Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1
bleiben.«
Hä? Allein? Wo ist der denn bitte schön allein? Sind Wutz, Mary, Gismo, Helena und ich etwa niemand?
Okay, Helena kann man nicht mitzählen, weil sie WG-Verbot hat, wenn Wutz zu Hause ist. Aber auch ohne Marys herzschwache Bulldogge sind wir doch wer – ich meine, wir sind doch seine
Familie
.
»Linda ist wirklich eine ganz besondere Frau und ich mag sie sehr, sehr gerne«, schwärmte er.
Weiter kam er nicht. Ich fiel ihm nämlich schreiend ins Wort. »Ich will das überhaupt nicht hören! Echt nicht!«
»Ich möchte aber mit dir darüber reden!«
Pa benahm sich wie ein bockiges Kleinkind! Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
»Ich muss mal aufs Klo«, erklärte ich mit eisiger Stimme.
Abrupt sprang Pa von der Bettkante auf und ging kopfschüttelnd zur Tür. Doch bevor er sie öffnete, drehte er sich noch einmal zu mir um. »Auch wenn du jetzt sauer auf mich bist. Irgendwann wirst du es hoffentlich verstehen.« Er stockte und wirkte plötzlich irgendwie unentschlossen. Doch dann straffte er die Schultern und sagte mit fester Stimme: »Linda und Finn kommen heute zum Abendessen zu uns. Bitte benimm dich.« Damit legte er die Hand auf die Klinke, zog die Tür auf und rauschte hinaus.
Ich setzte mich auf und sah ihm entsetzt hinterher.
Aber als ich ein paar Minuten später vorm Badezimmerspiegel stand und mir selbst die Zunge rausstreckte, hatteich einen Entschluss gefasst. Ich wollte nicht zusehen, wie mein astreines Männer-WG-Leben langsam, aber sicher von Pas bescheuerter Liebesduselei zerstört wurde. Ganz bestimmt nicht. Ich brauchte dringend einen Plan. Einen richtig guten Plan.
Der Schulvormittag verlief einigermaßen okay. Frau Püttelmeyer war krank und Chrissys leeren Platz neben mir hatte ich den Großteil der Zeit tapfer ignoriert.
In der Pause sah ich Finn auf der Bank unter dem Kastanienbaum sitzen. Natürlich wieder völlig weggetreten in ein Buch vertieft.
Ich ging zu ihm hinüber und baute mich direkt vor ihm auf. Leicht breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Ey!«, blaffte ich ihn an.
Keine Reaktion.
»Ey, Finn!«
Er schaute auf. Ich konnte regelrecht dabei zusehen, wie er langsam schnallte, dass ich mit ihm gesprochen hatte. Sein Blick war völlig meschugge.
»Wag es bloß nicht, heute Abend bei uns aufzukreuzen. Kapito?!«
»Ähm … ach so. Selbstverständlich, das lässt sich einrichten«, antwortete er mit fiepsiger Stimme.
»Gut. Dann ist ja alles klar«, stellte ich zufrieden fest und starrte ihn zur Sicherheit noch einmal drohend an.
Er zuckte zusammen und ließ eingeschüchtert den Blick sinken.
Siegesgewiss stolzierte ich in die Klasse zurück. Der wäre geschafft.
Okay, so ganz sicher war ich mir nicht. Hatte er nun ordentlich die Windeln voll oder mir nur nicht richtig zugehört?
Nach dem Unterricht flitzte ich zu meinem Fahrrad. Auf dem Parkplatz wartete Pas Trulla-Linda neben ihrem Auto. Wahrscheinlich auf ihren Gurkensohn.
Ich tat so, als ob ich sie nicht sehen würde, und huschte an ihr vorbei.
»Rick«, hörte ich prompt ihre Stimme hinter mir. »Warte doch bitte mal.«
Ich zögerte. Konnte ich sie nicht einfach ignorieren?
Aber dann machte ich doch kehrt. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, sagt Mary schließlich immer.
Langsam ging ich auf sie zu und starrte sie dabei ebenso finster an wie zuvor Finn.
Leider beeindruckte sie das weniger. Ganz im Gegenteil, sie grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Dein Vater hat Finn und mich heute zum Abendessen eingeladen. Ich hoffe, das ist okay für dich?«
Ihre hellblauen Augen leuchteten und auf ihren Wangen entdeckte ich die zwei kleinen Grübchen, die mir sonst immer so gut gefallen hatten. Aber jetzt hasste ich sie.
»Nö!«, sagte ich.
Schlagartig verschwand das Grinsen aus ihrem Gesicht.
»Oh, d-das ist ja nicht so schön«, stammelte sie.
Ha! Zwei zu null für mich! Erst Finn, jetzt Trulla-Linda, freute ich mich schon innerlich.
»Ich kann das gut verstehen«, flötete sie da plötzlich verständnisvoll. »Finn tut sich auch etwas schwer mit der neuen Situation. Es ist alles sehr verwirrend für euch. Aber du und ich, Rick, wir haben uns doch immer so gut verstanden. Und daran muss sich auch nichts ändern, oder?«
Ich verzog die Augen zu schmalen Schlitzen, was mich ganz besonders gefährlich aussehen lassen sollte.
»Wutz’ Lieblingsspruch ist
Alter Schwede
, weil er Schweden nicht ausstehen kann. Unser Kater Gismo pupst, dass man
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