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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Tüte! Am Ende landen wir noch in der Zeitung: Kriminalbeamter verführt Chefin zu Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Nimm den Bus, wenn es dir zu Fuß zu weit ist. Wir sehen uns in der Kneipe! «
    Obwohl ich in dichtem Verkehr fahren musste, taten mir die fünf Minuten im Freien gut. Huflattich sprenkelte den Straßenrand, und es war so warm, dass ich eigentlich keine Jacke gebraucht hätte. Die Sonne stand noch hoch, als wollte sie beteuern, dass sie nun von Tag zu Tag länger scheinen würde. Sooft der Verkehrslärm abebbte, hörte ich im Wipfel einer sechs Meter hohen Birke eine Amsel flöten. Die Autos, die noch auf Winterreifen fuhren, wirbelten Staub auf.
    Koivu winkte mir aus dem Busfenster zu, ich winkte zurück und konnte im letzten Moment einem Mann ausweichen, der zu Ehren des Frühlings die Rollskisaison eröffnet hatte. Als ich in der Kneipe ankam, hatte ich Durst und freute mich auf ein großes Kilkenny, wie es Koivu bereits vor sich stehen hatte.
    »Wolltest du was mit mir besprechen? «, fragte ich, als wir unser Glas zur Hälfte geleert hatten.
    »Jaa…« Er klang auf einmal verlegen. »Anu und ich haben uns gedacht… Wir werden wohl zusammenziehen. Oder besser gesagt, sie ist jetzt auch fast damit einverstanden, ich hab es ihr ja schon lange vorgeschlagen. Gestern hat sie gesagt, wir könnten uns eine Wohnung suchen .  «
    »Das freut mich! «, sagte ich aufrichtig. Überrascht war ich von der Neuigkeit nicht.
    »Die Sache hat nur einen Haken. Anus Eltern. Wir müssten heiraten .  «
    »Ich bin bereit, dein Bestman zu sein«, scherzte ich, aber Koivu lachte nicht.
    »Ich war immer gegen Heiraten. Jedenfalls seit Anita… Wozu die feierlichen Schwüre, wenn man es sich doch bald wieder anders überlegt. Und das Theater in der Kirche ist mir auch zuwider .  «
    »Ihr braucht doch nicht kirchlich zu heiraten. Ist Anu nicht sowieso Buddhistin? «
    »Ihre Eltern ja, aber sie selbst ist in die lutherische Kirche eingetreten. Sie hat gegen ihre Eltern rebelliert und wollte so finnisch wie möglich werden. Natürlich will sie eine typisch finnische Hochzeit mit Kirche, Schleier und allem Pipapo .  «
    »Du siehst im Cut bestimmt zum Anbeißen aus«, versuchte ich zu frotzeln, aber Koivu brütete weiter vor sich hin, trank sein Glas in einem Zug leer, stand auf und holte ein neues. Erst als auch das zweite Glas fast leer war, redete er weiter.
    »Es stinkt mir einfach. Wozu brauchen wir die Kirche oder das Standesamt? Reicht es nicht, dass wir beide zusammenleben wollen? «
    Fünf Jahre zuvor hatte ich mich mit ähnlichen Gedanken herumgeschlagen, als Antti unsere Beziehung legalisieren wollte. Eine Ehe war mir unglaublich kleinbürgerlich vorgekommen, aber bisher hatte ich meinen Entschluss nicht bereut.
    »Könnt ihr nicht erst mal zusammenziehen und später heiraten, wenn euch danach ist? «
    »Anus Eltern akzeptieren keine wilde Ehe. Ich begreife nicht, warum sie es ihnen auf einmal unbedingt recht machen will, sie ist doch erwachsen. Das macht mir auch ein bisschen Angst: Sie ist schon sechsundzwanzig und wohnt noch bei ihren Eltern. Sie hat nur die paar Jahre allein gelebt, als sie zur Polizeischule ging, und selbst da hatte sie ein Zimmer im Wohnheim .  «
    »Natürlich bist du nervös, du wärst ein Dummkopf, wenn du dir den Schritt nicht gründlich überlegen würdest. Aber wenn ich Anu mit dieser Anita vergleiche, wegen der du nach Joensuu gezogen bist… dein Geschmack hat sich definitiv verbessert«, sagte ich fast mütterlich.
    Koivu war für mich wie ein kleiner Bruder, wobei es mir in diesem Moment vorkam, als sei der Altersunterschied größer als die vier Jahre, die zwischen uns lagen. Die Geschwisterbeziehung war mir ganz recht. Nach meiner Ernennung zur Dezernatsleiterin hatte es mich allerdings gestört, dass man allgemein von mir zu erwarten schien, ich würde als Chefin eine Art fürsorgliche Mutter des Dezernats sein, die ihren Kindern gelegentliche Streiche durchgehen lässt. Wenn ich mich nicht so verhielt, galt ich als Schreckschraube, während Taskinen bei gleichem Verhalten als strenger Chef respektiert wurde.
    »Ich hätte eine Zweizimmerwohnung in Leppävaara in Aussicht. Der Bruder von Eija Hirvonen zieht mit seiner Familie um, und der Vermieter würde gern wieder eine Polizistenfamilie nehmen. Weil wir so zuverlässig sind .  « Jetzt grinste auch er.
    »Sag Anu, was du empfindest. Es ist ein schlechter Anfang für eine Ehe, wenn man nicht offen

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