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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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passiert ist? Sind die Skinheads schon verhaftet? «
    »Wir haben sie alle vernommen, bisher gibt es aber keinen Beweis dafür, dass sie an der Tat beteiligt waren .  «
    Über Väinöläs Verhaftung wollte ich nichts sagen, das ging Laitinen nichts an. Er warf einen Zuckerwürfel in seinen Tee und rührte so heftig um, dass einige Topfen auf seine Hose spritzten, was ihn jedoch nicht zu stören schien.
    »Ihr müsst den Kerl finden! Sag mir, was ich tun kann. Ich bin zu allem bereit, ich würde sogar mein Leben dafür hergeben, dass der Mörder gefasst wird! «, rief er. Der Glanz, der plötzlich in seinen Augen lag, machte mir Angst. Zum ersten Mal sah er mich direkt an.
    »Du darfst keinesfalls auf eigene Faust nach ihm suchen! In Finnland werden praktisch alle Tötungsdelikte aufgeklärt, die Polizei versteht ihr Geschäft. Wenn du uns helfen willst, erzählst du am besten alles, was irgendwie mit Petris Ermordung zu tun haben könnte. Fang mit eurem Streit an. Worum ging es? «
    Er blickte in seine Teetasse, als hätte er meine Frage gar nicht gehört, und ich ließ ihm Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Ich wollte alles über Petri Ilveskivi erfahren. Es hatte sich oft als nützlich erwiesen, das Opfer möglichst gut zu kennen. Ein paarmal hatte ich allerdings das Opfer oder einen der Hauptverdächtigen schon vorher persönlich gekannt, und das war die reine Hölle gewesen. In diesem Fall rechnete ich jedoch nicht damit, emotional beteiligt zu sein.
    »Hast du Kinder? «, fragte Laitinen unerwartet.
    »Eins. Iida wird im August drei .  «
    »War sie ein Wunschkind? «
    »Eigentlich ja«, lachte ich, sagte ihm aber nichts vom Versagen der Spirale und der ungeplanten Schwangerschaft. Inzwischen war es unvorstellbar, dass es Iida nicht gäbe.
    »Da kannst du natürlich nicht verstehen, was es für ein Gefühl ist, kein Kind bekommen zu können. Petri und ich hatten gegen alle Vernunft gehofft, dass in das neue Partnerschaftsgesetz ein Adoptionsparagraph aufgenommen wird, aber daraus wird wohl nichts werden. Wir haben nach… nach einer Frau gesucht, die bereit wäre, die Mutter unseres Kindes zu werden, aber keine gefunden. Trotzdem hätte Petri mich fragen sollen, bevor er mit Eila gesprochen hat! Turo, Eilas Mann, ist unfruchtbar, daher wollten… Petri und Eila… Sie sind gute Freunde…«
    »Petri hat also Eila gebeten, ein Kind für euch auszutragen? «
    »Ja, ohne mich vorher zu fragen! Er hat es mir gesagt, bevor er zur Sitzung fuhr. Eila wollte danach zu uns kommen, um die Sache zu besprechen. Petri hat mir nur ein paar Stunden Zeit gelassen, darüber nachzudenken. Ich begreife nicht, wie er so gemein sein konnte! «
    Er schlug mit der Faust so heftig auf den Tisch, dass die leere Teetasse umkippte und herunterfiel. Wir machten uns beide nicht die Mühe, sie aufzuheben. Ich dachte an das, was die Jensens mir über den verzweifelten Kinderwunsch der beiden Männer erzählt hatten. Das Gesetz erlaubte nur Ehepaaren und Alleinstehenden eine Adoption, was die paradoxe Konsequenz hatte, dass Ilveskivi und Laitinen, die seit zehn Jahren zusammenlebten, kein Kind adoptieren durften, es sei denn, sie hätten sich getrennt.
    »Du warst von der Idee offenbar nicht begeistert«, stellte ich fest.
    »Ich mag Eila sehr gern. Aber die ganze Konstellation… Wir wollten ein Kind, das nur uns gehören sollte. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass Turo sein Einverständnis gegeben hätte, ich bin sicher, die Kinderlosigkeit hat ihre Ehe belastet. Was mich wütend gemacht hat, war aber nicht die Sache an sich, sondern dass Petri mit Eila Pläne geschmiedet hat, ohne mich vorher zu fragen. Darüber haben wir gestritten. Das Letzte, was ich zu Petri gesagt habe, bevor er ging, war:
    »Fahr zur Hölle«
    Tommi Laitinen wirkte wie ein normaler, aufrichtiger Finne, ein Mann, der Sympathie weckte. Trotzdem: In den meisten Fällen gehörte der Täter zum engsten Umkreis des Opfers. Vielleicht war Laitinen seinem Partner nachgefahren, und der Motorradfahrer war rein zufällig in der Nähe des Tatorts gewesen? Dann wäre Laitinens Aussage über den Streit die Verteidigung für eine Tat, die er nicht gestehen wollte.
    »Jetzt würde ich alles dafür geben, wenn ich meine Worte zurücknehmen und Petri sagen könnte, wie sehr ich ihn liebe«, stieß Tommi hervor und begann leise zu weinen.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Immer wieder saß ich trauernden Menschen gegenüber, es wurde mir langsam zu viel. Natürlich

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