Wie man sie zum Schweigen bringt
passende Sommerkleidung für Iida fand. Im Keller herrschte ein fürchterliches Durcheinander, und als ich den Karton mit den ausgesonderten Kleidern zu den restlichen Kisten stellte, begann ich eine Aufräumaktion zu planen.
»Wir sollten mal wieder einiges zum Flohmarkt oder zur Kleidersammlung bringen«, sagte ich zu Antti, der auf dem Sofa saß und in den aphoristischen Gedichten von Mirkka Rekola las. »Im Keller stehen mindestens fünf Kartons mit Sachen, die Iida nicht mehr passen . «
»Brauchen wir die nicht mehr? «, fragte er enttäuscht.
»Ich weiß nicht . « Ich setzte mich zu ihm und strich ihm zerstreut über das Bein. »Der Verstand sagt nein, aber mein Körper ist anderer Meinung. Meine Brüste wollen manchmal unbedingt stillen, sie erinnern sich noch, wie sich ein Babymund anfühlt und wie die Milch floss. Manchmal stelle ich mir vor, dass in meinem Bauch wieder etwas strampelt. Ich geh am Freitag zum Arzt, meine Pillen sind fast alle. Dann frag ich gleich, wie lange wir Zeit haben, es uns zu überlegen. Oder vielmehr, wie lange ich Zeit habe. In diesem Punkt sind wir nicht gleichberechtigt . «
Ich stand auf und gab Iida etwas zu essen. Dann brachte ich sie ins Bett, deckte sie sorgsam zu und sah mehrere Male zum Fenster hinaus, bevor ich schlafen ging. Auf der Eberesche vor dem Haus saß eine einsame Elster.
Am nächsten Morgen roch die Welt wieder frisch und sauber. Die Knospen an den Bäumen waren über Nacht größer geworden, bald hatten sie das Mausohrstadium erreicht. Ich packte meine Fußballklamotten ein, denn am Abend sollte auf dem Sportplatz von Leppävaara das erste Spiel unserer Frauenelf stattfinden. Der Termin, Viertel nach fünf, war ungünstig, denn diejenigen, die nach der Arbeit sofort nach Hause mussten, um ihre Familie zu versorgen, schieden damit von vornherein aus. Aber alle späteren Termine waren für die Vereinsmannschaften reserviert, in denen Männer spielten.
»Der fünfte Mai«, stellte Antti fest und summte den gleichnamigen Song von Eppu Normaali. Als ich Iida bei der Tagesmutter abgeliefert hatte und den Motor anließ, kam dasselbe Lied im Radio. Ich sang aus voller Kehle mit.
Bei der Besprechung herrschte endlich einmal das Gefühl, dass wir vorankamen. In der Satteltasche von Seppäläs Motorrad war ein Messer gefunden und sofort ins Labor geliefert worden. Die Klinge war vier Zentimeter breit, was zu den Verletzungen passte, die Petri Ilveskivi erlitten hatte. Das Messer sah zwar sauber aus, doch dank der modernen Technik reichten selbst winzige Blutspuren für eine DNA-Untersuchung aus.
Die Recherche der Verbindungsdaten sorgte dagegen für eine Überraschung. Am Abend von Petri Ilveskivis Tod war vom Anschluss der Seppäläs kein einziger Anruf getätigt worden, obwohl Suvi behauptet hatte, Marko habe verzweifelt versucht, jemanden zu erreichen.
»Er hatte doch bestimmt ein Handy«, meinte Laine.
»Meines Wissens nicht. Wir müssen mit seiner Frau sprechen. Wang, versuch bitte, sie zu erreichen. Suvi Seppälä ist auch sonst eine Schlüsselfigur. Wir können zu siebenundneunzig Prozent sicher sein, dass Marko Seppälä Ilveskivi getötet hat, aber warum? Puupponen und Puustjärvi, habt ihr von Seppäläs Freunden etwas erfahren? «
Bevor einer der beiden antworten konnte, mischte sich Mela ein.
»Der Homo hat versucht, Seppälä aufzureißen, glaub's mir, Maria. So sind die. Bei Stockmann auf dem Klo ist mal einer ganz dicht an mich rangerückt, sein Ding in der Hand. Hat nicht viel gefehlt, und er hätte mir in die Hose gefasst. Am liebsten hätte ich ihm die Fresse poliert, aber das ging nicht, weil ich damals schon beschlossen hatte, mich an der Polizeischule zu bewerben . «
»Dann sag uns mal, Jungchen, wie Ilveskivi auf dem Weg zur Sitzung des Stadtplanungsausschusses auf die Idee gekommen ist, jemanden aufzureißen«, kommentierte Puupponen. »Wir haben mit Seppäläs alten Komplizen geredet. Die sagen, er hat als Kurier allenfalls Hasch oder Hormone transportiert, nichts Härteres. Aber kurz vor seinem Verschwinden hat er geprahlt, er würde bald das große Geld machen. Allerdings hatte er immer schon den Drang, anzugeben und sich aufzuplustern. Worum es bei dem Coup ging, hat er niemandem verraten, wahrscheinlich aus Angst, seine Kumpel würden ihm den Job streitig machen . «
»Nach Jarkola wird weiterhin gesucht. Was liegt sonst noch an? «
In der Nacht war ein Mann festgenommen worden, der seine Frau und seine Kinder
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