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Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt

Titel: Wie man Freunde gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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meiner Praxisräume zu danken. Die zweimal zwei Stunden pro Woche sind etwas knapp bemessen, und ich möchte Sie bei dieser Gelegenheit ermuntern, ruhig von Zeit zu Zeit eine halbe Stunde zuzugeben, um jene gelegentlich anfallenden Arbeiten zu erledigen, wie beispielsweise die Glashalter zu polieren. Selbstverständlich werde ich Ihnen diese zusätzliche Zeit bezahlen.»
    «Als ich anderntags in meine Praxis kam», berichtete Martin Fitz, «glänzte mein Schreibtisch wie ein Spiegel. Desgleichen der Boden, so daß ich darauf beinahe ausglitt. Als ich in den Behandlungsraum trat, standen im Gestell die saubersten und glänzendsten Glashalter, die man sich überhaupt denken kann.
    Ich hatte meiner Reinmachefrau gezeigt, daß ich eine gute Meinung von ihr hatte, und um mein Urteil zu rechtfertigen, übertraf sie sich selbst. Wie manche halbe Stunde sie mir dafür verrechnete? Nicht eine einzige.» Als Ruth Hopkins, Lehrerin einer vierten Klasse, vor Schuljahresbeginn die Namenliste ihrer neuen Schüler durchsah, erhielt ihre Vorfreude einen kräftigen Dämpfer. Unter ihren Schülern war Tommy, der ungezogenste Junge der ganzen Schule. Seine Lehrerin aus der dritten Klasse hatte sich dauernd bei Kollegen, Schulvorsteher und wem auch immer über Tommy beklagt. Er war nicht nur ungehorsam, sondern ein notorischer Störenfried und sabotierte die Disziplin der ganzen Klasse. Er prügelte sich mit den Jungen, neckte die Mädchen, war frech zu den Lehrern und schien mit
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    zunehmendem Alter immer schlimmer zu werden. Seine einzige positive Seite war seine Gabe, schnell zu lernen und die Schularbeiten spielend zu erledigen. Ruth Hopkins beschloß, dem «Problem Tommy» von allem Anfang an die Stirn zu bieten. Als sie ihre neuen Schüler begrüßte, hatte sie für jeden ein persönliches Wort: «Rose, was für ein hübsches Kleid du trägst»; «Alicia, ich habe gehört, du kannst so gut zeichnen.»
    Als sie zu Tommy kam, sah sie ihm fest in die Augen und sagte:
    «Tommy, soviel ich weiß, bist du der geborene Führer. Ich brauche deine Hilfe, um aus dieser Klasse die beste vierte Klasse des Jahres zu machen.» Sie faßte während der ersten Tage nach, indem sie Tommy für seine Leistungen lobte und erklärte, was für ein guter Schüler er sei. Da sie eine so gute Meinung von ihm hatte, konnte selbst ein Neunjähriger sie nicht enttäuschen - und tat es auch nicht.
    Regel 7 Zeigen Sie dem andern, daß Sie eine gute Meinung von ihm haben, und er wird sich entsprechend benehmen.
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    8 Wecken Sie im andern das Verlangen, sich
    zu bessern
    Einer meiner Freunde, ein etwa vierzigjähriger Junggeselle, verlobte sich. Seine Braut überredete ihn, ein paar Tanzstunden zu nehmen. «Gott weiß, wie dringend nötig ich sie hatte», gab er unumwunden zu, als er mir diese Geschichte erzählte. «Ich tanzte noch genau gleich wie vor zwanzig Jahren. Die erste Lehrerin, bei der ich Stunden nehmen wollte, erklärte mir denn auch rundheraus, daß ich alles verkehrt mache. Ich müsse vergessen, was ich früher gelernt hätte, und wieder ganz von vorne anfangen. Sie hatte ohne Zweifel recht, aber mit ihren Worten nahm sie mir jeden Mut, und ich hatte nicht mehr die geringste Lust auf ihren Unterricht.
    Die zweite Lehrerin, bei der ich es dann versuchte, hat mich möglicherweise angelogen, aber das war mir bedeutend lieber.
    Sie bemerkte so ganz nebenbei, daß ich zwar ein bißchen altmodisch tanze, daß meine Grundschritte jedoch absolut in Ordnung wären, und sie versicherte mir, ich würde mit Leichtigkeit ein paar neue Schritte dazulernen. Die erste Lehrerin hob meine Fehler hervor und machte mich mutlos. Die zweite machte genau das Gegenteil: Sie lobte mein Können und bagatellisierte meine Fehler. ‹Sie haben ein natürliches Gefühl für Rhythmus», sagte sie. ‹Sie sind wirklich der geborene Tänzer.› Mein gesunder Menschenverstand sagte mir zwar, daß ich immer schon ein viertklassiger Tänzer gewesen war und auch bleiben würde; aber ganz zuinnerst in meinem Herzen spiele ich heute noch mit dem Gedanken, daß sie vielleicht tatsächlich meinte, was sie sagte. Zugegeben, ich war ihr Kunde und bezahlte für solche Worte - aber was spielt das schon für eine Rolle?
    Eines jedenfalls ist klar: Ich würde heute weniger gut tanzen,
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    wenn sie mir nicht gesagt hätte, daß ich ein natürliches Gefühl für Rhythmus habe. Das gab mir Mut und Hoffnung und weckte in mir den Wunsch, mich zu verbessern.»
    Sagt man zu seinem

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