Wie man sie zum Schweigen bringt
leider nicht erfüllt.
Es kamen keine weiteren Fragen. Alle schienen es eilig zu haben, ans Büffet zu kommen, das im Foyer aufgebaut war. Es herrschte ein ungeheures Gedränge. Taskinen und ich warteten ab, bis der schlimmste Andrang vorüber war, obwohl mein Magen mehr Lärm machte als ein Rudel Fünfjähriger.
»Wir haben unsere Sache gut gemacht«, flüsterte Taskinen mir ins Ohr und zog mich näher an sich heran. Ich schaltete mein Handy ein, doch Koivu hatte keine Nachricht hinterlassen. Im schlimmsten Fall bedeutete das, dass die Haussuchung ergebnislos verlaufen war.
Die Menschenmenge schob Eila Honkavuori auf uns zu. Der Mann, der sie im Saal getröstet hatte, hielt nun ihre Hand. Man sah den beiden an, dass sie zusammengehörten. Turo Honkavuori hatte dunkle Haare und einen Schnurrbart und trug eine Brille mit schwarzer Fassung. Neben seiner üppigen Frau wirkte er zierlich. Er war einer der wenigen Männer, die nicht im dunklen Anzug steckten; er trug ein dunkelblau gestreiftes Marimekko-Hemd zur Cordhose.
Ein Mann, den ich nicht kannte, verwickelte Taskinen ins Gespräch, und Eila Honkavuori zog ihren Mann rasch zu mir herüber.
»Vielen Dank für deinen Vortrag«, sagte sie und brachte sogar ein Lächeln zustande. »Es freut mich, dass der Mord an Petri bald aufgeklärt sein wird. Eigentlich hätte Petri heute teilnehmen sollen . «
Ich nickte und gab Turo Honkavuori die Hand. Auch er lächelte, doch es war ein höfliches Lächeln ohne Wärme. Sein Händedruck war kurz und fest.
»Ihr habt Tommi wegen der Babygeschichte zugesetzt«, fuhr Eila fort. »Hoffentlich sind die Ermittlungen wirklich bald abgeschlossen, damit ihr aufhören könnt, trauernde Menschen zu quälen! «
Ich sah sie überrascht an, denn bei unserem letzten Treffen hatte sie behauptet, ihr Mann wisse nichts von ihrem Plan, ein Kind von Ilveskivi zu bekommen.
»Eila hat es mir vor ein paar Tagen erzählt«, beeilte sich Turo Honkavuori zu erklären. »Wir haben keine Geheimnisse voreinander . « Er nahm seine Frau in den Arm und sah sie liebevoll an.
»Hier ist nicht der richtige Ort dafür, aber wir würden gern noch einmal mit dir sprechen«, sagte ich zu Eila. »Einer meiner Mitarbeiter wird sich gegen Ende der Woche bei dir melden . «
»Ich soll noch einmal vor einem Wildfremden über meine Privatangelegenheiten sprechen? «, ereiferte sie sich. »Das will ich nicht! «
Taskinen trat wieder zu uns. Da die Schlange am Büffet inzwischen kürzer geworden war, stellten auch wir uns an. Sollte ich Eila Honkavuoris Vernehmung selbst führen? Zwei Dinge wollte ich von ihr wissen: Erstens, ob Petri ihr von Kim Kajanus erzählt hatte; immerhin war sie seine beste Freundin gewesen. Die zweite Frage war leichter zu stellen: Wer kam als Auftraggeber infrage, wenn Marko Seppälä angeheuert worden war, Petri Ilveskivi zu überfallen?
Das Büffet war zweiseitig gedeckt, und Eila Honkavuori bediente sich auf der gegenüberliegenden Seite, lud sich den Teller nicht weniger voll als ich, obwohl korpulente Frauen in der Öffentlichkeit im Allgemeinen wenig essen.
»Definitiv besser als das Essen in der Kantine«, sagte ich lachend zu Taskinen, der hauptsächlich Nudelsalat genommen hatte.
»Heute stehen 25 Kilometer auf meinem Trainingsplan. Ich muss reichlich Kohlehydrate essen«, erklärte er.
Sobald der Schnee geschmolzen war, hatte Taskinen mit dem Training für den Helsinki City Marathon begonnen, der im August stattfand. Er hatte gewitzelt, nachdem er das Ende der Karriereleiter erreicht habe, brauche er ein neues Lebensziel. Inzwischen hatte er schon rund zwanzigmal an Marathonläufen teilgenommen und versuchte auch mich anzuwerben, aber ich wagte nicht zuzusagen. Ich schaffte es nur zweimal wöchentlich, mir eine Stunde zum Joggen freizuhalten, und das reichte nicht als Basis für einen Marathon. In hellen Sommernächten hätte ich natürlich auch joggen können, aber insgeheim hatte ich Angst vor menschenleeren Pfaden, auf denen mir bei einem Überfall niemand beistehen konnte.
Wir fanden einen freien Tisch am Fenster. In dem Bassin vor dem Gebäude schwammen Enten, und der Rasen färbte sich allmählich grün. Ich wollte Taskinen gerade fragen, ob Koivu und Wang seiner Meinung nach weiter als Zweierteam arbeiten konnten, wenn sie zusammenlebten, da berührte mich jemand an der Schulter. Vor lauter Schreck ließ ich das Messer fallen.
»Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte eine heisere Stimme,
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