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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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vorlegen. Die Stadtverwaltung klagt ständig darüber, wie lange es dauert, Bebauungspläne durchzusetzen, und fordert immer wieder Sondergenehmigungen. In unserer Stadt herrscht in vielen Bereichen eine Scheindemokratie. Eine kleine Clique sitzt oben an der Spitze und trifft die Entscheidungen, und wer gegen die eigene Fraktion opponiert, muss sich auf das Ende seiner politischen Karriere gefasst machen .  «
    »So etwas habe ich auch schon gehört .  «
    »Und in der großen Politik ist es nicht anders. Der wirtschaftspolitische Kabinettsausschuss hält fast alle Fäden in der Hand. Schade, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, eine Untersuchung über Mobbing in der Politik zu schreiben. Ich zum Beispiel bin mit meinem Übergewicht ein leichtes Ziel. Die Männer in meiner eigenen Partei versuchen mich rauszuekeln, indem sie mich als fette Kuh bezeichnen. Für Frauen ist in der Politik das Aussehen die wichtigste Eigenschaft, nicht die Kompetenz. Deshalb bin ich bei der letzten Parlamentswahl auch nicht aufgestellt worden, man hat mir gesagt, Frauen, die mehr als hundert Kilo wiegen, bekämen sowieso keine Stimmen. Na schön, hab ich mir gedacht, wenn die Wähler nur auf mein Äußeres achten und nicht wissen wollen, wofür ich eintrete, dann lasse ich es eben. Wahrscheinlich finden sie es unglaubwürdig, wenn eine fette Frau über Armut und soziale Sicherheit redet. Soll sie doch erst mal selbst weniger essen und das Geld den Armen geben .  « Eila lächelte, doch ihre Augen sprühten vor Wut.
    In meinem Beruf war es nicht anders, sowohl die Kollegen als auch die Menschen, mit denen wir es zu tun hatten, fühlten sich berechtigt, das Aussehen weiblicher Polizeibeamtinnen zu kommentieren. Bei Männern waren weder Aussehen noch Kleidungsstil ein Karrierehindernis.
    »Bisher habe ich nur vage Theorien, aber ich versuche mich genauer zu informieren .  « Eila wischte sich einen Schweißtropfen von der Lippe. Ich spürte Feuchtigkeit unter den Achseln und zog die Jacke aus. Konnte es sein, dass die gesamte kommunale Führungsspitze in den Fall verwickelt war? Und wenn es so war - wer hatte dann die Einstellung der Ermittlungen angeordnet?
    »In Finnland gibt es doch keine politischen Morde«, protestierte ich schwach.
    »Wahrscheinlich wollten sie Petri nur Angst einjagen. In der Sitzung wurde der Bauleitplan für Groß-Tapiola behandelt. Wahrscheinlich hatte Petri vor, den Ausschuss darüber zu informieren, was sich im Geheimen abspielte. Ein Reporter von der Lokalzeitung hatte sich zu der Sitzung angesagt, weil er sich für das Hotelprojekt in Tapiola interessierte. Gerüchte über die neuesten Pläne für das Naturschutzgebiet hätte er garantiert an die Öffentlichkeit gebracht .  «
    »Aber warum hat Petri nicht sofort Krach geschlagen, als er von der Sache erfuhr, statt bis zur Sitzung zu schweigen? «
    »Im Ausschuss sitzen Abgeordnete, die sich mit der Bauplanung auskennen und nicht immer auf derselben Linie liegen wie ihre Parteiführung. Viele wären fuchsteufelswild geworden, wenn sie von dem Projekt erfahren hätten. Rahnasto und Konsorten konnten es nicht riskieren, Petri zu Wort kommen zu lassen .  «
    Die Geschichte kam mir immer noch fragwürdig vor. Konnte ein einzelner wortgewandter Stadtverordneter so gefährlich sein, dass man ihn zum Schweigen bringen musste? Aber als ich eine Weile darüber nachdachte, schien mir die Theorie haltbar.
    Rahnasto hatte Marko Seppälä beauftragt, Ilveskivi zusammenzuschlagen, hatte es mit der Angst zu tun bekommen, als die Sache aus dem Ruder lief, und Seppälä erschossen. Er kannte die Mülldeponie und ihre Umgebung gut, denn der Stadtplanungsausschuss hatte sich mit den Plänen für die Erweiterung der Deponie befasst und das Gelände besichtigt.
    Und Reijo Rahnasto besaß mehrere Schusswaffen. Wie in aller Welt sollte ich es anstellen, seine Pistolen testen zu lassen?
    »Aulikki Heinonen und ich haben eine gemeinsame Bekannte, eine Stadtverordnete der Konservativen. Ich versuche sie auszuhorchen und alle anderen, bei denen die geringste Chance besteht, dass sie von den Plänen Wind bekommen haben. Oder soll ich Rahnasto direkt darauf ansprechen? «
    »Auf keinen Fall! Es hat bereits zwei Tote gegeben, du musst sehr diskret vorgehen. Ich rede mit meinem Chef, im Fall Seppälä läuft die Ermittlung ja noch .  «
    An Seppäläs Ausrüstung war ein unbekannter Fingerabdruck sichergestellt worden. Wie konnte ich mir Rahnastos Abdrücke verschaffen? Sie

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