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Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Titel: Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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Werkzeug hilft Ihnen, Ihr Erzählmaterial zu bearbeiten und ein gewaltiges Monument zu schaffen - einen verdammt guten Roman.
    Die Prämisse ist das wichtigste Instrument für das Schreiben von Romanen. Wenn Sie Ihre Geschichten mit einer starken Prämisse im Hinterkopf konstruieren, wird Ihr Roman dicht und ungeheuer spannend sein und Ihre Leser von Anfang bis Ende fesseln.
    Wie ich bereits in Wie man einen verdammt guten Roman schreibt erklärt habe, ist die Prämisse einfach eine Festlegung dessen, was mit den Figuren als Ergebnis des zentralen Konflikts der Geschichte passiert. »Zentraler Konflikt« ist lediglich ein anderer Ausdruck für die Handlung der Geschichte. Und genau das ist die Prämisse. Sie ist eine Festlegung dessen, was mit den Figuren als Ergebnis der Handlung der Geschichtepassiert. Nichts weiter. Was könnte simpler sein? Doch sobald Sie Ihre Prämisse formuliert haben, werden Sie wie durch Zauberei in der Lage sein, Ihr Erzählmaterial genauso zu bearbeiten, wie ein Steinmetz einen Stein mit dem Meißel bearbeitet.
    Viele Anfänger tun sich schwer mit diesem Begriff. Vielleicht weil Prämisse nach etwas klingt, das man eher mit Mathematikern oder Logikern verbindet, also mit Genies, die schwindelerregende Reihen von Symbolen an die Tafel schreiben. Vielleicht sollte man statt »Prämisse« lieber einen etwas benutzerfreundlichen Begriff verwenden, wie Hauptaussage oder Fazit der Geschichte. Oder gar des Autors Banane, so was in der Art. Ich fürchte bloß, das würde alles nur noch verwirrender machen. Es werden bereits massenhaft Fachausdrücke benutzt, da brauchen wir nicht noch mehr.
    Als ich das Schriftstellerhandwerk erlernte, hat mein Mentor Lester Gorn mich bei jeder

Geschichte, die ich schrieb, gefragt, was denn meine Prämisse sei, und jahrelang habe ich mich gewunden und irgend etwas gemurmelt wie »Du sollst nicht lügen« oder »Leben führt zum Tod« oder »Trau niemals einem Fremden«. Er lief dann jedesmal rot im Gesicht an und sagte mir, ich hätte meine Arbeit nicht im Griff. Dann erklärte er mir, was meine Prämisse sei, aber selbst wenn ich sie kannte, konnte ich sie nicht benutzen, weil ich nicht wußte wie.
    In den Kursen, die ich gebe, merke ich immer, wie die Augen vieler Studenten schläfrig werden, sobald ich das Wort Prämisse erwähne. Sie sind doch schließlich kreative Menschen. Warum sollten sie ihre Geschichten irgendeinem übergeordneten Prinzip unterwerfen? Macht es denn nicht viel mehr Spaß, einfach die Figuren die Geschichte schreiben zu lassen?
    Es macht vielleicht mehr Spaß, aber es ist der Weg ins Verderben. Als Romanautoren schaffen wir Geschichten aus dem, was DeVoto in The World of Fiction einen »Strom von Träumereien«, die »Phantasiebegabung des Romanciers« und die »Fähigkeit, seinen Ideenfluß in einen Zusammenhang zu bringen« nennt. Den Ideenfluß in einen Zusammenhang bringen ist genau das, was man tut, wenn man eine Prämisse formuliert und sich daranmacht, sie zu beweisen.
    Natürlich ist es herrlich, sich vom Strom der Phantasien und Träumereien treiben zu lassen, aber genau darin liegt das Problem. Wenn Sie Ihre Prämisse nicht kennen, werden Ihre Figuren tatsächlich die Geschichte schreiben, aber was für eine Geschichte kommt dabei her - aus? Wenn Sie Glück haben, eine gute. Aber ich hab bei meinen Studenten festgestellt - und das ist wirklich ein sehr talentierter Haufen - daß die Chancen, eine verdammt gute Geschichte zusammenzukriegen, wenn man die Figuren tun läßt, was sie wollen, ungefähr eins zu hundert stehen. Ohne Prämisse hat der Autor keinen Plan. Ohne Prämisse schreiben, das ist so, als wollten Sie mit verbundenen Augen von New York nach Kansas fahren. Ohne Prämisse ahmen Sie einfach das Leben nach, mit all seinen langweiligen Seitenwegen und Sackgassen.
    Eine Prämisse ist eine kurze Festlegung dessen, was mit den Figuren als Ergebnis der Handlung der Geschichte passiert. In dieser Festlegung sind, wie Eajos Egri in The Art of Dramatic Writing sagt, »Hauptfigur, Konflikt und Lösung« enthalten.
    Wenn der Autor erst einmal in der Lage ist, seine Prämisse zu formulieren, kann er sie bei jeder Komplikation als Test benutzen, indem er fragt: Ist das wirklich notwendig, um die Prämisse zu beweisen? Am Ende der Geschichte kann der Autor dann fragen: Ist die Prämisse durch die Handlung der Geschichte erfüllt worden?
    In The Stuff of Fiction (1969) stellt Gerald Brace heraus, daß »in einer spannenden

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