Wie man sie zum Schweigen bringt
das Recht, anwesend zu sein, ich kann dir vorher Bescheid sagen . «
»Ich muss tagsüber zum Kurs, ich krieg wegen heute sowieso schon Ärger . «
»Dann kommen wir danach. Um vier? «
Sie nickte und ging, die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Einen Moment lang war es ganz still, dann legten meine Kollegen los.
»Verdammt nochmal, Maria! «, brüllte Koivu.
»Du hast sie gewarnt! «, sagte Wang fassungslos.
»Gewarnt oder ausgehorcht, eins von beiden. Ohne Anzahlung hätte Seppälä sich wohl kaum auf die Sache eingelassen. Hoffentlich hat er etwas von dem Geld für seine Familie beiseite gelegt . «
»Woher weißt du, dass die Frau nicht mit drinsteckt? «
»Dank meiner unermesslichen Lebenserfahrung«, lachte ich. »Natürlich bin ich mir nicht hundertprozentig sicher. Übernehmt ihr morgen die Haussuchung. Bringt eine Zahnbürste oder irgendwas anderes mit, woran Seppäläs Zellen zu finden sind. Die Laboruntersuchung wird zwar sauteuer, aber das ist nicht zu ändern. Sollten die DNA-Ergebnisse vom Tatort nicht heute vorliegen? Koivu, sieh nach, ob sie schon gekommen sind. Und du, Anu, machst Europol Dampf . «
Nachdem meine Mitarbeiter gegangen waren, fragte ich mich, ob ich Suvi Seppälä richtig angepackt hatte. Wahrscheinlich hätte ich sie stärker unter Druck setzen sollen. Ich stellte den Antrag auf einen Durchsuchungsbefehl aus. Zwischendurch schaute Koivu herein und sagte, die DNA-Resultate seien erst am Nachmittag zu erwarten. Kurz darauf kam auch Anu Wang vorbei.
»Laura Laevuori hat angerufen und bestätigt, dass Kim Kajanus zur Tatzeit bei ihr war. Ihr Freund kann das ebenfalls bezeugen, denn er war zur seelischen Unterstützung dabei. Laevuori hasst nämlich Kameras . « Ich hatte in unserem Dezernat das Partnersystem wieder eingeführt, weil es besser zu funktionieren schien als alle anderen Lösungen, mit denen wir im Lauf der Jahre experimentiert hatten. Wang und Koivu hatten bereits zusammengearbeitet, bevor sie sich ineinander verliebten. Da sie ihre Gefühle in der Öffentlichkeit nicht zur Schau stellten, hatte ich ihre weitere Zusammenarbeit nicht für problematisch gehalten. Aber was sollte werden, wenn sie sich eine gemeinsame Wohnung nahmen? Wir würden darüber reden müssen, denn meiner Meinung nach war es nicht gut für eine Beziehung, wenn die Partner Tag und Nacht zusammen waren. Andererseits waren Koivu und Wang ein gutes Team. Im Allgemeinen übertrug ich ihnen alle Fälle von Vergewaltigung und häuslicher Gewalt; die meisten Vergewaltigungsopfer sprachen nämlich lieber mit einer Frau, und in Fällen häuslicher Gewalt wirkte die Anwesenheit einer weiblichen Beamtin sowohl auf die Ehefrau als auch auf die Kinder beruhigend. Allerdings gab es auch Menschen, denen es schwer fiel, Wang zu akzeptieren, nicht, weil sie eine Frau war, sondern wegen ihrer ethnischen Abstammung. Sie war nach wie vor die einzige Polizistin Finnlands, die aus einer Immigrantenfamilie stammte. Man war daran gewöhnt, nur weißhäutige Finnen in Uniform zu sehen. Sogar ich hatte vor ein paar Wochen einem Einwanderer nachgestarrt, der die Uniform der Helsinkier Verkehrsbetriebe trug. In Finnland gab es die gleichen Kleidergeschäfte und Möbelhäuser wie überall auf der Welt, denn gegenüber ausländischen Waren hatten wir keine Vorurteile. Nur gegenüber Menschen.
Ich würde mit Anu und Koivu sprechen müssen. Vielleicht war der ruhige, bedächtige Puustjärvi der richtige Partner für Anu. Er stellte keine dummen Fragen, sondern verhielt sich lieber still und überließ das Reden anderen. Wenn Koivu Puupponen als Partner bekam, konnten die beiden ziemliche Hallodris sein. Aber sie waren nette Kerle, außerdem hatten Anu und ich Koivu den schlimmsten Chauvinismus ausgetrieben. Nachdem ich den Antrag weitergeleitet hatte, gönnte ich mir die wöchentliche Fitnessstunde, die mir laut Arbeitsvertrag zustand. Meine Sportkleidung lag griffbereit im Schrank. Der Schweißgeruch, der ihr entströmte, war mir anfangs unangenehm, aber im Fitnessraum im Keller des Polizeigebäudes roch es genauso. Ich ließ das Handy eingeschaltet, denn Koivu konnte sich jederzeit mit den DNA-Resultaten melden.
Zum Aufwärmen strampelte ich eine Viertelstunde auf dem Hometrainer, obwohl ich Standfahrräder eigentlich lächerlich fand. Wenn es wenigstens Musik oder einen Fernseher gegeben hätte, irgendetwas, das die Gedanken von der Arbeit ablenkte. Im Fitnessraum war es still, ein paar Männer von der
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