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Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt

Titel: Wie man Freunde gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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Vertrauen in seine schriftstellerischen Fähigkeiten, daß er sich mitten in der Nacht hinausschlich, um sein erstes Manuskript abzuschicken, aus Angst, man könnte sich über ihn lustig machen. Eine Geschichte nach der andern wurde abgelehnt. Bis schließlich der große Tag kam, an dem zum erstenmal eines seiner Manuskripte angenommen wurde. Er erhielt zwar keinen einzigen Schilling Honorar dafür, aber einer der Herausgeber hatte ihn gelobt.
    Einer hatte ihm Anerkennung gezollt. Er war so überwältigt, daß er ziellos durch die Straßen lief, während ihm die Tränen über die Wangen rollten.
    Das Lob und die Anerkennung, die ihm durch die
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    Veröffentlichung einer seiner Geschichten zuteil wurden, veränderten sein ganzes Leben. Ohne diese Ermunterung hätte er wahrscheinlich sein Leben lang in einem von Ratten wimmelnden Schuppen gearbeitet. Vielleicht haben Sie auch von diesem Jungen gehört. Er hieß Charles Dickens.
    Ein anderer Junge arbeitete in London in einem
    Textilgeschäft. Er mußte jeden Tag um fünf aufstehen, den Laden saubermachen und anschließend vierzehn Stunden lang wie ein Sklave schuften. Er haßte diese Plackerei so sehr, daß er es nach zwei Jahren nicht mehr aushielt und eines Morgens, ohne auf das Frühstück zu warten, über zwanzig Kilometer weit marschierte, um mit seiner Mutter zu sprechen, die eine Stellung als Haushälterin versah.
    Er war außer sich. Er flehte sie an. Er weinte. Er schwor, er werde sich umbringen, wenn er noch einmal in diesen Laden gehen müsse. Dann schrieb er in einem langen ergreifenden Brief an seinen alten Lehrer, wie untröstlich er sei und daß er nicht mehr länger leben wolle. Der alte Lehrer schrieb ihm ein paar anerkennende Worte zurück, versicherte ihm, daß er ein intelligenter Junge und zu einer besseren Arbeit geboren sei, und bot ihm eine Stelle als Lehrer an.
    Dieses Lob gab dem Leben des Jungen eine vollkommen neue Richtung und sollte sich sogar auf die Geschichte der englischen Literatur nachhaltig auswirken. Jener Junge hat später unzählige erfolgreiche Bücher geschrieben und mit seiner Feder über eine Million Dollar verdient. Wahrscheinlich haben Sie von ihm gehört. Er hieß H. G. Wells.
    Loben statt kritisieren ist das Grundprinzip von B. F. Skinners Lehre. Dieser berühmte amerikanische Verhaltensforscher hat am Beispiel von Menschen und Tieren gezeigt, daß bei weniger Kritik und mehr Lob die guten Leistungen zunehmen und die schlechten infolge mangelnder Beachtung zurückgehen.
    John Ring hat dieses Prinzip mit Erfolg bei der Erziehung
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    seiner Kinder angewandt. Wie in so mancher Familie schienen sich auch bei den Rings Mutter und Vater ihren Kindern hauptsächlich durch Anbrüllen mitzuteilen. Und wie in so mancher Familie wurden die Kinder nach jedem solchen Auftritt eher schlimmer statt bessern - und genau wie die Eltern. Ein Ende dieses Zustands war nicht abzusehen.
    Da beschloß John Ring, einige der Regeln aus unserem Kurs anzuwenden. «Meine Frau und ich nahmen uns vor, die Kinder zu loben, statt auf ihren Fehlern herumzureiten. Das war nicht leicht, denn wir sahen immer nur Dinge, die tadelnswert waren.
    Es war sogar richtig schwierig, etwas zu finden, das wir loben konnten. Aber schließlich glückte es uns und schon nach wenigen Tagen hatten sie einige der übelsten Untugenden abgelegt. Allmählich verschwand eine ganze Reihe ihrer Fehler.
    Sie begannen auf unser Lob zu spekulieren. Ganz gegen ihre Gewohnheit fingen sie sogar an, sich Mühe zu geben. Wir konnten es kaum glauben. Das dauerte natürlich nicht alle Ewigkeit, aber nachdem sich das Niveau einmal gehoben hatte, wurde später auch der Normalzustand bedeutend besser. Wir brauchten nicht mehr zu reagieren wie früher. Die Kinder machten jetzt sehr viel mehr richtig als falsch.» Und alles nur, weil die Eltern jede noch so geringe Besserung ihrer Kinder lobten, statt immer nur über ihre Fehler herzufallen.
    Das gleiche gilt auch am Arbeitsplatz. Keith Roper löste nach diesem Prinzip eine heikle Situation in seiner Druckerei. Eines Tages wurden ihm Arbeiten von außerordentlich hoher Qualität übergeben. Der Drucker, der sie ausgeführt hatte, war neu im Betrieb und hatte große Anpassungsschwierigkeiten. Sein Vorgesetzter regte sich darüber auf, weil er dahinter eine negative Einstellung vermutete, und dachte ernsthaft an eine Entlassung.
    Als Keith Roper das hörte, ging er persönlich in die betreffende Abteilung und sprach mit dem jungen Mann.

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