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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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waren nicht registriert. Ob Kim Kajanus mir helfen konnte? Einen oberflächlichen Vergleich konnte ich zur Not auch selbst durchführen.
    Eila Honkavuori runzelte die Stirn: »Habe ich dir schon von Rahnastos Handy erzählt? Es lag während der Sitzung vor ihm auf dem Tisch, und er sah es immer wieder an. Er hatte den Ton abgeschaltet, sagte aber, er erwarte eine Kurznachricht .  «
    »Und, hat er sie bekommen? «
    »Daran erinnere ich mich nicht. Gegen Ende hat er die Tagesordnung ziemlich schnell abgehakt, aber das hat mich nicht gestört, im Gegenteil. Ich wollte möglichst bald bei Petri anrufen, weil ich mir seinetwegen Sorgen machte .  «
    Sie zog die Schreibtischschublade auf und holte einen großen Fächer aus lavendelfarbener Spitze heraus, mit dem sie sich kühle Luft zufächelte.
    »Die alten Erfindungen sind besser als der neumodische Ingenieurkram«, lächelte sie und sah mit ihrem Fächer aus wie eine Rubensfigur in Kleidern. Ich holte meinen Notizblock hervor, den ich in letzter Zeit nur noch selten benötigte, und schrieb mir die Grundzüge ihrer Theorie auf.
    »In dieser Stadt wird mit harten Bandagen gespielt. Die Finanzlage hat sich gebessert, das will ich nicht bestreiten, aber auf wessen Kosten? Die Stadtverwaltung steht auf dem Standpunkt, jeder müsse selbst für seine Interessen eintreten. Demnächst kommen sie wahrscheinlich auf die Idee, bei der Kommunalsteuer ein Bonussystem einzuführen: Wer genug verdient, zahlt weniger Steuern, weil er vermutlich so reich ist, dass er die kommunalen Gesundheitsdienste nicht in Anspruch nimmt. Auf Graffitisprayer und Leute, die zu viel Arbeitslosengeld kassieren, wird Jagd gemacht, aber wer wird vor Gericht gestellt, wenn ein Kind bei einem Unfall im überbelegten Kindergarten bleibende Behinderungen davonträgt? Etwa der Leiter des Sozial und Gesundheitswesens? «
    Eilas Wangen hatten sich gerötet. Plötzlich verbarg sie ihr Gesicht hinter dem Fächer.
    »Entschuldige. Ich habe ganz vergessen, dass das hier eine polizeiliche Vernehmung ist und keine Wahlveranstaltung. Aber ich bin so verdammt frustriert und wütend. Petri war ein wunderbarer Freund, auch deshalb, weil er meinen Kopf in eine andere Richtung gedreht hat, wenn es mir vorkam, als würde ich schon wieder gegen dieselbe Wand anrennen. Er war optimistisch, manchmal fast naiv, er glaubte daran, dass man etwas bewirken kann .  «
    Ich packte meine Sachen zusammen. Es hätte mir durchaus Spaß gemacht, mir Eila Honkavuoris flammende Reden anzuhören, aber zur Aufklärung der beiden Morde trugen sie nichts bei. Eila versprach, mich anzurufen, sobald sie etwas Neues erfuhr. Ich stand bereits an der Tür, als sie erneut fragte: »Dieser Fotograf, Kim Kajanus, war auf Petris Beerdigung. Warum? «
    »Das musst du ihn schon selbst fragen«, antwortete ich und ging zu meinem Wagen. Der Parkplatz war frei zugänglich, aber so belebt, dass sich hier niemand unbemerkt an meinem Auto zu schaffen machen konnte, das zudem eine Alarmanlage hatte. Ich holte die Schlüssel aus der Handtasche und entdeckte dabei das Pillenrezept. Ich war immer noch nicht dazu gekommen, in die Apotheke zu gehen. Auch jetzt nahm ich mir nicht die Zeit, sondern fuhr auf direktem Weg zum Präsidium.
    Dort schrieb ich ein Gedächtnisprotokoll über das Gespräch mit Eila Honkavuori und über die Indizien, die daraufhinwiesen, dass Reijo Rahnasto möglicherweise hinter den beiden Bluttaten steckte. Ich schützte die Datei auf der Festplatte durch zwei Passwörter und speicherte sie zusätzlich auf zwei Disketten ab. Dann rief ich Taskinen an.
    »Maria hier. Hast du schon gegessen? « Er seufzte enttäuscht.
    »Ja, außerdem muss ich jetzt zu einer Sitzung bei der Bezirksverwaltung .  «
    »Dauert die den ganzen Tag? «
    »Ich kann froh sein, wenn ich vor Anbruch der Nacht nach Hause komme. Hast du etwas Dringliches? Geht es um deine Krankschreibung? «
    Sein erwartungsvoller Tonfall gefiel mir nicht.
    »Nein. Wie sieht es morgen aus, vielleicht vor der Dezernatsleiterbesprechung? «
    »Um acht muss ich zum Arzt, ich glaube, ich habe eine Marschfraktur.
    Um halb elf hätte ich Zeit, und du? «
    Der Termin war mir recht, er gab mir Zeit, weitere Argumente für meine Theorie zu finden. Ich bat Eija Hirvonen, im Internet oder notfalls in der Bibliothek nach einem Foto von Rahnastos Firmenwagen zu suchen, das ich dem Zeugen zeigen wollte, der am Abend von Seppäläs Tod einen Kleintransporter auf der Straße zur Mülldeponie

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