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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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sich zu verteidigen«, erwiderte ich. Wenn Laitinen der Mörder war, wusste er es ohnehin.
    Er stöhnte gequält auf und betrachtete wieder seine Hände. Auf den Handrücken und den kurzen, runden Fingern kräuselten sich blonde Härchen. Schließlich sprach er weiter.
    »Petri ist… war… ziemlich cholerisch. Gewalt lehnte er ab, aber er konnte boshafte Bemerkungen machen. Er hat nie jemanden angegriffen, aber wenn er geschlagen wurde und in Wut geriet, dann…« Er schüttelte den Kopf, ein Lächeln flog über sein Gesicht.
    »Hat es außer der Sache vor drei Jahren noch weitere Zwischenfälle gegeben? «
    »Nur einmal, im ›Cafe Escale‹. Eine idiotische Geschichte. Petri hatte ein paar Gin Tonics mehr getrunken als üblich und motzte einen Mann an, der sich an der Theke vordrängte. Als der andere daraufhin seine Zigarette an Petris leerem Glas abstreifte, bekam er einen irrsinnigen Wutanfall. Beide wurden rausgeworfen, und ich hatte allerhand zu tun, um Petri in ein Taxi zu verfrachten, bevor noch mehr passierte .  «
    Ich nickte. Die meisten Menschen setzten sich zur Wehr, wenn sie angegriffen wurden. Die christliche Lehre, auch die andere Wange hinzuhalten, funktionierte in der Praxis leider nicht. Vielleicht würde Jesus heutzutage die Menschen eher auffordern wegzulaufen.
    »Ich erzähle das deshalb, weil wir uns fürchterlich gestritten haben, bevor Petri zur Sitzung führ. Er ist wütend aus dem Haus gerannt, und ich habe Angst, dass…«
    Er konnte nicht weitersprechen. Seine Hände zitterten, wie vor Kälte. Als Kindergärtner war er in einem Fürsorgeberuf tätig, doch wie fürsorglich ging er mit sich selbst um? Menschen, die sich beruflich um andere kümmerten, vernachlässigten meiner Erfahrung nach erstaunlich oft ihr eigenes Wohl und hielten sich selten an die guten Ratschläge, die sie anderen gaben.
    Laitinen machte einen neuen Anlauf. Nun überschlugen sich seine Worte, als wollte er sie schleunigst loswerden.
    »Petri hatte die Sache mit Eila ohne meine Einwilligung vereinbart. Natürlich habe ich mich darüber aufgeregt, ihn angebrüllt und alles Mögliche gesagt, was man in so einer Situation nicht sagen sollte .  «
    »Worum ging es denn? «
    Es war, als hätte er meine Frage nicht gehört.
    »Wenn Petri in seiner Wut jemanden angemotzt hat, dann ist alles meine Schuld! «
    »Bisher deutet nichts darauf hin, dass es sich so abgespielt hat«, beschwichtigte ich. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass Ilveskivi den Kampf angezettelt hatte. Der Motorradfahrer war aus dem Wald gekommen und hatte auf ihn eingeschlagen. Obwohl es mich brennend interessierte, worüber sich Laitinen mit seinem Partner gestritten hatte, wollte ich meine Frage nicht wiederholen. Früher oder später würde er es mir von sich aus erzählen. Bei Tötungsdelikten konnte alles wichtig sein, die Ermittler mussten so viele Informationen sammeln wie nur möglich, um dann das Unwesentliche auszusondern. Darum ging ich zu anderen Fragen über.
    »Haben Sie Bekannte, die ein Motorrad besitzen? «, fragte ich, und nach kurzem Überlegen nannte Laitinen einige Namen. Keiner von ihnen war ein enger Freund, und Laitinen meinte, es habe auch keiner von ihnen einen Grund gehabt, sich mit Petri zu streiten. Trotzdem schrieb ich mir die Namen auf, um zu überprüfen, ob an den betreffenden Motorrädern Metzeler-Reifen des Typs ME 99 verwendet werden konnten und ob die Besitzer vorbestraft waren.
    »Hatte Petri die Angewohnheit, zur Arbeit und zu Sitzungen mit dem Rad zu fahren? «
    »In der schneefreien Zeit immer. Sowohl aus Prinzip als auch, um sich fit zu halten. Ein Auto haben wir nicht, und mit dem Fahrrad ist man oft schneller als mit dem Bus .  «
    »Stimmt. Nahm er immer dieselbe Strecke ins Zentrum von Espoo? «
    »Im Allgemeinen fuhr er über Vantinkorpi, wie am Dienstag, das ist die ruhigste Strecke. Auf dem Rückweg ist er manchmal durch den Zentralpark gefahren, aber das ist ein kleiner Umweg .  «
    Es war also nicht auszuschließen, dass jemand, der Ilveskivis Gewohnheiten kannte, ihm am Wanderweg aufgelauert hatte. Hatte das Motiv etwa mit seiner politischen oder beruflichen Tätigkeit zu tun? Wang und Puustjärvi würden am Nachmittag zu seinem Büro fahren, um seine Kollegen zu befragen und sich über seine jüngsten Entwürfe und Aufträge zu informieren.
    Mir knurrte der Magen, es war schon nach eins. Bald würden auch mir die Hände zittern, denn ich vertrug niedrigen Blutzucker nicht mehr so gut wie in

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