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Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1

Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1

Titel: Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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ich auf einmal vor der Bank im Gebüsch. Und schlagartig ging es mir besser.
    Ich musste an meine Mutter denken und dass es wirklich schade war, dass ich sie nie kennengelernt hatte. Aber komischerweise war ich nicht traurig dabei. Kein bisschen. Es war so ein verrücktes Gefühl. Ich dachte an sie und an den Streit mit Pa und Wutz und daran, dass unser WG-Leben manchmal ganz schön chaotisch war, und trotzdem fühlte ich mich irgendwie gut.
    Mary meinte, das kommt davon, weil ich gespürt habe, dass ich dort nicht allein bin. Und genauso ist es auch. An diesem Platz bin ich nie allein.
    Ich kramte den Briefumschlag aus meiner hinteren Hosentasche hervor und setzte mich auf die Bank. Er war etwas zerknittert, weil er schon eine ganze Weile dort gesteckt hatte.
    Eigentlich hatte ich ihn sofort aufreißen und lesen wollen, nachdem ich ihn auf der Fußmatte gefunden hatte. Aber Wutz war im gleichen Moment neben mir aufgetaucht und Sekunden später auch Pa. Und ich hatte absolut keinen Bock, mit Pa oder Wutz über Chrissys Brief zu reden.
    Also hatte ich ihn schnell in die Hosentasche gestopft, bevor einer der beiden ihn entdecken konnte.
    Meine Finger zitterten ein bisschen, als ich den Umschlag nun öffnete und ein zweimal gefaltetes Blatt hervorzog.
    Hi Rick!
    Meine Eltern lassen sich scheiden. Meine Mutter hält es nicht länger aus. Sie will weg. Nach Stuttgart. Dort hat sie einen neuen Job. Ich gehe mit ihr. Wir werden dort erst mal bei meiner Tante wohnen
.
    Ich wollte es dir sagen. Bestimmt. Aber dann ist immer irgendwas dazwischengekommen. Du bist mein bester, mein allerbester Freund. Mein Blutsbruder. Wie bei den Indians und im Schuh des Manitu. Du weißt schon, Blutsbrüder für immer
.
    Ich bin traurig, dass wir wegziehen, aber auch froh. Und das konnte ich dir einfach nicht erklären, weil ich es ja selbst nicht kapiere
.
    Heute Morgen in der Schule hatte ich dir das alles erzählen wollen. Ehrenwort! Aber die schlammschleimige Püttelkuh konnte ja mal wieder nicht dichthalten. Obwohl meine Mutter sie extra darum gebeten hatte. Na ja, die konnte mich ja noch nie leiden. Nun ist sie mich los und ich sie zum Glück auch. Meinen Vater bin ich auch irgendwie los. Im Moment weiß ich nur noch nicht, wie ich das finden soll. Meine Eltern sagen jedenfalls, dass es so besser ist
.
    Und wegen unserem Streit vorhin, da weiß ich auch noch nicht, was ich davon halten soll. Keine Ahnung. So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt
.
    Eigentlich wollte ich heute noch mal zum Training kommen. Mich von allen verabschieden. Aber dann hat meine Mutter gesagt, dass sie schon nachmittags loswill. Weil sie nicht gern im Dunkeln fährt
.
    Wenn du den Brief liest, bin ich also schon in Stuttgart
.
    Ich schreibe dir. Und telefonieren können wir auch. Und meine Mutter hat versprochen, dass ich in Stuttgart einen eigenen PC bekomme. Dann können wir uns mailen. Und in den Ferien kommst du mich besuchen. Und wenn wir erwachsen sind, dann ziehen wir zusammen. So wie dein Vater und Wutz. Ich schwöre es
.
    Dein Blutsbruder Chrissy
    PS: Grüß die anderen Indianer von mir!
     
    Ich faltete den Brief zusammen und steckte ihn in den Umschlag zurück.
    Wenn man traurig ist, ich meine so richtig, richtig traurig, dann fühlt sich das an wie ein Feuer. Alles brennt und tut weh. Selbst meine Tränen waren kochend heiß, als sie über meine Wangen liefen. In meinem ganzen Leben war es mir noch nie so mies gegangen – und gleichzeitig war ich noch nie so wütend gewesen.
    Am nächsten Morgen riss mich der Wecker brutal aus dem Schlaf, und ehe ich mich versah, saß Pa auf meiner Bettkante. Er schaute mich lächelnd an. So, als ob überhaupt nichts passiert wäre.
    »Morgen, Großer. Du hast ja dein Bett neu bezogen. Warum das denn?«, flötete er.
    Ich presste die Lippen fest zusammen.
    Pa grinste scheinheilig weiter. »Lass uns doch einfach diesen
Fehlstart
zu den Akten legen und noch mal von vorn beginnen.«
    Fehlstart?! Geht’s noch? Das war glatter Betrug!, wollte ich am liebsten schreien. Aber meine Lippen klebten zusammen wie zwei Tesafilmstreifen.
    »Rick, bitte.« Er streckte die Hand nach mir aus.
    Ich rollte mich blitzschnell auf die andere Bettseite und guckte ihn giftig an.
    Pa schüttelte den Kopf. Auf seiner Stirn erschien eine tiefe Sorgenfalte. »Ich habe immer Rücksicht auf dich genommen. Immer. Aber jetzt bitte ich dich darum, dich auchmal in meine Lage zu versetzen. Ich möchte nicht bis ans Ende meiner Tage allein

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