Wie man sich beliebt macht
einmal kennenlernt - richtig kennenlernt -, erkennen wird, dass ich viel, viel netter bin als Lauren … Auch
wenn meine Mutter der Meinung ist, Jungs wie Mark würden sich nur für eines interessieren. Sie glaubt, dadurch dass ich ihn ersteigert habe, wird er jetzt denken, ich wäre bereit, es ihm zu geben.
»Das ist doch auch der Grund, warum er mit dieser arroganten Lauren Moffat zusammen ist«, sagte sie. »Und zwar der einzige Grund. Weil sie bereit ist, ihm das zu geben, was er will.«
Mir wären fast die Tränen gekommen. Echt wahr. Weil ich das so süß fand. So süß wie Kirstens Frage damals: »Aber sind denn die beliebtesten Schüler nicht automatisch die nettesten?«
Ich glaube nicht, dass es viele Menschen gibt, die so weltfremd sind wie Kirsten und meine Mutter.
Denn eins ist ja wohl klar: Wenn ich mit Mark Finley zusammen wäre, würde ich ihm ja wohl auf jeden Fall geben, was er will. Das würde selbst Father Chuck verstehen.
Aschenputtel hat nicht auf ihren Prinzen gewartet
Einer der größten Fehler, den junge Frauen in puncto Liebe machen können, besteht darin, Däumchen zu drehen und darauf zu warten, dass ihr Prinz sie findet, statt in die Welt hinauszugehen und selbst nach ihm zu suchen.
Dabei ist sogar Aschenputtel aktiv geworden und hat ihren Prinzen gesucht, indem sie sich schick gemacht hat und zum Schlossball gegangen ist.
Natürlich hat ihr ihre Patin, die gute Fee, dabei etwas unter die Arme gegriffen … Aber das Herz des Prinzen hat sie ganz allein erobert.
Also warten Sie nicht, bis Ihr Prinz Sie findet. Gehen Sie hinaus und zeigen Sie ihm, dass es Sie gibt.
Vierundzwanzig
FREITAG, 1. SEPTEMBER, MITTERNACHT
Vorhin war ich im Bad und habe mit meinem Bazooka-Joe-Fernglas in Jasons Fenster geschaut, als ich plötzlich sah, wie Becca - BECCA! - in sein Zimmer kam.
Bestimmt hat Dr. Hollenbach sie reingelassen. Er hat den Kopf immer so voll mit seiner Krankenhausarbeit, dass er gar nicht auf die Idee käme, ein Mädchen, das nachts um halb zwölf vor der Tür steht, nicht schnurstracks zu seinem Sohn ins Zimmer zu lassen.
Und ich weiß genau, dass Becca sich vorher nicht telefonisch angekündigt hat, weil Jason mit nacktem Oberkörper im Bett lag und gerade etwas schrieb - bestimmt einen neuen Haiku zu Ehren von Kirsten -, als die Tür aufging und sie plötzlich im Zimmer stand. Becca! Der letzte Mensch, den ich bei Jason im Zimmer erwartet hätte. Jason sprang wie von der Tarantel gestochen auf und griff hastig nach einem T-Shirt (sehr schade!).
Und dann begann Becca, auf Jason einzureden, der sie ansah, als könne er nicht glauben, was da gerade passiert. Nach einer Weile sagte er etwas - ich habe leider keine Ahnung, was … - Wieso habe ich statt Spanisch nicht einen Kurs in Lippenlesen belegt???? WIESO???? Becca ließ sich auf seine Bettkante sinken und sah plötzlich total
deprimiert aus. Und dann passierte es: Jason setzte sich neben sie und legte einen Arm um sie …
UND DANN KÜSSTEN SIE SICH!!!!!!
Ich weiß nicht, wer von den beiden damit angefangen hat. Ich habe bloß gesehen, wie ihre Gesichter sich immer näher und näher kamen, und dann - schmatz - trafen sich ihre Lippen.
Und als wäre das nicht schon hart genug, musste natürlich genau in dem Moment Pete ins Bad stürzen.
»Warum sitzt du hier schon wieder im Dunkeln rum?«, wollte er wissen.
»Was fällt dir ein! Hast du noch nie was davon gehört, dass man anklopft, bevor man ins Bad kommt«, zischte ich.
»Aber nicht, wenn man von außen sieht, dass kein Licht brennt«, verteidigte sich Pete. Und dann sagte er zu meinem Erschrecken: »Ah, jetzt weiß ich, was du hier immer machst! Du beobachtest Hawkface.«
»So ein Quatsch!«, rief ich. Allerdings sehr leise, damit Mom und Dad nicht aufwachten. »Außerdem sollst du ihn nicht Hawkface nennen.«
»Wieso nicht? Du nennst ihn doch auch so. Und du beobachtest ihn ja wohl eindeutig. Du hast ein Fernglas in der Hand und kannst direkt in sein Zimmer sehen. Hey! Ist das etwa Becca, die da auf seinem Bett sitzt?«
»RAUS!« Ich hätte ihn am liebsten umgebracht.
»Seit wann knutscht Becca denn mit Hawkface?«
»Tut sie doch gar nicht. Schau, sie küssen sich gar nicht mehr. Sie haben aufgehört.«
Pete und ich sahen zu, wie Jason - der dem Fenster den Rücken zugekehrt hatte - etwas zu Becca sagte, die daraufhin
nickte. Es war schwierig, zu erkennen, was sich da abspielte.
Aber nach einer Weile stand Becca auf und ging
Weitere Kostenlose Bücher