Wie man sie zum Schweigen bringt
mit Waffengewalt aus der Wohnung getrieben hatte. Ein Nachbar hatte die Familie aufgenommen und die Polizei alarmiert. In den beiden angrenzenden Haftzellen saß das Ehepaar Ronkainen; die beiden hatten sich gegenseitig nach dem Leben getrachtet und waren mit allen möglichen Küchenutensilien, unter anderem mit einem Käsehobel, aufeinander losgegangen.
»Eine Frau, die sich nicht zum Opfer machen lässt, sondern es ihrem Mann mit gleicher Münze heimzahlt. Da bist du wohl zufrieden, Kallio? «, frotzelte Lahde und lachte freudlos.
»Dass die Frauen anfangen, sich so idiotisch zu benehmen wie die Männer, ist nun wirklich kein Grund zur Freude. Wang und Lehtovuori, ihr könnt die Ronkainens vernehmen, Koivu macht auf der Mülldeponie weiter. Lahde und Mela, ihr seid mit eurem Anteil auf der Deponie so weit fertig, oder? Dann übernehmt ihr den schießwütigen Familienvater und macht anschließend mit dem Fall Seppälä weiter. Die Voruntersuchung über den Fall Ilveskivi werden wir wohl spätestens Anfang nächster Woche abschließen können. Wer herausfindet, warum Seppälä Ilveskivi getötet hat, kriegt eine Flasche Schnaps von mir . «
»Aha, das leistungsbezogene Gehaltssystem«, rief Puupponen, und die Besprechung endete mit allgemeinem Gelächter.
Wang bemühte sich vergeblich, Suvi Seppälä zu erreichen, auch ich versuchte es ein paarmal, ebenfalls ohne Erfolg. Danach stellte ich mit Eija Hirvonen das Material der Voruntersuchung über den Fall Ilveskivi zusammen. Die Zusammenarbeit mit unserer resoluten und intelligenten Dezernatssekretärin war immer wieder eine Freude. Eija hatte nach der mittleren Reife eine Handelsschule besucht, aber aus gelegentlichen Andeutungen wusste ich, dass sie gern das Abitur gemacht hätte. Auf Empfehlung ihres Bruders, der selbst Polizist war, hatte sie sich als Polizeisekretärin beworben und zunächst in der Passabteilung gearbeitet, war dann ins Raubdezernat und schließlich zu uns versetzt worden. Vor allem die härteren Fälle belasteten sie sehr. Als wir im Winter die mehrfache Vergewaltigung eines fünfzehnjährigen Mädchens aufgeklärt hatten, hatte sie bei der Abschrift der Voruntersuchungsprotokolle pausenlos geweint.
Gegen drei Uhr teilte das kriminaltechnische Labor mit, an dem Messer aus Seppäläs Satteltasche seien einige rote Blutkörperchen sichergestellt worden. Bei dieser geringen Menge würde die DNA-Analyse eine Woche in Anspruch nehmen, doch ich hielt es für sinnvoll, sie dennoch machen zu lassen. In bester Laune machte ich mich auf den Weg zum Fußballspiel: Es ging vorwärts, sicher würden wir auch den Mord an Seppälä aufklären, wenn wir die Ergebnisse der technischen Untersuchungen bekamen. Natürlich war es bedauerlich, dass die Kugel nicht gefunden worden war, aber erfahrene Ballistiker konnten aus der Ein und Austrittswunde weitreichende Schlüsse auf das Projektil und auf die Waffe ziehen, aus der es abgefeuert worden war.
Da es in Leppävaara weder Umkleidekabinen noch Duschen gab, zog ich mich schon im Präsidium um. Die Stollenschuhe passten mir noch, obwohl sie zwanzig Jahre alt waren – zwei Wochen nach dem Kauf hatte ich urplötzlich beschlossen, nicht mehr in der Jungenmannschaft mitzuspielen. Als Fußballdress musste meine übliche Sportkleidung herhalten: T-Shirt, dicke Socken und Leggings. Anu Wang und Mira Saastamoinen fuhren in meinem Wagen mit. Auf dem Sportplatz hatten sich etwa zwanzig Frauen versammelt, wir würden also fast in Normalstärke spielen können. Liisa Rasilainen leitete das Aufwärmtraining. Wir waren gerade dabei, die Oberschenkelmuskeln zu dehnen, als am Spielfeldrand ein Handy klingelte. Es war meins.
»Suvi hier. Du hast gesagt, ich könnte jederzeit anrufen. Ich hab nachgedacht, und ich glaub, ich muss dir alles erzählen. Mein Bruder geht mit den Kindern ins Kino und zu ›McDonald's‹, also hätte ich jetzt Zeit . «
Ich überlegte nicht lange.
»Gut. Wir kommen zu dir. Ja, ich bringe jemanden mit, Hauptmeisterin Anu Wang. In einer halben Stunde sind wir da . « Ich lief zurück aufs Feld und holte Wang.
»Suvi Seppälä hat sich entschlossen, auszupacken. Ich hab einen Laptop im Auto, damit können wir das Protokoll aufsetzen. Wenn wir Glück haben, kriegen wir beide die Flasche Schnaps . «
VIERZEHN
Wir machten uns nicht die Mühe, uns umzuziehen, obwohl die Stollenschuhe beim Fahren hinderlich waren. Wang trug immerhin einen ordentlichen Trainingsanzug, während an meinem T-Shirt
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