Wie man sie zum Schweigen bringt
nicht gerade leicht fiel. BGP, das hieß Beschleunigter Ganzheitlicher Prozess und zielte darauf ab, junge Ersttäter so schnell wie möglich, im günstigsten Fall innerhalb weniger Tage, vor Gericht zu bringen, um ihre kriminelle Laufbahn zu unterbinden, bevor sie richtig begonnen hatte. Wer nach einer Tat bis zu einem Jahr auf den Prozess warten musste, war allzu leicht in Versuchung, in der Zwischenzeit weiter Autos zu knacken oder Einbrüche zu begehen.
Laine sagte, er nehme an der Besprechung teil, um dafür zu sorgen, dass sein Dezernat allmählich überflüssig wurde. Es war bereits geplant, das Begeka mit den anderen Dezernaten zu verschmelzen. Bis in die Mitte der neunziger Jahre war das Begeka eine Unterabteilung des Gewaltdezernats gewesen, doch da Gewohnheitsverbrecher typischerweise in verschiedenen Bereichen aktiv waren und immer häufiger auch mit Drogen zu tun hatten, war das Begeka zum selbständigen Dezernat gemacht worden. Laine war vor seiner Ernennung zum Dezernatsleiter Hauptmeister bei der Sicherheitspolizei gewesen. Allem Anschein nach entsprach sein derzeitiger Posten nicht seinen Erwartungen.
Ich war vollkommen fertig, als ich mit Anu Wang und Liisa Rasilainen zum Fußballtraining fuhr. Rasilainen, die Väinöläs Festnahme durchgeführt hatte, berichtete in allen Einzelheiten von den Flüchen und Beschimpfungen, die er von sich gegeben hatte. Er hatte sich außerdem erkundigt, ob ich ihn vernehmen würde.
»Das solltest du Muukkonen sagen«, schlug Wang vor. »Demnach wusste Väinölä ja bereits, dass es um ein Gewaltdelikt geht . «
Auf dem Spielfeld fanden sich noch mehr Frauen ein als beim letzten Mal, sodass wir zwei komplette Mannschaften bilden konnten. Beim Aufwärmtraining kam ich ins Schwitzen. Die Sonne schien so warm, dass T-Shirt und schwarze Leggings fast zu viel des Guten waren. Bei der Auslosung landete Wang in der gegnerischen Mannschaft, Rasilainen stellte sich für unsere Elf ins Tor, ich spielte Libero. Wir spielten diesmal ernsthafter, ließen es uns aber nicht nehmen, das Spiel zu unterbrechen und einem gut gebauten jungen Mann nachzupfeifen, der mit nacktem Oberkörper vorbeilief.
Als wir nach einer halben Stunde Pause machten, stellte ich verwundert fest, dass wir Publikum hatten: Zwei Streifenpolizisten saßen mit Bierflaschen auf dem Rasen. Rasilainen pflaumte die beiden an, unmäßiger Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen sei eine Ordnungswidrigkeit, woraufhin die Männer sich veranlasst sahen, wüst über unser Spiel herzuziehen. Yliaho, einer der beiden, kam auf die Idee, den Sportreporter zu spielen. Als er anfing, das Äußere der Spielerinnen in allen Einzelheiten zu schildern, geriet ich langsam in Wut. Zum Glück hörte ich von seinem Gerede nur Bruchstücke, denn das Spiel wurde immer schneller.
Gegen Ende der zweiten Halbzeit gelang es Anu Wang, unsere Verteidigung auszutricksen. Rasilainen rief mich zu Hilfe, ich rannte in Richtung Tor, doch statt eines eleganten Tacklings brachte ich nur ein miserables Foul zustande, das Anu stürzen und mit dem Kopf an den Torpfosten schlagen ließ. Sie blieb liegen und hielt sich den Kopf, zwischen ihren Fingern tropfte Blut hervor. Rasilainen riss sich das Stirnband als Notverband ab.
»Tut mir Leid, das wollte ich nicht«, stammelte ich. Anu setzte sich auf, das Blut lief ihr über das Gesicht. Am Torpfosten stand eine rostige Schraube hervor, an der sie sich die Schläfe aufgerissen hatte. »Kannst du richtig sehen? Wie viele Finger sind das? «
»Alles in Ordnung«, stöhnte sie. »Kopfwunden bluten immer so fürchterlich. Es lässt bald nach . «
»Bist du sicher? Soll ich dich nicht doch besser zum Arzt bringen? «
»Nein . « Sie ging zum Spielfeldrand, ich folgte ihr besorgt.
»So sind die Weiber, regen sich wegen jeder kleinen Schramme auf«, sagte Yliaho grinsend zu seinem Partner Makkonen. »Männer würden einfach weiterspielen. Wo gehobelt wird, fallen Späne, Mädels«, belehrte er uns und setzte die Flasche an.
Ich holte den Verbandskasten aus dem Wagen und säuberte Anus Schläfe. Es sah nicht so aus, als ob die Wunde genäht werden musste, ein Pflaster würde genügen. Anu blieb am Spielfeldrand und wartete, während wir anderen unsere Dehnungsübungen machten. Ich merkte, dass sie Abstand zu den Männern hielt.
»Wann können wir denn mal gegen euch spielen? «, rief Makkonen, als wir fertig waren. »Enger Kontakt zum Frauenfußball war doch schön…«
»Darauf könnt ihr
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