Wie man sie zum Schweigen bringt
Salo am Vortag erneut und wieder ergebnislos vernommen worden war.
»Er verheimlicht uns etwas, das ist klar. Irgendetwas wurmt ihn, es kommt mir vor, als wäre er unzufrieden, weil niemand ums Leben gekommen ist. Mit unseren üblichen Bombenlegern sind wir auch nicht weitergekommen, aber das wird schon werden. Ich hab mit deinem Mann für heute Nachmittag einen Termin ausgemacht. Ich glaub, wir kriegen den Fall noch vor den Sommerferien geklärt . «
Bei den letzten Worten war Muukkonen in seinen heimatlichen Dialekt verfallen, der mich sehnsüchtig an Gegenden denken ließ, in denen es Wälder, Seen und Stille gab. Ich hatte einen Sommer lang den Bezirkspolizeidirektor meiner nordkarelischen Heimatstadt vertreten und drohte Antti gelegentlich an, mich in Nordkarelien um die Stelle des Provinzialpolizeirats zu bewerben, wenn der derzeitige Amtsinhaber pensioniert wurde. Wir könnten dort einen verlassenen Bauernhof kaufen und ein ganzes Dutzend Katzen halten. Antti nickte dann jedes Mal belustigt, er schien nicht recht zu glauben, dass ländliche Ruhe zu mir passte. Wie mochte er mit der Vernehmung zurechtkommen? Ich war selbst ein paar Mal im Rahmen interner Ermittlungen vernommen worden. Keine angenehme Erfahrung, aber lehrreich. Nachdem ich die Situation aus der entgegengesetzten Perspektive erlebt hatte, hatte sich meine Vernehmungstechnik erheblich verbessert.
Auf das Treffen mit Taskinen hatte ich mich sorgfältig vorbereitet. Es fand in seinem Dienstzimmer statt, denn im Konferenzzimmer wollte ich nicht über meine Theorien sprechen, von der Cafeteria ganz zu schweigen. Taskinens Zimmer lag auf der Nordostseite des Gebäudes, bekam also nur im Sommer und auch dann nur morgens Sonne. Er hatte den gleichen Schreibtisch und das gleiche Sofa wie ich, dazu aber zwei Sessel. Seine höhere Position musste schließlich sichtbar gemacht werden.
Wir tauschten private Neuigkeiten aus, bevor wir zum Thema kamen. Gegen die Marschfraktur in Taskinens rechtem Fuß half nur Ruhe. Er musste möglicherweise den Helsinki City Marathon ausfallen lassen und machte sich Sorgen, wie er die erzwungene Laufpause psychisch überstehen würde. Ich schlug ihm Schwimmen als Ersatz vor. Er hatte das Jackett ausgezogen, seine Krawatte war perfekt auf das Hemd mit den dezenten roten Streifen abgestimmt. Am Kinn hatte er einen kleinen Kratzer, offenbar war ihm beim Rasieren die Klinge abgerutscht.
»Ich glaube zu wissen, warum Marko Seppälä Petri Ilveskivi misshandelt hat und von wem er getötet wurde«, sagte ich schließlich und legte los. Je weiter ich mit meinen Begründungen kam, desto ausdrucksloser wurde Taskinens Gesicht, die Finger seiner rechten Hand drehten den breiten, im Lauf der Jahre matt gewordenen Trauring.
»Wie viel von alldem sind harte Fakten, wie viel ist pure Spekulation? «, fragte er schließlich.
»Eindeutige Beweise habe ich noch nicht. Ich möchte Rahnastos Fingerabdrücke, an Marko Seppäläs Motorrad wurden nämlich zwei bisher nicht identifizierte Abdrücke gefunden. Rahnasto ist mit seiner Firma im Sicherheitsbereich tätig, er kennt garantiert alle Tricks. Zu seinem Unternehmen gehört auch eine kleine Wach und Schließgesellschaft. Mit der Bewachung der Mülldeponie hat er zwar nichts zu tun, aber er hat bei verschiedenen Firmen Schulungen in Einbruchsicherung abgehalten. Im Internet habe ich einen Werbetext gefunden, wonach er im letzten Herbst demonstriert hat, wie man Standardschlösser knackt, natürlich in der Absicht, potenzielle Kunden davon zu überzeugen, dass Schlösser nicht ausreichen, sondern durch elektronische Sicherheitssysteme ergänzt werden müssen . «
»Maria, du hast oft den richtigen Riecher, aber jeder von uns irrt sich gelegentlich. Hältst du Eila Honkavuori für absolut zuverlässig? Bist du sicher, dass bei ihr nicht persönliche Ressentiments mitspielen? «
Ich führte mit Taskinen fast dasselbe Gespräch wie am Vortag mit Eila Honkavuori, mit dem Unterschied, dass diesmal ich diejenige war, die Theorien entwickelte, von denen mein Gesprächspartner sich nicht überzeugen ließ.
»So weit reichende Beschlüsse können nicht in aller Heimlichkeit vorbereitet werden . «
»Nicht? Komisch, dass ausgerechnet du das sagst, obwohl deine Frau bei der Stadt angestellt ist. Beklagt sie sich nicht oft genug darüber, dass die Stadtführung sich über die Vorschläge der Koordinatoren hinwegsetzt? «
»Lass Terttu aus dem Spiel«, knurrte Taskinen so grimmig, wie ich
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