Wie man sie zum Schweigen bringt
gemacht hab! «
Ich nickte und lächelte zaghaft. Wang sah ungeduldig aus, doch ich hielt es für besser, Suvi so viel Zeit zu lassen, wie sie brauchte. Der Stuhl, auf dem ich saß, knarrte, er war sicher schon seit Jahrzehnten in Gebrauch. Das Gestell war erst kürzlich hellblau gestrichen und der Sitz mit geblümtem Stoff neu überzogen worden. Auf dem Sofa lag ein Schonbezug aus dem gleichen Stoff, und das Blumenmotiv wiederholte sich auch in den Vorhängen. Suvi war offenbar handwerklich geschickt.
»War Markos Auftraggeber ein Mann oder eine Frau? Warum sollte Petri Ilveskivi misshandelt werden? «
»Ich glaube, es war ein Mann«, meinte Suvi nachdenklich. »Marko hat keinen Namen genannt, aber einmal hat er gestöhnt, der Kerl wäre nicht zu erreichen. Ich hab angenommen, dass Marko dem Schwulen einen Denkzettel verpassen sollte, weil der seine Schulden nicht bezahlt hatte oder so. Es war das erste Mal, dass er so einen Auftrag bekam, und er war mächtig stolz. Er hat gesagt, jetzt würden die anderen ihn endlich respektieren. Das hat er sich immer gewünscht . «
Wang und ich nickten, ein verständlicher Wunsch. Gleichzeitig war ich entsetzt: Hatte Laine mit seiner Vermutung doch Recht gehabt?
»Markos Boss schien furchtbar wütend zu sein, Marko hatte Angst vor ihm. Es war ihm wohl klar, dass er Mist gebaut hatte, aber zu mir hat er gesagt, er würde mehr Geld verlangen, weil der Kerl, der angeblich eine Memme sein sollte, sich derart gewehrt hatte. Er wollte hunderttausend fordern. Scheiße, er war zu habgierig! Das hat er nun davon…«
Sie sah zum Fenster hinaus und zwinkerte heftig, konnte die Tränen aber nicht zurückhalten. Ich fragte, wer Marko den Auftraggeber vermittelt hatte. Sie wusste es nicht, doch sie versprach, sich umzuhören. Durchaus möglich, dass Markos Kumpel ihr gegenüber offener waren als vor der Polizei.
»Wie geht es den Kindern? «, fragte ich und gab Wang ein Zeichen, nicht mitzuschreiben.
»Sie vermissen ihren Vater«, sagte Suvi und schluckte schwer. »Mit meiner eigenen Trauer werde ich noch irgendwie fertig, aber wenn die Kinder fragen und weinen… Es ist mir furchtbar schwer gefallen, nicht zu lügen. Am liebsten hätte ich gesagt, Vati kommt irgendwann zu uns zurück. Ich hätte behaupten können, er wäre wieder im Knast und dürfte keinen Besuch bekommen. Wenn er im Gefängnis war, hatten wir auch immer Sehnsucht nach ihm, aber er hat angerufen und geschrieben und wir konnten ihn besuchen. Aber jetzt nicht mehr. Er kommt nie mehr zurück . «
Suvi machte keinen Versuch mehr, die Tränen zu unterdrücken. Auf ihrem blassen Gesicht erschienen rote Flecken, ich musste an eine Preiselbeere im August denken, die sich erst an einer Seite gerötet hat.
»Zum Glück hatte der Schwule keine Kinder«, schluchzte Suvi und putzte sich die Nase. »Oder? «
»Nein. Wer von Markos Kumpeln hat mit Drogen zu tun? «
»Auf jeden Fall Tomppa Matveinen und Hannu Jarkola. Hannu und Marko waren im Gefängnis im selben Trakt. Hannu ist furchtbar hilfsbereit, er hat uns geholfen, den Datsun zu reparieren, und irgendwo die Ersatzteile aufgetrieben. Er ist echt nett, außer wenn er auf Speed ist . «
»Und Jani Väinölä? War er auch ein Freund von Marko? «
»Väinölä? Wer soll das sein? «
»Jarkolas Kumpel, auch ein Skinhead. Er war zur selben Zeit im Gefängnis wie Marko . «
»Ach, der Verrückte? Nein. O Gott… Hannu hat vor ein paar Jahren irgendwelche Schwulen zusammengeschlagen! War der… War der, den Marko in die Mangel nehmen sollte, einer von denen? Hat Hannu etwa …« Sie sprang vom Fensterbrett auf, eine Spielzeugfigur, die vergessen auf dem Fußboden gelegen hatte, flog in hohem Bogen an die Wand.
»Wenn Hannu irgendwas mit der Sache zu tun hat, zerquetsch ich ihm die Eier! «
Ich brauchte fast zehn Minuten, um Suvi zu beruhigen und ihr begreiflich zu machen, dass sie sich nur vorsichtig umhören, aber auf keinen Fall versuchen sollte, den Mord an ihrem Mann auf eigene Faust aufzuklären. Ich beschwor sie, kein Risiko einzugehen, denn ihre Kinder brauchten sie jetzt mehr denn je.
»Nach Hannu Jarkola wird gesucht, wir werden mit ihm reden. Denk dran, Suvi, wir sind auf deiner Seite. Wir alle wollen, dass Markos Mörder zur Verantwortung gezogen wird . «
»Komische Vorstellung, die Bullen auf meiner Seite zu haben. Ihr habt uns doch immer gepiesackt. Das heißt, am schlimmsten sind eigentlich die Sozialtanten. Nach Dianas Geburt ist eine
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