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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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jüngeren Jahren. Kaffee mit viel Milch und der dreifachen Portion Zucker würden mir über die nächste Stunde hinweghelfen. Spontan entschloss ich mich, vom Sie zum Du überzugehen, wie es Tommi Laitinen bereits getan hatte. Ich wollte ihm das Gefühl vermitteln, dass wir auf derselben Seite standen.
    »Entschuldige bitte, ich hole mir einen Kaffee. Soll ich dir etwas mitbringen? «
    Laitinen schrak aus seinen Gedanken auf. »Am liebsten Saft oder Tee«, sagte er teilnahmslos.
    Mela saß im Sozialraum, eine der Boulevardzeitungen lag vor ihm.
    »Tach, Chefin«, sagte er und nahm pro forma Haltung an. »Hast du die Zeitungen schon gesehen? «
    »Keine Zeit gehabt«, antwortete ich und nahm ihm das Blatt weg. »Du lieber Himmel, was für ein schreckliches Bild! « Ich bereute den unbedachten Ausruf, sobald ich ihn getan hatte. Dass es mir nicht gleichgültig war, wie ich auf dem Zeitungsfoto aussah, brauchte Mela nicht zu wissen. Unter den Augen hingen Tränensäcke, mein Pony war auf dem Weg von der Toilette zur Pressekonferenz in Unordnung geraten. Glücklicherweise enthielt der Bericht keine Sachfehler, der Kriminalreporter war ein alter Hase. Doch Ilveskivis sexuelle Orientierung wurde natürlich zur Sprache gebracht und als mögliches Mordmotiv bezeichnet. Was mich besonders anwiderte, war der Hinweis, Tommi Laitinen, der als Ilveskivis Wohngenosse bezeichnet wurde, arbeite in einer Kindertagesstätte. Ein Kapitaldelikt traf neben dem Opfer immer auch Menschen, die ihm nahe standen und deren Leben aus den Fugen geriet; sie hatten es nicht verdient, dass die Sensationspresse ihr Schicksal breittrat. Ich hatte mir schon oft Gedanken darüber gemacht, wie ungeschützt die Privatsphäre von Verbrechensopfern und ihren Angehörigen war. So mancher ließ sich in seiner Trauer von Reportern überrumpeln und bereute es später. Natürlich gab es immer Leute, die ihre fünfzehn Minuten im Scheinwerferlicht genossen, aber meiner Einschätzung nach fiel Tommi Laitinen nicht in diese Kategorie.
    »Wo steckt Lahde? «, fragte ich, als ich die Zeitung zurücklegte. Ich hatte den Eindruck, keinen Zugang zu Mela zu finden, obwohl ich neben Lahde diejenige war, die ihn in die Arbeit des Gewaltdezernats einfuhren sollte.
    »Er macht Zigarettenpause. Danach fahren wir nach Helsinki und hören uns um, ob Väinölä am Dienstagnachmittag gesehen worden ist .  «
    »Gut. Irgendwas Neues? «
    Er schüttelte den Kopf und vertiefte sich wieder in die Zeitung. Für mich wurde es ohnedies Zeit, zu meinem Besucher zurückzukehren. Ich goss heißes Wasser in einen Becher und nahm Teebeutel, Zucker und Milch mit. Wahrscheinlich hatte auch Laitinen eine Stärkung nötig. Er saß immer noch auf dem Sofa und starrte vor sich hin, als ich zurückkam. Hinter dem Fenster war ein Stückchen fleckig blauer Himmel zu sehen, an dem träge Wolken standen.
    Laitinen ließ zerstreut einen Teebeutel im Wasser schwimmen. Ich trank einen Schluck von dem Kaffee, der garantiert schon einige Stunden gestanden hatte, und goss noch etwas Milch dazu. Seit Jahren trank ich kaum noch Milch, aber jetzt erinnerte mich der Geschmack des süßen Milchkaffees auf einmal an die Sommertage, die ich als Kind auf dem Hof meines Onkels Pena verbracht hatte, an den Hefezopf, den meine Oma mit kuhwarmer Milch gebacken hatte, und an den Geruch nach frischem Heu. Vor einigen Tagen, als ich in einer Schublade nach Iidas Geburtsurkunde gesucht hatte, war mir ein Foto in die Hände gefallen, auf dem meine Großmutter so alt war wie ich jetzt. Ich war zusammengefahren, als ich ihr von harter Arbeit gezeichnetes Gesicht gesehen hatte, das sie älter aussehen ließ, als sie war, mit den straff zum Knoten aufgesteckten Haaren und den müden Katzenaugen, in denen der gleiche Ausdruck lag wie in meinen nach einem harten Arbeitstag. Als das Bild gemacht wurde, hatte meine Großmutter bereits acht Kinder zur Welt gebracht, von denen zwei gestorben waren, und das neunte strampelte in ihrem Bauch. Ich war erst sieben Jahre alt gewesen, als sie starb. Das Einzige, was ich von ihr in Erinnerung behalten hatte, waren der Geschmack ihres Hefegebäcks und ihre gebeugte Gestalt.
    Laitinen nahm den Teebeutel aus dem Wasser und sah sich suchend um, bis ich ihm den Papierkorb hinschob. Er hob die Tasse an die Lippen und verzog das Gesicht, als hätte er statt Tee Whisky getrunken, der in der Kehle brannte. Die Farbe war tatsächlich dieselbe.
    »Habt ihr irgendeine Vorstellung davon, wie es

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