Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1
davon grün wird. Meine Oma Mary ist eine Rockerbraut und hat einen gefährlichen Kampfhund. Und Pa überlegt schon lange, sich eine nackte Frau auf den Oberarm tätowieren zu lassen. Wir sind glücklich, so wie wir sind. Und ganz bestimmt brauchen wir keine Ersatzmutter, die in unserer WG herumpfuscht!«
Damit wandte ich mich um und rannte zu den Fahrradständern.
Normalerweise gehe ich nach der Schule immer zu Mary zum Mittagessen, aber heute hatte Pa ja noch Urlaub und wollte eigentlich zu Hause sein. Pustekuchen. Weit und breit keine Spur von ihm.
»Na, du Pupskanone«, begrüßte ich Gismo und tätschelte seinen breiten Katerkopf. Dann ging ich in mein Zimmer und riss das Fenster auf.
Doch plötzlich fiel mir etwas ein. Ein genialer Notfallplan, falls Pas Trulla-Linda doch noch Lust haben sollte, heute Abend bei uns aufzukreuzen.
Ich zog das Fenster wieder zu und ging in die Küche. Im Schrank unter der Spüle entdeckte ich, was ich gesucht hatte: Aus der hintersten Ecke lachte mich eine große Dose Katzenfutter an. Mary brachte Gismo hin und wieder eine Dose mit, weil er ihr angeblich so leidtat.
»Immer nur das olle Trockenfutter, das ist doch langweilig«, fand sie.
Dass Gismo von dem Zeug nur noch schlimmere Blähungen bekam, war ihr schnuppe. Schließlich musste sie den Pupskater auch nicht rund um die Uhr ertragen.
Wutz behauptete sogar, dass sie das mit Absicht machte, weil er Helena WG-Verbot erteilt hatte.
Ich nahm die Dose aus dem Schrank, öffnete sie und schüttete den gesamten Inhalt in Gismos Napf.
Der verfressene Kerl stürzte sich sofort darauf und stopfte alles in sich hinein, bis zum letzten glibberigen Tropfen. Danach sah er aus, als ob man ihn in der Mitte aufgepumpt hätte.
Träge schwankte Gismo zu seinem Körbchen. Schon im Gehen ließ er einen hundertprozentigen Katzenfurz los, der böse in den Augen brannte.
»Super!«, freute ich mich und überprüfte schnell, ob auch alle Fenster fest verschlossen waren. Dann ließ ich mich auf das breite Ledersofa im Billardzimmer plumpsen und wartete.
Pa kam kurz nach drei mit zwei großen Plastiktüten bepackt nach Hause.
»Oh Gott, Gismo, du Ferkel!«, schimpfte er, als er die Wohnungstür mit dem Fuß hinter sich zugedrückt hatte.
Er schleppte die Tüten in die Küche und riss sofort das Fenster auf. Mich hatte er überhaupt nicht bemerkt, obwohl er direkt am Sofa vorbeigegangen war.
Erst als er mit zugehaltener Nase ins Billardzimmer zurückkam und das große, bodentiefe Fenster weit öffnete, sah er mich.
»Oh Rick, sorry. Ich habe zufällig einen ehemaligen Kollegen getroffen und wir haben uns irgendwie verquatscht. Wartest du schon lange?«
Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Sag mal, riechst du das denn gar nicht? Gismo hat die ganze Wohnung verseucht.«
Wieder hob ich nur kurz die Schultern.
Pa rannte aufgeregt von Zimmer zu Zimmer und öffnete alle Fenster. »Was hat der bloß gefressen? Das stinkt ja widerlich«, brummte er und rannte zurück in die Küche.
Dosenfutter. Und zwar ganz genau 750 Gramm, dachte ich und freute mich dabei wie ein Schneekönig.
Eine Weile blieb ich noch auf dem Sofa sitzen und war mächtig stolz auf Gismo, der weiterhin fröhlich vor sich hin pupste.
»Was mach ich bloß mit dir?«, sagte Pa gerade zu dem unschuldig dreinblickenden Kater, als ich in die Kücheschlurfte. »Am besten wäre es, ich bringe dich zu Mary. Die hat dir bestimmt Dosenfutter verabreicht. Aber dann bekommt Helena gleich wieder eine Herzattacke. Nicht wahr?«
Für alle, die sich jetzt wundern: Gismo ist natürlich kein sprechender Kater. Aber er versteht jedes Wort. Hundertprozentig.
Und darum starrte er mich jetzt auch aus grünen Katzenaugen an, so, als ob er sagen wollte: »Rick, hast du denn die 10-WG-Gebote vergessen?
Wir lieben die Wahrheit und Lügen sind blöd!«
»Ich schmiere dir schnell ein Butterbrot. Was möchtest du drauf haben?«, fragte Pa mich und riss die Kühlschranktür auf.
»Ich habe aber
richtigen
Hunger«, maulte ich.
Pa atmete schnaufend aus. »Wir wollen doch heute Abend alle zusammen warm essen. Reicht es nicht, wenn ich dir jetzt ein paar Brote schmiere?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein! Ich bin noch im Wachstum. Da brauche ich regelmäßig ein ausgewogenes Essen. Wenn du nicht kochst, dann gehe ich eben zu Mary«, drohte ich.
Pa schnaufte inzwischen wie ein Stier. Auf seiner Stirn entdeckte ich kleine Schweißtropfen und dann sah ich noch etwas anderes: rote Flecken.
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