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Wie man mit einem Lachs verreist

Wie man mit einem Lachs verreist

Titel: Wie man mit einem Lachs verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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meuchelmördern ergreifen zu lassen / weil die öffentliche meynung dann unfelbar jhm / der nun vor Wut kochet/als den auctor deß schrecklichen aufftrages ausmachen würde.«
    Dann bedenkt der Anonymus die Literaten mit Ratschlägen:
    »Statt vber dem papiere zu schwitzen und ad amussim
    geschwänzte sonette zu vervollkommnen/die nur nutzlose
    mühe machen/musstu/ so du etwan vom Vorränge deß Ariosto überzeuget bist und jemanden, der den vorrang deß Tasso behauptet nit leiden magst/an die Akademia gehen vnd jenen mit maulschellen vnd faustschlagen traktieren. Vnd quel dich nit mit dem vberlegen/ob du bist, weil du denkest/wie die
    vltramontanen vberklugen behaupten/oder ob du denkest/weil du bist/ wie die Doctores von Alcalà sagen wuerden/denn grossen schaden würd dein kluges kabbalistisches hirn darob leiden/sondern denk lieber an ein Theatrum/in dem du dein Gemachte zu schaw stellest/ mit der linken deinen mannes Schwengel schwenkst/ in deß du die rechte an die nasen
    führest vnd/dieweil dv jhre finger wie einen fächer
    bewegest/das Signum machst/mit dem du Schwester oder
    muter von jenem beleidigest - der gestalt/dass jener/da er mit dir wetteifern wil/(eher cynisch denn aristotelisch) sein eygenes Telescopium heraußzieht vnd/ aller Vorsicht vergessend/dem publico zeiget/dass seyne Waffen der deinigen an gröss vnd auffrichtung weit nachstehet/so dass man allein dich als ausgeburt an scharffsinn zelebrieren mag / dieweil man den Ingenium heut zu tag auff diese Weise misset.«
    Wer den Geist der neobarocken Zeit erforschen möchte, darf, so meine ich, an diesem Text nicht vorbeigehen.
    -1 2 8 -

    (1991)
    The Wom
    1. Als Maschine sei jede Black box definiert, die als Input eine Größe x erhält und als Output eine Größe y liefert, wobei x <> y.
    1.1. Eine Black box, die x als Input erhält und x als Output liefert, ist keine Maschine, sondern ein neutraler Kanal.
    1.2. Es ist irrelevant, ob eine Maschine ein (sich ohne die Einwirkung äußerer Operatoren als Perpetuum mobile
    bewegender) perfekter Automat ist oder ob sie von außen her bewegt wird (Maschinen der letzteren Art sind die tierischen Organismen, die manuellen und die mechanischen Webstühle, die Uhrwerke und so weiter).
    1.3. Es ist deshalb auch irrelevant, ob eine Maschine dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik unterliegt oder sich umgekehrt verhält (man kann sich durchaus eine Black box vorstellen, die einen sehr kleinen Input erhält und einen sehr großen Output liefert, der durch Rückkopplung zu immer
    größeren Inputs führt, und so weiter ad infinitum).
    1.4. Es ist irrelevant, woher der Input stammt und wohin der Output geht (außer im Fall 1.3, der, wie bereits gesagt, im gegenwärtigen Zusammenhang irrelevant ist).
    Eine Maschine läßt sich also immer in folgender Form
    darstellen:

    2. Es stellt sich jetzt das Problem, ob Wims und Woms, das heißt Without input machines und Without Output machines denkbar und/oder herstellbar sind.
    -1 2 9 -

    3. Eine Wim ist prinzipiell denkbar, zumindest in dem Sinn, daß sie bereits gedacht worden ist. Für ein mythologisches Weltbild wäre sie Gott:

    Man denke an Plotins Gottesbild. Die Vorstellung von einem unerreichbaren und undefinierbaren Einen eliminiert, zumindest theoretisch, das Problem eines Input. Eine solche Maschine ist eine nur negativ definierbare Black box par excellence, bei der nur die Outputs bekannt sind. Auch der ewige und in seinem ipsum esse ruhende Gott der katholischen Theologie erhält keine Inputs und kann theoretisch bis über das Ende der Zeiten hinaus fortlaufend Outputs hervorbringen (über das Ende der Zeiten hinaus deshalb, weil die Zeit ein Nebenprodukt des göttlichen Wirkens ist, das über das Ende der Zeiten hinaus fortfährt, selige Schau und, in deren Abwesenheit, Denken hervorzubringen). Insofern die Black box sich als denkend (wenngleich von niemandem erfaßbar) denkt, stellt dieses Hervorbringen von nous stets auch einen Output dar, der auf irgendeine Form von Aktivität hinweist.
    Andererseits bringt ebendiese Aktivität des Sichselbstdenkens beständig den trinitarischen Prozeß hervor. Dieser nämlich wäre der fortlaufende Output einer Maschine, die sich ihr eigenes Produkt selbst als neuen Input einspeist. Zwar brächte der dreieinige Gott einen in ihm selber liegenden Output hervor, doch würde er in gewisser Weise auch sein Außen mit
    einbeziehen, insofern der Output die Aktivität darstellen würde, durch welche die Black box sich

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