Wie man mit einem Lachs verreist
Stunden. Zwei Stunden im Verkehrsgewühl, macht 730 Stunden.
Bei wöchentlich drei doppelstündigen Vorlesungen und einem Nachmittag Sprechzeit für die Studenten beansprucht die Universität in den rund 20 Wochen, auf die sich der Lehrbetrieb konzentriert, 220 Stunden für reine Didaktik, hinzu rechne ich 24 Stunden für Prüfungen, 12. für Dissertationsbesprechungen sowie 78 für diverse Sitzungen und Konferenzen. Bei einem Jahresdurchschnitt von fünf Dissertationen à 350 Seiten, jede Seite mindestens zweimal gelesen, einmal vor und einmal nach der Überarbeitung, pro Seite rund drei Minuten, komme ich auf 175 Stunden. Für die Übungstexte will ich, da viele von meinen Mitarbeitern gelesen werden, nur zwei pro Monat rechnen, jeden à 30 Seiten, fünf Minuten pro Seite einschließlich der Vorbesprechungen, macht 60 Stunden. Ohne die Forschung
komme ich damit auf insgesamt 5469 Stunden.
Ich gebe eine semiotische Fachzeitschrift, „Versus“, heraus, die jährlich in drei Nummern mit insgesamt 300 Seiten erscheint.
Ohne die Lektüre der abgelehnten Manuskripte zu rechnen, komme ich, wenn ich jeder Seite zehn Minuten widme (vom Beurteilen über die Revision bis zur Fahnenkorrektur), auf 50
Stunden. Ferner kümmere ich mich um zwei wissenschaftliche
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Buchreihen, in denen pro Jahr sechs Bücher erscheinen mit zusammen rund 1800 Seiten. Pro Seite zehn Minuten, macht weitere 300 Stunden. Für durchzusehende Übersetzungen
meiner Bücher, Essays, Artikel, Kongreßbeiträge veranschlage ich, wobei ich nur die Sprachen in Betracht ziehe, die ich kontrollieren kann, im Jahresdurchschnitt 1500 Seiten zu je 20
Minuten (Lektüre, Überprüfung am Original, Diskussion mit dem Übersetzer, persönlich, telefonisch oder brieflich), macht 500
Stunden. Dann die neuen Schriften. Auch wenn ich kein Buch schreibe, komme ich mit
Aufsätzen, Vorträgen,
Vorlesungsskripten leicht auf 300 Seiten im Jahr. Rechnen wir pro Seite, vom Überlegen, Entwerfen, Ausformulieren und Tippen bis zum Korrekturlesen, mindestens eine Stunde, macht 300 Stunden. Allein die Streichholzbriefe kosten mich,
optimistisch gerechnet, mit Themensuche, Notizen,
Konsultationen diverser Bücher, Schreiben,
Zusammenstreichen auf das gewünschte Format, Abschicken oder telefonisch Diktieren, pro Stück drei Stunden: mal 52
Wochen, sind 156 Stunden. Die Post schließlich, der ich pro Woche drei Vormittage widme, ohne sie zu bewältigen, nimmt 624 Stunden in Anspruch.
Für auswärtige Termine habe ich 1987, obwohl ich nur zehn Prozent der Einladungen angenommen und mich auf strikt
fachbezogene Kongresse, Präsentationen eigener Arbeiten und der meiner Mitarbeiter sowie auf unumgängliche
Anwesenheiten (akademische Feiern, ministeriell einberufene Sitzungen) beschränkt habe, insgesamt 372 Stunden effektiver Präsenz aufgewandt (tote Zeiten nicht mitgerechnet). Da viele Verpflichtungen im Ausland waren, habe ich 323 Stunden für Reisen veranschlagt. Dabei ist zu bedenken, daß ein Flug Mailand-Rom, mit Taxi zum Flughafen, Wartezeit, Taxi in Rom, Einquartierung im Hotel und Fahrt zum Veranstaltungsort, mindestens vier Stunden beansprucht. Ein Flug nach New York mindestens 12 Stunden.
Zusammen ergibt das 8094 Stunden. Subtrahiert man sie von den 8760 Stunden, die das Jahr hat, bleibt ein Rest von 666
Stunden, das heißt eine Stunde und 49,5 Minuten pro Tag, die
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ich verwendet habe auf: Sex, Austausch mit Freunden und Familienangehörigen, Begräbnisse, Arztbesuche, Einkäufe, Sport und Spektakel. Wie man sieht, habe ich nicht die Zeit zur Lektüre des gedruckten Materials mitgerechnet (Bücher, Artikel, Comics). Unter der Annahme, daß ich diese Lektüre während der Reisen bewältigt habe, also in den dafür angesetzten 323
Stunden, habe ich, wenn ich pro Seite fünf Minuten rechne (mit Notizen) insgesamt 3876 Seiten lesen können, also lediglich 12.,92 Bücher zu je 300 Seiten. Und das Rauchen? 60
Zigaretten pro Tag, eine halbe Minute vom Herausfingern aus der Schachtel bis zum Ausdrücken der Kippe, macht 182
Stunden. Die habe ich nicht. Ich muß das Rauchen aufgeben.
(1988)
Wie man mit Taxifahrern umgeht
Sobald man in ein Taxi steigt, ergibt sich das Problem der korrekten Interaktion mit dem Fahrer. Der Taxifahrer ist ein Mensch, der den ganzen Tag lang im Stadtverkehr Auto fährt -
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