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Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt

Titel: Wie man Freunde gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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Meinung von ihm hatte, konnte er nicht anders, als durch bessere Leistungen seinem einstigen Ruf wieder gerecht zu werden.
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    «Der Durchschnittsmensch», sagte Samuel Vauclain, damals Generaldirektor der Baldwin Lokomotivenfabrik, «läßt sich bereitwillig lenken, wenn er Achtung vor seinem Vorgesetzten hat und wenn dieser ihm zeigt, daß auch er Achtung vor den Fähigkeiten seines Untergebenen hat.»
    Kurz gesagt: Wenn Sie möchten, daß sich jemand in irgendeiner Beziehung verbessert, dann behandeln Sie ihn so, als würde er bereits in hohem Maße über die gewünschten Eigenschaften verfügen. Shakespeare sagte im Hamlet: «Nehmt eine Tugend an, die Ihr nicht habt!»
    Am besten erklären Sie bei jeder passenden Gelegenheit, daß der andere diese oder jene Gabe besitzt, von der Sie gerne möchten, er würde sie besitzen. Er wird sich dann jede erdenkliche Mühe geben, Sie nicht zu enttäuschen und den guten Ruf zu rechtfertigen, den Sie über ihn in Umlauf gesetzt haben.
    Georgette Leblanc beschreibt in ihren Erinnerungen an ihr Leben mit Maeterlinck die erstaunliche Verwandlung eines kleinen belgischen Aschenbrödels.
    «Ein Dienstmädchen aus einem benachbarten Hotel brachte mir jeweils das Essen. Man nannte sie ‹Marie, das Spülmädchen›, denn sie hatte ihre Laufbahn in der Spülküche begonnen. Sie war ein kleines Ungeheuer mit schiefen Augen und krummen Beinen und sowohl äußerlich wie im Geist eine armselige Erscheinung.
    Da sagte ich ihr eines Tages, als sie gerade eine Platte mit Makkaroni in ihren roten Händen hielt: ‹Marie, du weißt gar nicht, wie viele verborgene Gaben in dir stecken.› Gewöhnt, ihre Gefühle zu verbergen, hielt Marie einen Augenblick inne und wagte nicht die geringste Bewegung, aus Angst vor einer Katastrophe. Dann stellte sie die Platte auf den Tisch, seufzte und meinte treuherzig: ‹Gnädige Frau, das hätte ich nie gedacht.› Sie zweifelte nicht an meinen Worten und stellte keine
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    einzige Frage. Sie kehrte einfach in die Küche zurück und wiederholte dort, was ich ihr gesagt hatte, und ihr Glauben daran war so groß, daß niemand wagte, sich über sie lustig zu machen.
    Von diesem Tag an behandelte man sie sogar mit einer gewissen Hochachtung. Die erstaunlichste Verwandlung fand jedoch in der einfachen Marie selber statt. Überzeugt von den unsichtbaren Schätzen in ihrem Innern, begann sie, Gesicht und Körper so sorgfältig zu pflegen, daß ihre verkümmerte Jugend aufzublühen und ihr wenig ansprechendes Äußere zu überdecken schien. Zwei Monate später gab sie mir ihre bevorstehende Hochzeit mit einem Neffen ihres Chefs bekannt.
    ‹Dann werde ich eine Dame sein›, sagte sie und dankte mir. Ein einziger kleiner Satz hatte ihr ganzes Leben verwandelt.»
    Bill Parker, Vertreter für eine Lebensmittelfirma, war so begeistert von einer Reihe neuer Produkte, die seine Firma soeben einführte, daß es ihn bitter enttäuschte, als der Inhaber eines großen Detailgeschäfts auf die Gelegenheit verzichtete, sie in sein Sortiment aufzunehmen. Den ganzen Tag sinnierte Bill über diese Ablehnung, bis er schließlich beschloß, gegen Abend noch einmal zu diesem Laden zurückzukehren und einen weiteren Versuch zu starten, bevor er nach Hause ging.
    «Jack», begann er, «nachdem ich heute vormittag von hier wegfuhr, wurde mir bewußt, daß ich Ihnen nicht alle Vorteile unserer neuen Produkte aufgezählt hatte, und ich wäre froh, wenn Sie ein paar Minuten Zeit für mich hätten, damit ich das Versäumte nachholen kann. Ich kenne Sie als einen Mann, der immer bereit ist zuzuhören und der genug Selbstbewußtsein besitzt, um seine Meinung zu ändern, falls es die Umstände erfordern.»
    Konnte Jack sich noch weigern, ihn anzuhören? Nicht, wenn er seinem guten Ruf nachleben wollte.
    Der Zahnarzt Martin Fitz erschrak nicht wenig, als ihm eines Morgens eine Patientin erklärte, der verchromte Glashalter, den sie zum Spülen benützte, sei nicht eben sauber. Zwar berührten
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    ihre Lippen das Glas und nicht den Halter, aber es gehörte sich in seinem Beruf trotz allem nicht, schmuddelige Gegenstände zu benützen.
    Als die Patientin gegangen war, zog sich Martin Fitz in sein privates Büro zurück, um Brigit, seiner Reinmachefrau, die zweimal in der Woche seine Praxis säuberte, einen Brief zu schreiben. Dieser lautete:
    «Meine liebe Brigit, ich sehe Sie so selten, daß es wirklich einmal an der Zeit ist, Ihnen schriftlich für die sorgfältige Reinigung

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