Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
Ausgaben verringern, weil indirekt Dutzende von Verbrechen verhindert wurden. Daran dachten die Pfennigfuchser in den entscheidenden Gremien allerdings selten. Sie hielten es für wichtiger, kostenlos Viagra zu verteilen.
    Auch über die Unternehmenssicherheit sprach Taskinen sachlich, obwohl ein sarkastisches Lächeln über sein Gesicht flog, als er erörterte, in welchem Umfang die Arbeitgeber seiner Ansicht nach Stellenbewerber abchecken sollten. Ihm selbst wäre bei der Wahl zum Kripochef beinahe seine Jahrzehnte zurückliegende Mitgliedschaft im finnisch-sowjetischen Freundschaftsverein zum Verhängnis geworden.
    Die einzige Polizeiuniform, in der ich mich jemals wohl gefühlt hatte, war der Overall der Streifenbeamten. Während Taskinen in seiner Paradeuniform elegant aussah, war meine schon halb durchgeschwitzt, bevor ich auch nur ein Wort gesagt hatte. Ich wünschte mir, mein Auftritt und das anschließende Mittagessen wären möglichst bald vorbei, denn ich brannte darauf zu erfahren, was die Haussuchung bei den Seppäläs und die Vernehmung von Eriikka Rahnasto erbracht hatten.
    Als ich ans Rednerpult trat, zitterten mir die Beine, wie immer in solchen Situationen. Die Zuschauer konnten es nicht sehen, das wusste ich. Vom Rednerpult aus wirkte das Publikum wie eine gleichförmige Masse: gut gekleidete, glatt rasierte Männer, nur wenige Frauen, mit Ausnahme von Eila Honkavuori und zwei, drei anderen alle im dunklen Kostüm. Ungefähr in der Mitte des Saals erblickte ich einen bekannten Manager, dessen sonniges Lächeln mir Kraft gab zu beginnen.
    Im Verhältnis zur Einwohnerzahl war Espoo eine friedliche Stadt. Ich sprach über die Gewalt auf der Straße, über ihre Ursachen und die Möglichkeiten, sie zu verhindern, dann befasste ich mich mit häuslicher Gewalt. Bei diesem Thema kam Unruhe im Publikum auf: Vielleicht hatten die Hörer allmählich Hunger, oder die Sache betraf sie mehr, als ihnen lieb war.
    Zum Abschluss schilderte ich sachlich und kommentarlos die Szene, deren Zeugin ich zwei Tage zuvor geworden war: »Natürlich möchte keiner von uns selbst zum Opfer werden, und bei einer Schlägerei ist es sicher meist das Klügste, sich herauszuhalten und die Polizei zu alarmieren. In einem Fall würde ich jedoch eine Ausnahme machen: Wenn die Gewalt sich gegen Kinder richtet, müssen wir Erwachsenen eingreifen, nicht nur, wenn Kinder sich untereinander prügeln, sondern ganz besonders dann, wenn Kinder von Erwachsenen angegriffen werden .  «
    Dann schwieg ich und starrte das Publikum fünfzehn Sekunden lang an, bis endlich jemand auf die Idee kam zu klatschen. Ich wollte das Rednerpult gerade verlassen, als in der dritten Reihe jemand die Hand hob.
    »Dürfte ich der Hauptkommissarin eine Frage stellen? «
    Die Stimme kannte ich vom Telefon. Sie gehörte Reijo Rahnasto, dem Vorsitzenden des Stadtplanungsausschusses.
    »Ich denke, für eine Frage haben wir noch Zeit«, sagte der Vizestadtdirektor, der für die Organisation des Seminars verantwortlich war.
    »In der vergangenen Woche wurde ein Vertreter unserer Stadt auf dem Weg zu einer Ausschusssitzung ermordet. Wie stehen die Ermittlungen in diesem Fall? «
    Rahnasto machte sich nicht die Mühe, sich vorzustellen, offenbar ging er davon aus, dass ihn jeder kannte. Er wirkte jünger, als ich aufgrund der Stimme vermutet hatte, um die vierzig, schlank, aber breitschultrig. Sein Gesicht war merkwürdig starr.
    »Die Ermittlungen schreiten voran«, sagte ich selbstsicher wie der Finanzminister bei der Vorlage des Haushaltsplans. »Sobald es etwas Neues zu berichten gibt, werden wir eine Pressekonferenz einberufen. Weitere Fragen? «
    Ich sah, dass Eila Honkavuori die Hände vor das Gesicht geschlagen hatte. Der Mann neben ihr nahm sie in die Arme. Auch Rahnasto wirkte erschüttert. Vielleicht hatte ich ihn falsch eingeschätzt und er hatte mich mit seinen Anrufen nicht unter Druck setzen wollen, sondern trauerte ehrlich um seinen Politikerkollegen und brannte darauf, dass sein Mörder gefasst wurde.
    Von den DNA-Tests wollte ich vorläufig nicht sprechen, da das Geschlecht der Person, die am Tatort eine Zigarette geraucht und an Ilveskivis Kleidung ein Haar hinterlassen hatte, noch nicht feststand. Ich hatte das kriminaltechnische Labor beauftragt, die Untersuchungen fortzusetzen, obwohl dadurch weitere Kosten entstanden. Meine Hoffnung, Eriikka Rahnasto aufgrund der DNA-Resultate aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen zu können, hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher