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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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rotbraunen Haare zu sehen. Seine Hände waren so breit, dass er den Verlobungsring mit dem einen Quadratzentimeter großen Onyx gut tragen konnte. Seine Brille lag neben ihm auf der Bank.
    Etwa fünf Minuten saßen wir uns schweigend gegenüber. Dann ging die Tür auf, und Koivu kam mit zwei Männern im Chirurgenkittel herein. Ich suchte Koivus Blick, er schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    »Herr Laitinen«, sagte der ältere der beiden Ärzte, »wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihr… dass Petri Ilveskivi die Operation nicht überlebt hat. Mein Beileid .  «
    Laitinen blieb eine ganze Weile reglos sitzen. Als er schließlich den Kopf hob, sprühten seine Augen vor Hass.
    »Ich geh hier nicht weg, ohne Petri gesehen zu haben! «
    Er sprang auf, nahm seine Brille und ging auf die Tür zu, durch die Koivu und die Ärzte hereingekommen waren. Ich fasste instinktiv nach seinem Arm. Er war klein, nicht einmal einssiebzig, aber so stark, dass ich ihn nicht allein festhalten konnte. Koivu kam mir zu Hilfe.
    »Es ist kein schöner Anblick. Warten Sie lieber, bis wir ihn ein wenig hergerichtet haben .  «
    »Ich weiß, dass Petri erschlagen worden ist! Ich will sehen, was die Scheißkerle ihm angetan haben, damit ich es ihnen heimzahlen kann! «
    Ich spürte, wie Laitinen zitterte, die Tränen liefen ihm übers Gesicht. Obwohl er völlig aufgewühlt war, konnte ich mir die Frage nicht verkneifen: »Von wem sprechen Sie? «
    »Von den verdammten Skinheads! Die haben doch nur auf eine Gelegenheit gewartet, wieder auf Petri loszugehen! «
    »Hat man Sie bedroht? «
    »Bis letzten Herbst haben wir anonyme Anrufe bekommen, dann haben wir uns eine Geheimnummer geben lassen«, antwortete er, nun schon etwas gefasster.
    »Die Polizei fahndet bereits nach den Tätern von damals, und wir werden sie auch finden«, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Da er nicht mehr zitterte, ließen wir ihn los.
    »Ich kann Sie nach Hause bringen«, fuhr ich fort. Die Ärzte hatten ihren Teil getan, nun war die Polizei an der Reihe.
    »Es will mir nicht in den Kopf, dass Petri tot ist. Wenn ich ihn sehen könnte…«
    Fragend sah ich den Arzt an, der bedächtig nickte.
    »In Ordnung, Sie können Ihren Freund sehen .  « Das Zittern setzte wieder ein, dann brüllte Laitinen: »Petri war mein Mann! «
    Er stürmte hinaus, und ich folgte ihm. Ich hatte in meinem Leben schon viele Leichen gesehen und würde auch diesmal weder blass werden noch kreischen. Nicht die Toten flößten mir Entsetzen ein, sondern das, was die Lebenden einander antaten.
    Laitinen rannte in den Aufwachraum, in den man die Leiche gebracht hatte. Als er die Gestalt auf dem Klinikbett sah, blieb er stehen und schloss kurz die Augen. Eine Krankenschwester zog das Laken so weit herunter, dass das geschwollene, blutige Gesicht zu sehen war. Er betrachtete es wortlos. Er weinte. Nach einer Weile trat er ans Bett und strich vorsichtig über die Wange des Toten.
    »Noch ganz warm«, wisperte er und wandte sich ab.
    Hätte die Leiche noch am Tatort gelegen, hätte ich ihn gebeten, sie nicht zu berühren, aber in diesem Fall spielte das keine Rolle. Bei der Obduktion würde routinemäßig nach Spuren des Täters gesucht werden, doch der Erfolg hing vom Zufall ab. Ich hätte mir gern Ilveskivis Hände angesehen, in der Hoffnung, unter den Fingernägeln Hautfetzen zu finden, doch dafür war jetzt nicht der richtige Moment.
    »Sind Sie soweit? «, fragte ich Laitinen. Er murmelte etwas Unverständliches, dann fasste er überraschend nach meiner Hand, und wir gingen gemeinsam zu Koivu ins Wartezimmer.
    »Der Arzt musste zur nächsten Operation, seinen Bericht bekomme ich morgen«, sagte Koivu und kam erst danach auf die Idee, sich Tommi Laitinen vorzustellen.
    »Wir können Sie nach Hause bringen, oder zu einem Freund, wenn Ihnen das lieber ist«, bot ich noch einmal an.
    »Nach Hause«, sagte er matt.
    Wir gingen hinaus in den kühlen, nach frischem Birkengrün duftenden Frühlingsabend. Ich öffnete Laitinen die Beifahrertür, Koivu kroch nach hinten.
    Die Adresse, die Laitinen mir nannte, befand sich im Stadtteil Latokoski, in einer Siedlung mit Reihen und Einfamilienhäusern, in der das Gewaltdezernat selten zu tun hatte. Die einstöckigen Reihenhäuser fügten sich harmonisch in die felsige Umgebung ein. Am kupfernen Türschild stand »Ilveskivi und Laitinen« .
    Laitinen nahm es gleichgültig hin, dass wir ihm ins Haus folgten. Es dämmerte bereits, doch er machte kein

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