Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
Irgendjemand, der sich mit Arbeitspsychologie auskannte, hatte beschlossen, die Besprechung über die Urlaubsregelung auf den Freitagnachmittag zu legen. Obendrein waren einige der Beteiligten verhindert: Die Leiter der Dezernate Raub und Drogen hielten auf der Polizeimesse Workshops über ihre Spezialgebiete. Ich wäre auch lieber woanders gewesen, egal wo, nur nicht wieder in einer der endlosen Sitzungen. Als ich in den obersten Stock kam, warteten Taskinen und Kaartamo bereits. Kaartamo war für die Personalverwaltung und den Etat verantwortlich und daher automatisch Vorsitzender der Urlaubskonferenz.
    »Na, Maria, gibt's was Neues? «, fragte Taskinen und bot mir den Stuhl neben sich an. Ich setzte mich, berichtete von Väinöläs Geständnis und schlug vor, Rahnasto zur offiziellen Gegenüberstellung zu bitten. Kaartamos Gesicht wurde lachsrot.
    »Wir können ihn doch nicht aufs Präsidium zitieren, weil ein Kleinkrimineller, der nur seine eigene Haut retten will, ihn bezichtigt! Was hattest du überhaupt bei der Vernehmung zu suchen? «
    »Väinölä hat darauf bestanden. Er hat gesagt, er würde nur reden, wenn ich dabei bin .  «
    Kaartamo schüttelte den Kopf, sagte aber nichts, denn nun kamen auch die anderen herein. Gegen Ende der Sitzung brachte er die Fusion des Begeka mit dem Rauschgiftdezernat zur Sprache. Laines Gesicht zuckte. Der Leiter des Rauschgiftdezernats war einer der besten Experten des ganzen Landes, ihn würde niemand gehen lassen. Laine würde folglich die zweite Geige spielen müssen, was ihn offensichtlich wurmte. Ich stellte sicher, dass das Vertretungssystem, das ich mit dem Rauschgiftdezernat vorsorglich ausgehandelt hatte, Bestand hatte, damit in der Urlaubszeit nicht allzu viele Fälle liegen blieben.
    »Die Vergewaltigungsgruppe hat ja bald wieder viel zu tun, wenn die Minirocksaison anfängt«, warf Laine ein. »Ich wäre heute früh fast gegen einen Baum gefahren, weil eine Tussi in handtellerbreitem Rock und nabelfreiem Hemdchen an der Haltestelle stand. Dass die sich nur zum eigenen Vergnügen so anzieht, kannst selbst du mir nicht weismachen, Kallio .  «
    Ich zuckte nur mit den Achseln, denn ich hatte keine Lust, mich mit Laine anzulegen. Als die Besprechung zu Ende war, sah Kaartamo mich an, als wolle er mir noch etwas sagen, doch ich verwickelte den Leiter der Ordnungspolizei in ein Gespräch und schlüpfte mit ihm hinaus.
    Ich holte Iida ab, in deren Gesicht die ersten Sommersprossen aufgetaucht waren. An der Kreuzung in Suomenoja stieg Antti zu, und wir fuhren gemeinsam zur Tierklinik, um Einstein nach Hause zu holen. Er hatte in der einen Woche sicher anderthalb Kilo abgenommen, das Bauchfell hing ihm wie ein leerer Sack zwischen den Beinen. Als ich ihn hochhob, stellte ich verwundert fest, wie leicht er war. Ich erinnerte mich noch, wie klein mir Iida in den ersten Tagen ihres Lebens erschienen war, wenn ich sie mit dem sechs Kilo schweren Kater verglich. Einstein hasste den Trichter, den er noch zehn Tage um den Hals tragen musste, bis sich die Nahtfäden aufgelöst hatten.
    Zu Hause fraß Einstein eine kleine Portion Krabben, doch als Iida ihm seine Spielzeugmaus hinhielt, stupste er sie nur einmal kurz an. Dann rollte er sich auf einem Sessel ein, den die Abendsonne wärmte.
    Ich spürte den vertrauten, brennenden Schmerz: Meine Blutung setzte ein. Die Pille machte das Leben leichter, ich wusste fast auf die Stunde genau, wann meine Tage anfingen. Meine Großmutter hatte es missbilligt, dass der Mensch der Natur ins Handwerk pfuscht, vom Willen Gottes hatte sie mir zum Glück nicht gepredigt. »Schwätz nicht«, hatte sie gesagt, als ich im ersten Jahr auf der Polizeischule glaubte, die strenge Disziplin nicht mehr ertragen zu können. »Hör nicht mittendrin auf, sonst tut es dir später Leid. Seine Taten bereut man weniger als das, was man nicht getan hat. Glaub es mir, ich bin alt genug, um es zu wissen .  «
    Ich sah das faltige Gesicht meiner Großmutter vor mir, die kupfergrünen, ohne Brille fast blinden Augen und das bessere graue Kleid, das sie trug, wenn sie Besuch bekam. Hätte sie gesagt, schwätz nicht, wenn ich ihr von Rahnasto erzählt hätte?
    Hätte sie mir geraten, mich durchzusetzen und die Ermittlungen weiterzuführen?
    Natürlich hätte sie das getan. Ich rief meine Freundin Leena, die Juristin, an und erzählte ihr die ganze Geschichte. Sie hielt mich keineswegs für paranoid.
    Am Samstagmorgen musste ich zur Polizeimesse. Ich sollte an

Weitere Kostenlose Bücher