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Wie man mit einem Lachs verreist

Wie man mit einem Lachs verreist

Titel: Wie man mit einem Lachs verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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dir aber auf den kleinen Märkten von Byblos besorgen, so bekommst du ihn für einen Sack Getreide. Man muß ihn halt gut füttern, denn du weißt ja, garbage in garbage out.
    URUK- Ach, ich komme mit meinem ägyptischen noch ganz gut zurecht. Aber wenn dein Mini mit meinem 3Megis-Dos
    kompatibel ist: Könnte er ihm nicht wenigstens Zodiak
    beibringen?
    NIMROD - Das wäre illegal, denn wenn man ihn kauft, muß man schwören, daß man ihn nur zum persönlichen Gebrauch
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    benutzt ... Aber eigentlich macht das jeder, o. k., bringen wir sie zusammen. Ein Virus hat deiner doch hoffentlich nicht?
    URUK- Er ist gesund wie ein Fisch im Wasser. Was mir Sorgen macht, ist, daß sie jetzt jeden Tag mit einer neuen Sprache daherkommen und es zuletzt zu einer Programmverwirrung
    kommen könnte.
    NIMROD - Unsinn, aber doch nicht hier in Babylon!
    (1991)
    Italien 2000
    Zu Ende des Jahrtausends war Italien ein Bundesstaat
    geworden, der offiziell die Norditalienische Republik, den Kirchenstaat, das Königreich beider Sizilien und den Freistaat Sardinien umfaßte. Doch Itaglia, die auf Elba erbaute
    Bundeshauptstadt, beherbergte praktisch nur den IDG
    (Informationsdienst Gladio)* und wurde ständig von Attentaten verwüstet, weshalb der - übrigens verwaiste -Regierungspalast, das Haus der Trikolore, von der Firma Portoghesi & Gregotti*
    als neugotischer Bunker hatte geplant werden müssen.
    Sardinien, das Aga Khan in eine riesige schwimmende
    Spielhölle mit Schwimmbecken auf den Oberdecks (die
    früheren Strande dienten jetzt den Syrern als
    Flottenstützpunkte) verwandelt hatte, erfreute sich ungeheuren Reichtums.
    Das Königreich beider Sizilien unter der Dynastie der
    Carignano von Aosta war nach seiner Loslösung vom Norden wiederaufgeblüht. 1995 waren die Norditaliener bei den blutigen Lombardischen Vespern unter Androhung von Waffengewalt
    gezwungen worden, den Satz »ent'el cü« zu sprechen; und alle, die »chiù« statt »cü«* sagten, deportierte man über die Gotenfront. Die Zwangsemigration der Pizzabäcker hatte zur Bildung einer Achse Posillipo-Brooklyn (Pizza Nostra) geführt: gewaltige Mengen amerikanischen Weizens wurden unter Preis eingeführt, um gefüllte Teigtaschen für den riesigen
    afrikanischen Markt zu produzieren. Viele Städte der beiden Sizilien hatten alle Statuen von Mazzini und Garibaldi sowie die
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    Gefallenendenkmäler an amerikanische Museen verkauft, und auf einer Versteigerung bei Christie's hatte ein Nino Bixio* in Bronce der Gemeinde Bronte achtzig Milliarden Dollar
    eingebracht. Gela war zum Zentrum für den Vertrieb irakischen Erdöls geworden.
    Der (vom Rubikon bis Cassino reichende) Kirchenstaat hatte die Verwaltung der Uffizien, der Vatikanischen Museen und des Palazzo Ducale von Urbino japanischen Managern übertragen, und das neuerstandene Bagnoregio war zum Weltzentrum für die Produktion der Davies geworden, kleiner Plastikstatuen nach Michelangelo, die man als Kardinal, Husar oder Cowboy anziehen und bei denen man Windeln wechseln und Zäpfchen in den Popo einführen konnte. Ein Milliardengeschäft.
    Befreit vom Druck der savoyischen Bürokratie, war Rom ins Goldene Zeitalter zurückgekehrt, mit einem blühenden Getto am Portico d'Ottavia, das als Freihafen für die Arabischen Emirate diente. Die Touristen kamen aus der ganzen Welt, um den
    öffentlichen Urteilsvollstreckungen beizuwohnen
    (besonders beliebt das Abschneiden des Penis als Strafe für den Schmuggel mit Werken von Moravia). Der
    unvorhergesehene Reichtum hatte jedoch negative
    Auswirkungen auf die kirchliche Führungsspitze: Es war sogar herausgekommen, daß das Konklave einen brasilianischen
    Transvestiten unter dem Namen Moana I. zum Papst gewählt hatte.
    Norditalien hingegen wurde von einer schweren Krise
    geschüttelt. Da es zu den Märkten des Mittelmeerraumes
    keinen Zugang mehr hatte, war es mit dem Problem
    konfrontiert, Weine nach Frankreich, Uhren in die Schweiz, Bier nach Deutschland, Computer nach Japan und das neue Modell Alfa Romiti nach Schweden verkaufen zu müssen. Die
    Vertreibung der Süditaliener und der Geburtenrückgang hatten zu einer industriellen Krise geführt (außer bei der Firma Pirelli, die die verbreiteten Pirlax-Kondome herstellte). Zuerst hatte man nur die Studenten der Bocconi-Universität an die
    Montagebänder einberufen, später gab man sich auch mit
    russischen Emigranten zufrieden. Die Folge war ein
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    schleichender Rassismus: »Wolga Wolga« wurde zu

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