Wie man sie zum Schweigen bringt
üben . «
Ich hörte mit ernstem Gesicht zu. Kims Fragen waren allzu durchsichtig gewesen. Er wollte helfen, doch wahrscheinlich hatte seine Aktion Rahnasto nur umso wachsamer gemacht. Zu behaupten, die Pistole sei ihm gestohlen worden, war das Klügste, was er tun konnte. Vielleicht war sie auf dem Schwarzmarkt verkauft worden oder lag irgendwo im Meer. Die Chance, sie für eine Ballistikprobe zu bekommen, war jedenfalls vertan.
Ich schlief unruhig. Im Traum durchsuchte ich leere Häuser, um Iida zu finden, bevor sie auf eine Mine trat. Als ich kurz vor sechs aufwachte, war es bereits taghell. Der Garten lag friedlich da, ein Hase sprang über das Feld, und eine Amsel pickte auf dem Kartoffelbeet nach Würmern. Das Kartoffelkraut war schon ein gutes Stück gewachsen. Ich vereinbarte mit Antti, wann wir Einstein aus der Klinik holen würden, und brachte Iida zur Tagesmutter. Mitten in der Morgenbesprechung klingelte mein Handy. Muukkonen rief aus dem Vernehmungstrakt im Erdgeschoss an.
»Väinölä ist heute gesprächsbereit, aber er möchte dich dabeihaben . «
»Du hast ihm doch sicher gesagt, dass das nicht geht? Als Opfer kann ich ihn nicht vernehmen . «
»Könntest du nicht trotzdem kommen? Väinölä ist völlig von der Rolle, eigentlich brauchte er ein Beruhigungsmittel. Der Aufseher sagt, er hätte die ganze Nacht nicht geschlafen . «
Ich rief mir die Termine des Tages ins Gedächtnis. Das Personalbudget für den Juli konnte warten. Schließlich versprach ich, in einer halben Stunde unten zu sein, obwohl ich deshalb die Besprechung im Eiltempo durchziehen musste. Wang, an deren Schläfe ein Pflaster prangte, lächelte breit, als ich sagte, über den Fall Seppälä würden wir diesmal nicht sprechen, da wir am Montag möglicherweise wesentlich klüger wären.
Jani Väinölä war tatsächlich aus der Fassung. Seine Finger zuckten unkontrolliert, die Füße scharrten auf dem Boden. Entzugserscheinungen vermutlich, doch da war noch mehr: nackte Angst. Der spärliche Zweitagebart hob die fahle Tönung seines Gesichts hervor, das Hakenkreuz auf seinem Hinterkopf wurde von den nachgewachsenen Haaren fast ganz bedeckt.
Für vier Personen war der Vernehmungsraum fast zu eng. Muukkonens Rasierwasser roch nach Vanille und angesengten Autoreifen. Hakala saß mit gestrenger Miene am Computer, Muukkonen trank Kaffee. Ich setzte mich neben ihn, sodass mein Gesicht im Schatten lag. Die Tischlampe war absichtlich so gedreht worden, dass sie Väinölä blendete.
»Hauptkommissarin Kallio betritt den Vernehmungsraum um neun Uhr fünfzehn. Fangen wir von vorne an, Väinölä? Möchtest du uns jetzt erzählen, was du vor einer Woche in der Nacht zum Freitag, den vierzehnten Mai getan hast? «
Väinölä schwieg minutenlang. Nachdem Muukkonen seine Frage zum dritten Mal wiederholt hatte, antwortete er mit leiser Stimme:
»Ja . «
»Und? «
»Ich hab in einem Garten in Henttaa eine Bombe gelegt . «
»Kannst du genauer sagen, wo? «
Väinölä nannte meine Adresse und beschrieb dann langsam und detailliert, wie er die Bombe gelegt hatte.
»Man hatte mir gesagt, es sollte keine tödliche Bombe sein. Einem Erwachsenen hätte sie auch nicht viel anhaben können. Die Idee war, Kallio die Hände zu zerfetzen. Man hatte mir gesagt, sie würde immer die Post holen . «
»Wer hat das gesagt? «, fragte Muukkonen, doch im selben Moment brauste ich auf: »Und wenn ein Kind die Post geholt hätte? Was wäre dann passiert? Meine Tochter ist knapp einen Meter groß. Was meinst du, wäre sie nur erblindet oder gleich tot gewesen? « Ich beugte mich vor, bis Väinöläs Gesicht nur noch einen halben Meter von meinem entfernt war. »Du weißt doch wohl, was die Gefängniswärter und die anderen Knackis von Kindermördern halten? «
»Man hat mir nicht gesagt, dass du ein Kind hast . «
»Wer hat dir das nicht gesagt? «
»Ich weiß nicht, wie der Typ heißt«, sagte Väinölä und sah mich schuldbewusst an. Er hielt ein Stück Papier in den Händen, das er in winzige Streifen riss.
»Wo hast du dich mit ihm getroffen? Beschreibe ihn«, forderte Muukkonen.
Es dauerte eine Weile, bevor Väinölä sich überlegt hatte, was er uns erzählen wollte. Er hatte am Dienstag der Vorwoche einen Anruf erhalten. Aus einer Telefonzelle, der Mann hatte mehrmals Münzen nachgeworfen.
»Er wusste, dass ich wegen dem Mord an diesem Schwulen verhört worden war und dass du dich auch sonst in meine Angelegenheiten
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