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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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verlangte niemand von mir, die Rolle der Seelsorgerin oder Therapeutin zu übernehmen, aber es war unerträglich, nicht helfen zu können. Schließlich hielt ich Tommi eine Papierserviette hin.
    »Weiter habe ich nichts zu sagen«, erklärte er, nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte. »Mir ging es nur darum, dass die Polizei weiß, in welcher Stimmung Petri das Haus verlassen hat. Ich habe letzte Nacht kein Auge zugetan. Ich spürte, wie mir jemand die Pulsadern aufschnitt und mich liegen ließ. Das Blut floss aus mir heraus, bis nur noch eine leere Hülle übrig blieb. Dann habe ich das Licht angemacht und mich gewundert, dass das Laken nicht blutig war .  «
    Er schnäuzte sich wieder. Seine Augäpfel waren rot geädert.
    »Das Einzige, was mir bleibt, ist die Hoffnung, dass Petris Mörder vor Gericht kommt .  «
    Schwankend wie ein Betrunkener stand er auf. Ich wollte ihn nicht länger zurückhalten, aber eine Frage musste ich ihm noch stellen.
    »Hatte Eila Honkavuori schon mit ihrem Mann gesprochen? «
    »Das weiß ich nicht. Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? « Darauf hatte ich keine Antwort. Ich sagte ihm, ich würde mir bei der Telefongesellschaft eine Liste der Verbindungen besorgen, die von und zu seinem Anschluss hergestellt worden waren. Einer meiner Mitarbeiter würde die Nummern mit ihm durchgehen, vielleicht brachte uns das auf eine Spur. Dann bot ich ihm an, ihn nach Hause bringen zu lassen, doch er wollte lieber mit dem Bus fahren.
    Nachdem er gegangen war, holte ich mir in der Cafeteria ein Brötchen und versuchte Koivu zu erreichen. Ich wollte ihn fragen, ob er bereits jemanden mit der Befragung von Eila Honkavuori beauftragt hatte, doch an seinem Handy meldete sich nur die Mailbox. Während ich die verhassten Routinearbeiten erledigte, versuchte ich über die Ermittlungslinien nachzudenken, doch meine Gedanken schweiften immer wieder ab, mal zu Petri Ilveskivi, mal zu meiner Großmutter.
    Beide hatten sich nicht aussuchen können, ob sie mit ihrem Liebsten Kinder bekamen oder nicht. Verhütungsmittel waren in nordkarelischen Bergwerksdörfern Ende der 1930er Jahre unbekannt, zudem hätte meine Oma Geburtenkontrolle vermutlich für Sünde gehalten. Ich erinnerte mich an die Gottesdienste im Radio und an den hellen Sopran meiner Großmutter, wenn sie die Kirchenlieder mitsang.
    Ich hatte die Freiheit, zu wählen, ob ich mehr als ein Kind haben wollte. Leicht fiel mir die Entscheidung allerdings nicht.
    Da ich noch ein wenig Zeit hatte, rief ich Eila Honkavuoris Eintragung im Melderegister auf. Sie war zwei Jahre älter als ich, ihr Ehemann Turo Honkavuori war 45. Das Ehepaar hatte einen Pkw, einen fünf Jahre alten Nissan Primera. Vorbestraft war keiner der beiden. Anschließend holte ich mir die Protokolle der Espooer Stadtverordnetenversammlung aus dem Internet. Petri Ilveskivi hatte sich durch zahlreiche Wortmeldungen hervorgetan und war einer der aktivsten Grünen gewesen. Sein besonderes Interesse hatte der Stadtplanung gegolten. Außerdem hatte er zwei Initiativen zu Umweltfragen und einen Antrag zum Abbau der Überbelegung von Kindertagesstätten eingebracht. Ich entdeckte einen Link auf seiner Homepage, wo man seine Ansichten über das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare sowie über die Umwelt und Regionalpolitik nachlesen konnte. Ilveskivi, der in Espoo geboren war, machte sich Sorgen wegen des starken Zuzugs in der immer dichter bebauten Hauptstadtregion. Wie die meisten seiner Parteigenossen trat er für den Ausbau der kleineren Städte im Landesinneren und für Fernarbeit ein. Die Homepage war professionell gemacht, brachte mir jedoch keine neuen Erkenntnisse. Da meldete sich mein Türsummer, und Kettunen vom Rauschgiftdezernat kam herein.
    »Möchtest du Jani Väinölä noch vernehmen? «
    »Willst du ihn laufen lassen? «
    »Ich muss. Wir haben keinen hinreichenden Grund für eine Verhaftung. Er behauptet, von dem Drogenversteck in seinem Badezimmer nichts gewusst zu haben. Wer's glaubt, wird selig, aber was will man machen .  «
    »Behalt ihn wenigstens die gesetzlich erlaubten achtundvierzig Stunden hier«, schlug ich vor. »Meine Jungs überprüfen gerade sein Alibi für die Zeit des Überfalls auf Ilveskivi. Wir müssen ihn auf jeden Fall noch einmal vernehmen .  «
    »Okay, bis morgen Nachmittag haben wir noch Zeit. Väinölä ist aalglatt«, seufzte Kettunen frustriert. »Seine Kumpel jobben wahrscheinlich für Salo, aber bisher haben wir ihnen

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