebenfiguren, um Hinweise auf zukünftige Handlungen der Hauptfiguren zu geben.

        Sie können auf spätere Handlungen einer Hauptfigur allerdings auch durch ihre eigenen Handlungen hinweisen. Was eine Figur unter wenig Streß tut, ist sehr aufschlußreich dafür, was sie unter großem Streß tun könnte. Angenommen, jemand ertränkt ein Kätzchen, daß ihm lästig ist. Oder er gräbt seine Fingernägel so tief in die Handfläche, daß es blutet, und ist für einen Augenblick von dem Blut fasziniert. Vielleicht brüllt er jemanden an, weil er vor seinem Auto über die Straße läuft. Solche Geschichten.

        Vergessen Sie nicht, Vorausdeutungen sind ein Versprechen. Wird ein Versprechen gegeben und nicht erfüllt, dann täuschen Sie den Leser.

    DIE SYMBOLE - DREI GLORREICHE HALUNKEN

    Ein Symbol ist etwas, das für jemanden eine Bedeutung zusätzlich zu der Bedeutung des Dings an sich hat. Wenn Sie einen Cowboy beschreiben, der durch die Gegend reitet und gedörrtes Rindfleisch kaut, dann hat das Dörrfleisch eine Bedeutung an sich. Es bedeutet Nahrung. Doch Dörrfleisch ist kein Symbol, weil es keine zusätzliche Bedeutung hat.

    Nun nehmen wir an, daß derselbe Cowboy zehn Jahre später ein reicher Ölbaron ist. Zufällig stößt er in einem protzigen Restaurant auf ein Stück Dörrfleisch an dem Tag, an dem er seinen besten Freund um dessen letzte Million erleichtern will. Er erinnert sich sehnsüchtig an das gedörrte Rindfleisch. Er würde das Zeug heute nicht mehr anrühren, doch das Dörrfleisch ist für ihn ein Symbol eines vergangenen unkomplizierten Lebens, als er ein ehrlicher Arbeiter war. Das Dörrfleisch ist auf die Ebene eines Symbols erhoben worden. Es steht für mehr als Nahrung. Es repräsentiert jetzt physisch Einfachheit, Ehrlichkeit und harte Arbeit. Wir wollen es ein »Lebens«-Symbol nennen, weil es für das »Leben« der Figur eine Bedeutung hat.

    Hier sind einige weitere Beispiele für Lebenssymbole:

    • In Moby Dick erhebt Melville den weißen Wal auf die Ebene eines Lebenssymbols. Er ist viel mehr als nur ein Wal; er ist die lebende Verkörperung des Bösen.

    • Das »A«, das in Hawthornes Der scharlachrote Buchstabe von der ehebrecherischen Heldin getragen wird, ist ein Lebenssymbol.

    • Das Einfangen des Fischs in Der alte Mann und das Meer ist ein Symbol für die Männlichkeit des alten Fischers. Es ist ein Lebenssymbol.

    • Das Stück Kohle, das er Bob Cratchit verweigert, ist ein Symbol für den Geiz von Scrooge; als er am Ende der Geschichte geläutert ist, ist der volle Kohleeimer, den Scrooge dem Schreiber gibt, ein Symbol für seine Großzügigkeit. Das Stück Kohle ist ein Lebenssymbol.

    Diese Lebenssymbole haben nicht nur für den Leser eine symbolische Bedeutung, sondern auch für die Figuren. Sie kommen in gewisser Weise ganz natürlich vor. Aus der Sicht des Autors sind sie »gefundene Symbole«. Während er die Geschichte erzählt, stößt der Schriftsteller auf Symbole, die dem Leser helfen sollen, sich auf die Konflikte und Probleme zu konzentrieren. Solche Symbole werden Sie seit jeher in jeder Literatur in allen Ländern rinden.

    Leider ist in letzter Zeit ein großer Mißbrauch mit Symbolen getrieben worden, was zum größten Teil auf eine Schule von Literaturkritikern zurückzuführen ist, die sich »die Imagisten« nannten. Die Imagisten sind die Nachkommen der berüchtigten »new critics« der vierziger und fünfziger Jahre, jener Halunken, die verkündeten, daß der Leser und nicht der Schriftsteller Urheber eines Werkes sei.
        Für die Imagisten kann ein Symbol mehr sein als ein Lebenssymbol; es kann ein »literarisches Symbol« sein. Ein literarisches Symbol ist im Gegensatz zu einem Lebenssymbol nicht etwas, das im normalen Verlauf der Geschichte für eine Figur eine

Weitere Kostenlose Bücher