Wie man sich beliebt macht
Erleichterung. »Höre ich fünfzehn? Fünfzehn Dollar?«
Ich wirbelte im Sitz herum, um zu sehen, wer seinen Fächer gehoben hatte …
Und mein Herz verkrampfte sich. Es war Mr Taylor. Beccas Vater!
Das war sogar noch peinlicher, als wenn gar niemand auf sie geboten hätte.
»Ist was, Steph?«, erkundigte sich eine tiefe Stimme neben mir.
Ich fuhr wieder herum. Und wäre dabei fast gegen Mark Finleys Stirn geknallt. Er musterte mich mit seinen klaren braungrünen Augen.
»Du siehst irgendwie besorgt aus«, sagte er. »Stimmt was nicht?«
Stotternd deutete ich auf Becca. »J…jemand muss ganz schnell auf sie bieten«, drängte ich ihn. »Und zwar jemand, der nicht ihr Vater ist.«
Noch bevor ich meinen Satz beendet hatte, wedelte Mark schon mit seinem Fächer.
»Fünfzehn Dollar!«, brüllte Mr Schneck und deutete auf Mark. »Der Quarterback der Schule bietet fünfzehn Dollar auf die begabte junge Album-Künstlerin.«
Atemlose Stille hatte sich über die Sporthalle gesenkt, als Mark seinen Fächer hob. Alle beobachteten ungläubig, was sich vor ihren Augen abspielte. Der beliebteste Junge der Schule gab ein Gebot für das Mädchen ab, das dafür bekannt war, kitschige Scrapbooks zu basteln, und das wachgerüttelt werden musste, wenn es Zeit war, in die Pause zu gehen. Es war offensichtlich, dass eine Menge Leute glaubten, er hätte den Verstand verloren, unter ihnen Lauren. Ich hörte, wie sie ihm zuzischte: »Das ist jetzt aber ein Witz, oder?«
Doch das war Mark egal. Er hielt eisern seinen Fächer in die Höhe.
Und Beccas Mundwinkel hörten auf zu zittern.
»Zwanzig Dollar«, rief Mr Schneck. »Möchte jemand zwanzig Dollar bieten? Nein? Gut, dann geht Becca Taylor für fünfzehn Dollar weg. Fünfzehn Dollar, zum Ersten. Zum Zweiten. Und zum Drit…«
Aber bevor er »…ten« sagen konnte, schallte eine Stimme durch die Halle.
»Einhundertzweiundsechzig Dollar und achtundfünfzig Cents!«
Alle im Publikum drehten ruckartig den Kopf, um zu sehen, wer bereit war, eine derart exorbitante Summe für Becca auf den Tisch zu legen.
Und ich war sicher nicht die Einzige, die total erstaunt war, dass es Jason war, der mit erhobenem Fächer in der einen und seinem Geldbeutel - dessen Inhalt er gerade nachgezählt hatte - in der anderen Hand dastand.
»Verkauft!« Mr Schnecks Stimme überschlug sich fast. »An … den jungen Mann oben in der letzten Reihe. Für einhundertzweiundsechzig Dollar und achtundfünfzig Cents!«
Und sein Hämmerchen knallte aufs Pult.
Beliebtheit funktioniert ähnlich wie ein Haus
Sie hat Mauern, ein starkes Fundament und viele verschiedene Räume.
Je solider das Fundament verankert ist, desto stabiler sind die Mauern und desto mehr Zimmer können hinzugefügt werden.
So wie ein Haus niemals zu viele Zimmer haben kann, kann ein Mensch niemals zu viele Freunde haben.
Zweiundzwanzig
IMMER NOCH VIERTER TAG DER BELIEBTHEIT
DONNERSTAG, 31. AUGUST, 22 UHR
Ich freue mich für Becca. Ganz ehrlich. Ich finde es toll, dass Jason sie ersteigert hat. Wirklich.
Aber war es echt nötig, so eine Show daraus zu machen? Er hat praktisch die hundertzweiundvierzig Dollar zum Fenster rausgeschmissen, weil er sie ja auch für zwanzig hätte haben können.
Na ja, seine Sache. Ich finde es jedenfalls süß von ihm. Echt.
Allerdings nicht so süß, wie das, was danach passierte.
Becca auf dem Podium lief hochrot an und sah total glücklich aus. (Ich musste keine Hellseherin sein, um zu wissen, was in ihr vorging: Wenn Jason bereit war, so viel Geld für sie zu bezahlen, dann musste sie ja wohl das Mädchen sein, von dem Stuckey gesagt hatte, es wäre Jasons heimliche große Liebe. Von jetzt an wird sie unerträglich sein, das ist klar. Ich weiß echt nicht, was Jason sich dabei gedacht hat. Wirklich nicht.) Während sie das Podium verließ, räusperte Mr Schneck sich und sprach ins Mikro: »Und jetzt ist der Moment gekommen, auf den alle mit angehaltenem Atem gewartet haben. Unser nächster Kandidat wird sich dem Einzelhändler, der
ihn ersteigert, als persönlicher Werbe-Promoter zur Verfügung stellen. Er ist nicht nur Sprecher der Zwölften Klasse, Kapitän und Quarterback der Footballmannschaft, sondern erhielt letztes Jahr außerdem die Auszeichnung ›wertvollster Spieler‹ seines Teams und ist ein rundum sympathischer und toller Typ: MARK FINLEY!«
Der donnernde Applaus und die Jubelrufe, die dieser Ankündigung folgten, hätten beinahe die Stahlkonstruktion des
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