Wie man sich beliebt macht
wegzuziehen. Ich hatte meine Beliebtheit auf einem soliden Fundament errichtet. Es gab einfach keine Waffe, die sie gegen mich einsetzen konnte. Ich hatte ganz klar die Oberhand. Vor allem jetzt, wo ich wusste, dass Mark mich nett fand.
Und dass Lauren darüber stinksauer war.
Ich war ziemlich zufrieden mit mir, als ich mir den letzten Happen in den Mund warf und aufstand. Da sah ich, wer nur ein paar Meter weiter am nächsten Tisch saß.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich.
»Ich versuche, Ruhe und Frieden zu finden«, sagte Jason. »Sieht so aus, als hätte ich mir dafür den falschen Ort ausgesucht.«
»Wieso setzt du dich nicht einfach in dein Auto?«
Jason runzelte die Stirn. »Weil mich da jeder sofort finden würde.«
Ich versuchte, den Gedanken zu verdrängen, dass mit »jeder« wahrscheinlich Becca gemeint war, der er offenbar aus dem Weg gehen wollte. Erstens war es mir egal. Und zweitens wollte ich nicht darüber nachdenken, weshalb es mich so glücklich machte, zu hören, dass er Becca aus dem Weg ging.
»Sie hat recht.« Jason nickte mit dem Kinn in die Richtung, in die Alyssa davongestürmt war. »Mit dem, was sie über Lauren gesagt hat, meine ich. Sie wird irgendeinen Weg finden, um sich an dir zu rächen, dass du ihren Freund ersteigert hast.«
»Na und?«, sagte ich. »Als würde mir das Angst einjagen.«
»Sollte es aber«, sagte Jason. »Sie könnte dein Leben ziemlich unangenehm machen.«
Ich starrte ihn an. »Hallo? Jason? Wo hast du die letzten fünf Jahre gelebt? Was kann sie mir denn antun, was sie mir nicht schon längst angetan hat?«
»Deswegen verstehe ich ja auch nicht«, Jason hielt mir eine Tüte Zwiebelringe hin, aber ich lehnte ab, »wieso du unbedingt mit ihr befreundet sein willst.«
»Will ich doch gar nicht«, sagte ich.
Die Falten auf Jasons Stirn vertieften sich. »Was sollte das Ganze dann? Das, was du die ganze Woche abgezogen hast, meine ich?«
»Ich will einfach nur beliebt sein«, sagte ich.
»Aber warum?«
Das Komische war, dass er das wirklich so fragte, als würde er es nicht verstehen.
»Weil«, sagte ich, obwohl ich nicht glauben konnte, dass ich ihm das wirklich erklären musste, »ich mein ganzes Leben - na ja, jedenfalls seit der sechsten Klasse - ganz unten stand. Und jetzt will ich auch mal an der Spitze sein.«
»Ja, aber …« Jason zerkaute krachend einen Zwiebelring. »Was ist so toll daran, an der Spitze zu stehen? Du kannst da oben ja nicht mal du selbst sein.«
»Natürlich kann ich das.«
»Ja, klar, weil deine Haare ja auch ganz normal aussehen.«
Als ich eine Augenbraue hochzog, sagte er. »Ja, okay, heute bist du mal wieder als Crazytop unterwegs, aber was war denn die ganze Woche über? Wie lange brauchst du, um sie so glatt zu föhnen, eine halbe Stunde? Wieso willst du mit Leuten befreundet sein, die sich nur mit dir abgeben, wenn deine Haare glatt sind? Was hast du an deinen alte Freunden auszusetzen, die dich so mochten, wie du bist?«
»Gar nichts!«, sagte ich. Ich konnte nicht fassen, dass wir so ein Gespräch überhaupt führten. »Aber was ist denn so schlimm daran, dass ich neben dir und Becca auch gern noch andere Freunde hätte?«
»Nichts«, räumte er ein, wenn auch widerstrebend. »Aber … ausgerechnet Lauren Moffat ? Oder versuchst du bloß, ihr den Freund auszuspannen?«
»Ach Quatsch«, sagte ich und wurde prompt rot.
»So? Dann hast du gestern also ohne besonderen Grund mal schnell tausend Dollar von deinem sauer verdienten Geld für ihn verpulvert?«
»Es gab sehr wohl einen Grund.« Ich vergaß, dass ich eigentlich meinen Konsum von gesättigten Fettsäuren reduzieren wollte und griff in die Tüte mit den Zwiebelringen. »Du weißt doch genau, warum ich es getan hab. Damit er Werbung für unser Geschäft macht.«
»Ja, klar. Und du bist nicht in ihn verliebt?«
»Nein. Genauso wenig wie du in Becca verliebt bist.«
Als die Worte aus meinem Mund drangen, hätte ich sie am liebsten wieder zurückgestopft. Aber es war zu spät. Sie waren schon draußen.
»Becca?« Dafür, dass Jason sie vor knapp zwölf Stunden noch geküsst hatte, machte er ein ziemlich komisches Gesicht. »Wieso sollte ich in sie verliebt sein?«
»Na ja, du hast sie immerhin … ersteigert«, sagte ich. Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich sie beim Küssen beobachtet hatte.
»Natürlich hab ich sie ersteigert«, sagte Jason. »Was hätte ich denn tun sollen? Sollte ich sie vorne stehen lassen und zusehen, wie sie vor
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