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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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verheiratet zu sein. Es verletzt mich, dass Pekka eine Beziehung will, aus der er sich einfach so davonschleichen kann .  «
    »Vielleicht hat er Angst. Er hat mit seinen bisherigen Freundinnen ziemlich bittere Erfahrungen gemacht .  «
    »Aber das ist doch nicht meine Schuld! Warum muss man in einer neuen Beziehung unter den Fehlern der Vergangenheit leiden? «
    Wir fuhren durch das Haupttor auf die Mülldeponie und konnten den Kontrollpunkt ungehindert passieren, weil ich bei der Abfahrt das Blaulicht aufs Dach gesetzt hatte. Ich dachte über Anus Worte nach. Meine missglückten Beziehungen waren der Grund gewesen, weshalb ich lange gezögert hatte, Antti zu heiraten. Ich war fast sicher gewesen, zum Single geboren zu sein, zudem hatten mir meine verworrenen Gefühle für Johnny zu schaffen gemacht. Ich konnte Koivu gut verstehen.
    Auf der Mülldeponie herrschte immer noch Hochbetrieb. Die Suchtrupps hatten Plastikfetzen gefunden, die möglicherweise von den Säcken stammten, in denen Marko Seppälä gesteckt hatte. Da er verblutet war, musste irgendwo literweise Blut zu finden sein. Ich versuchte mir den Ablauf der Ereignisse auszumalen: Marko war in seiner Aufregung zum Treffen mit seinem Auftraggeber gefahren, ohne Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Oder hatte er sich gewappnet, hatte er das Messer bei sich gehabt, mit dem er Ilveskivis Herzbeutel durchbohrt hatte? War er erschossen worden, weil sein Auftraggeber sich bedroht fühlte?
    Warum hatten sie sich auf der Müllhalde verabredet?
    Es kam mir verrückt vor, die Leute bis zum Einbruch der Dunkelheit arbeiten zu lassen, obwohl die Tat schon vor zwei Wochen geschehen war und man nicht damit rechnen konnte, frische Spuren zu finden. Der Leiter der Anlage machte Überstunden und gab gute Ratschläge, doch bei der kleinsten Andeutung, einer seiner Mitarbeiter könnte der Schuldige sein, ging er hoch.
    Kurz vor neun machte ich mich auf den Heimweg. In der Eberesche vor unserem Haus flötete ein Fink, offenbar derselbe, der jeden Morgen und jeden Abend dort saß. Einstein hatte sich damit abgefunden, dass er den Vogel nicht erwischen konnte, und ließ ihn in Ruhe. Als ich am nächsten Morgen die Zeitung hereinholte, sah ich einen Vogel mit wippendem schwarz-grau gestreiftem Schwanz vorbeihuschen, dann einen zweiten, und bald war vom Feldrand das vertraute, kräftige Tschilpen zu hören. Die Bachstelzen waren wieder da. Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Sie färbte den Acker tiefgrün und lockte den Geruch erwachenden Lebens hervor. Der Frühling setzte mich immer wieder in Erstaunen. Von Jahr zu Jahr begrüßte ich ihn freudiger, als hätte ich im Winter befürchtet, er werde nie mehr anbrechen.
    Im Haus kehrten meine Gedanken zur Arbeit zurück. Ich zog mich an und frühstückte hastig. Antti rasierte sich noch. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste seinen Nacken, dann machte ich mich auf den Weg. Antti, dessen Konferenz erst um zehn Uhr anfing, konnte Iida zur Tagesmutter bringen, wo seine Mutter sie nachmittags abholen würde.
    Bei der Morgenbesprechung erfuhren wir, dass das Vorhängeschloss am Westtor offensichtlich mit einem Dietrich geknackt worden war. Es wurde im Labor genauer untersucht, doch ich wagte nicht zu hoffen, dass dabei Fingerabdrücke gefunden wurden. Die Einbruchspuren waren relativ frisch, und obwohl sie nicht unbedingt mit dem Mord an Seppälä in Verbindung stehen mussten, war es sinnvoll, die Suche auf das Westtor und seine Umgebung zu konzentrieren. Zu diesem Tor führte eine kaum befahrene Nebenstraße.
    »Bei der Suche nach eventuellen Blutspuren wäre ein Hund ganz nützlich«, überlegte Koivu.
    »Richtig. Frag mal nach, ob ein Tier frei ist .  «
    Lehtovuori hatte eine Liste der eventuellen Komplizen Seppäläs aufgestellt. Ich verteilte die anstehenden Befragungen auf meine eigenen Leute und auf zwei Männer vom Begeka - einem Dezernat, in dem nicht eine einzige Frau arbeitete. Auch der Begeka-Chef Laine nahm an unserer Besprechung teil, weil er sich, wie er sagte, für den Fall interessierte.
    »Ist es ganz sicher, dass Ilveskivi keine Drogenkontakte hatte? Der Fall riecht nach einem Racheakt im Rauschgiftmilieu. Nein, hör mir zu, Kallio«, übertönte Laine meinen Versuch, ihn zu unterbrechen, »wie ich es sehe, hat Ilveskivi seine Schulden nicht bezahlt, und sein Dealer hat daraufhin Seppälä angeheuert, um ihm einen Denkzettel zu verpassen. Da Seppälä aber zu gründliche Arbeit geleistet hat, musste er

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