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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Bohnen-Nuss-Salats, den ich für heute geplant hatte, nahm ich mit einem Butterbrot vorlieb, dann schwang ich mich aufs Rad. Ich zügelte meine Ungeduld, um nicht völlig verschwitzt anzukommen. In meinem Dienstzimmer rief ich die Daten von Kim Kajanus auf. 28 Jahre, wohnhaft in Kauniainen, von Beruf Fotograf, ledig, keine Vorstrafen. Ich hätte gern Eva Jensen angerufen, doch das wäre verfrüht gewesen. Falls sich herausstellen sollte, dass Kim Kajanus der Täter war, würde ich sie um ein Gutachten bitten müssen.
    Ich hatte vor, zuerst unter vier Augen mit ihm zu sprechen; wenn ich danach eine offizielle Vernehmung für nötig hielt, fanden sich Zeugen genug im Haus. Fünf Minuten vor dem vereinbarten Termin rief der Diensthabende an. Ich lief die Treppe hinunter ins Vestibül.
    Dort erwartete mich ein gut aussehender, etwa einsachtzig großer, graziler Mann. Das kastanienrote Haar wellte sich im Nacken, seine großen graubraunen Augen waren dicht bewimpert. Er hatte einen ausdrucksvollen Mund und eine schmale Hakennase wie mein Mann, aber während Antti wie ein Indianer aussah, erinnerte Kajanus an einen polnischen Grafen. Ein Spitzenkragen hätte ihm gut zu Gesicht gestanden. Sein Händedruck war angenehm fest, doch das höfliche Lächeln reichte nicht bis zu den Augen.
    Ich führte ihn in mein Zimmer, wo er sich in einen Sessel setzte und die Beine scheinbar lässig übereinander schlug, ohne seine Nervosität verbergen zu können.
    »Habt ihr schon etwas herausgefunden? «
    »Es gibt einige viel versprechende Ermittlungslinien, aber jede Information ist uns willkommen .  «
    »Natürlich. Ich wusste zuerst nicht, was ich tun sollte. Es war ein furchtbarer Schock, als ich am Mittwochmorgen in der Zeitung las, dass Petri tot ist. Eriikka saß mir gegenüber, deshalb musste ich mich zusammennehmen. Ich kann es immer noch nicht ganz glauben…«
    »Mein Beileid. Gut, dass du dich trotzdem noch gemeldet hast. Am Telefon sagtest du, du hättest ein Verhältnis mit Petri Ilveskivi gehabt. Wie lange schon? «
    »Eva meint, ich würde es für den Rest meines Lebens bereuen, wenn der Mord an Petri nicht aufgeklärt wird. Sie sagt, du seist ihre Freundin, du würdest verstehen…«
    Es war nicht meine Aufgabe zu verstehen, ich hatte ein Verbrechen aufzuklären. Dennoch schien es mir klüger, Kajanus frei reden zu lassen.
    »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, bisher habe ich nur mit Eva über Petri gesprochen. Seinetwegen habe ich überhaupt mit der Therapie angefangen. Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren kann. Oder… ach, ich weiß nicht .  «
    Er seufzte tief und schloss die Augen. »Entschuldige, das alles ist etwas wirr. Am besten fange ich von vorne an. Ich hatte immer geglaubt, ich würde mich nur für Frauen interessieren. Ich habe schon ein paar längere Beziehungen gehabt, und seit zwei Jahren bin ich mit Eriikka befreundet. Wir haben schon darüber gesprochen zusammenzuziehen. Natürlich bin ich manchmal auch von Männern angesprochen worden, und das hat mich nicht weiter gestört, aber Interesse hatte ich keins. Ich bin Pressefotograf, in dem Job lernt man alle möglichen Leute kennen. Wie zum Beispiel Petri .  «
    Er wechselte die Position und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Nach einer Weile setzte er seinen Bericht fort.
    Anfang Januar hatte Kim von der Illustrierten »Gloria« den Auftrag erhalten, Fotos für die Frühjahrsausgabe zu machen. Für eine Reportage über Innenarchitektur musste er unter anderem drei von Petri Ilveskivi entworfene Sofas ablichten. Petri hatte am Shooting teilgenommen, dies und das geredet und Kim anschließend gebeten, ihn ein Stück mitzunehmen, er müsse nach Latokoski.
    »Ich habe ihn hingefahren, obwohl es ein ziemlicher Umweg für mich war. Als er ausstieg, hätte ich am liebsten gesagt, ›he, geh noch nicht‹, oder ›lass uns irgendwann einen Kaffee trinken‹. Ich verstand überhaupt nicht, was in mich gefahren war.
    Dann passierte etwas Blödes: Der Idiot, der Abzüge von meinen Negativen machen sollte, brachte es fertig, auf einen der Filme Säure zu gießen, sodass die Aufnahmen von Petris Sofas im Eimer waren. Ich musste in aller Eile einen neuen Fototermin vereinbaren und war mir gar nicht sicher, ob ich mich darüber freuen sollte. Ich hatte Angst vor meinen Gefühlen. Petri hatte mir von Tommi erzählt, er trug einen Ring und so weiter. Trotzdem habe ich am nächsten Tag leidenschaftlich fotografiert und ebenso

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