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Wie man mit einem Lachs verreist

Wie man mit einem Lachs verreist

Titel: Wie man mit einem Lachs verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Einheiten der flüssigen Sturmtruppen von Auriga halten die Position Monte
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    Grappa (Unterdruckkammern und Aushärtungsglocken Stufe
    118 bereithalten): Die Todesperseiden von Algol konzentrieren sich am linken Ufer der Etsch und bauen Pontonbrücken; die Bohrer vom Pluto verlagern sich unverzüglich nach Ortisei und legen Schützengräben an. Die übrigen Einheiten warten in Planquadrat Peschiera auf meine Anordnungen. Unsere Leiber werden einen Wall gegen den feindlichen Eindringling bilden, und er wird sich in wilder Flucht in jene Abgründe des Hyperraums zurückziehen, aus denen er so stolz und
    siegessicher hervorgekommen ist. Mögen die ehrwürdigen
    soldatischen Traditionen unseres glorreichen Heeres uns Kraft geben! Stellen wir uns dieser großen Zeit, die uns von der Geschichte dargeboten wird, in angemessener Haltung. Seien wir stark, fest und heldenhaft. Soldaten! Hoch Trient und Triest und die galaktischen Gebiete! Der Sieg wird unser sein!
    (1976)
    Verlagskorrekturen
    Heutzutage verlangen selbstherrliche Verleger vor allem in den USA, aus kommerziellen Gründen, vom Autor nicht nur
    stilistische Änderungen, sondern sogar Veränderungen an Handlung und Schluß ihrer Bücher. Kann man aber, wenn man etwa an die Eingriffe Elio Vittorinis in die Texte junger Schriftsteller denkt, wirklich sagen, in der Vergangenheit seien die Verhältnisse anders gewesen?
    So spricht man gemeinhin nicht darüber, daß die erste Version eines bekannten Gedichts von Salvatore Quasimodo noch
    lautete: »Jeder steht allein auf dem Herzen der Erde,
    durchbohrt von einem Sonnenstrahl. Und so weiter.«* Nur auf Druck des Verlegers entstand die viel berühmtere Fassung. Die erste Fassung von Eliots „Waste Land“ begann: »April ist der grausamste Monat. Aber auch den März kann ich empfehlen.«
    In verärgerter Erinnerung an klimatische Unbilden sprach der Text dem April jeden Zusammenhang mit den Vegetationsriten ab. Es ist bekannt, daß Ariost dem Verleger ursprünglich einen lapidaren Text vorlegte, der besagte: »Über die edlen Damen,
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    die Ritter, die Waffen, die Liebeshändel, die höfischen Bräuche, die kühnen Taten sage ich nichts.«* Und das war's dann schon.
    »Sollte man über dieses Thema nicht ein bißchen mehr
    schreiben?« hatte der Verleger gemeint. Und Signor Ludovico, der schon seine Probleme in der Garfagnana hatte: »Da bin ich anderer Meinung. Ritterepen gibt es dutzendweise; lassen wir das. Ich möchte dazu anregen, daß man die Gattung aufgibt.«
    Und der Verleger: »Ich verstehe, und ich finde die Idee nicht schlecht. Aber wie wäre es, wenn Sie die Epik ironisch
    behandeln würden? Wir können doch kein Buch verkaufen, das nur aus einer Seite mit zwei Versen besteht, die an Mallarme erinnern. Das würde dann eine numerierte Ausgabe, und wenn Krizia sie nicht sponsert, sind wir im Eimer.«
    Besonders interessant der Fall Manzoni. Dieser hatte die erste Fassung seines Romans so begonnen: »Jener Zweig des
    Gardasees.«* Auf den ersten Blick scheint sich dadurch nichts zu ändern, aber der Eindruck trügt. Denn dieser Anfangssatz hätte die Geschichte in Riva am Gardasee, also in der Republik Venedig spielen lassen. Man braucht sich nur zu überlegen, wie lange Renzo dann gebraucht hätte, um nach Mailand zu
    kommen. Ganz sicher wäre er für den Ansturm auf die
    Bäckereien zu spät gekommen. Folglich hätte der
    beklagenswerte junge Mann nichts Bemerkenswertes erlebt, Lucia wäre zur Nonne von Rovereto, dieser Äbtissin mit
    untadeligem Ruf, geflüchtet, und der ganze Roman hätte nach einigen unbedeutenden Ereignissen prompt mit einer Heirat geendet ... Aber damit hätte sich nicht einmal ein Bazzoni*
    zufriedengegeben.
    Schwerwiegender noch der Fall Leopardi. In der ersten
    Fassung rief der wandernde Flirte in Asien noch aus: »Was tust du, Jupiter, am Himmel? sag mir, was tust du, stiller Jupiter?«
    Nichts gegen diesen ehrenwerten Planeten; aber man kann ihn leider nur zu bestimmten Jahreszeiten sehen, und es sind nur sehr wenige emotionale und metaphysische Konnotationen mit ihm verbunden. Tatsächlich kam Leopardi nur ein paar Verse weit und der Hirte zu dem Schluß, daß Jupiter ihn eigentlich nichts angehe. Glücklicherweise rettete der Verleger die
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    Situation: »Ich bitte Sie, Dr. Leopardi, strengen Sie Ihre Phantasie ein bißchen an. Warum nehmen Sie nicht einen
    Satelliten des Jupiter?« »Und sonst noch was! Das wäre ja noch schlimmer. Was weiß ein

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