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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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können. Ihr Mann und ihre zehnjährigen Zwillingstöchter waren gerade in dem Moment in die Wohnung gekommen, als der Junge ejakuliert und gleichzeitig den Kopf der Frau auf den Fußboden geschlagen hatte.
    »Der Ehemann sagt, wenn die Kinder nicht dabei gewesen wären, hätte er den Kerl umgebracht. Der Junge ist entkommen, während der Mann sich um seine Frau gekümmert und die Polizei alarmiert hat. Die Fahndung läuft natürlich«, berichtete Lehtovuori, der am Wochenende Dienst gehabt hatte.
    »Nimmt der Junge Drogen? «, fragte Wang. Sie wusste, dass sie den Fall übernehmen musste.
    »Nach Aussage seiner Eltern nicht, aber was wissen Eltern schon. Sie geben der Nachbarin die Schuld, weil sie kurze Röcke trägt und sich im Reihenhausgarten im Bikini sonnt. Ganz schön heißblütige Tussi, wenn sie sich bei den Temperaturen schon in die Sonne legt«, grinste Lehtovuori, wurde aber im Nu ernst, als er merkte, wie wütend Wang und ich ihn anstarrten.
    Koivu berichtete, die 5 , 6-Millimeter-Kugel, die hinter der Mülldeponie gefunden worden war, werde unter anderem für Pistolen Kaliber zweiundzwanzig verwendet. Dem Waffenregister zufolge besaß Rahnasto zwei Pistolen dieses Kalibers, eine Hämmerli und eine Pardin. Ich hätte sie zu gern untersucht, um festzustellen, ob sie in letzter Zeit benutzt worden waren, hatte jedoch keinen ausreichenden Grund, einen Durchsuchungsbefehl zu beantragen. Zudem wollte ich vorläufig niemandem außer Koivu von meinem Verdacht erzählen. Nach der Morgenbesprechung bat ich ihn in mein Dienstzimmer und erklärte ihm, Petri Ilveskivi habe möglicherweise von einem geheimen Grundstücksgeschäft erfahren, weshalb Reijo Rahnasto ihn für die Dauer der Behandlung im Stadtplanungsausschuss außer Gefecht setzen wollte.
    Er saß ein paar Minuten schweigend da, dann sah er mich lange an. Seine blauen Augen hinter den Brillengläsern wirkten kühl.
    »Eine ziemlich wilde Theorie. Welches Geschäft kann denn so wichtig sein, dass man deswegen Leute zusammenschlagen lässt? «
    »Das weiß ich noch nicht, aber ich werde es herausfinden. Eija hat versprochen, alle erdenklichen Informationen über Rahnasto auszugraben .  «
    »Meinst du, beides zusammen, also der politische Skandal, den Ilveskivi möglicherweise auslösen wollte, und seine Affäre mit dem Freund der Tochter hätten Rahnasto Rot sehen lassen? «
    »Nein. Ich glaube, von Petri und Kim hat er nichts gewusst .  «
    Koivu nickte und sagte, er müsse jetzt gehen. Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, kamen mir Zweifel an meiner schönen Theorie. Vielleicht war es mit meiner Menschenkenntnis doch nicht so weit her, wie ich glaubte. Natürlich wollten Eila, Tommi und auch Kim Petris Ruf schützen. Solange wir keine Beweise hatten, würden sie abstreiten, dass er Drogen genommen hatte.
    Und war Eila Honkavuori die richtige Person, wenn es darum ging, Unregelmäßigkeiten in der Bebauungsplanung aufzudecken? Die beiden größten Fraktionen im Stadtrat, die Konservativen und die Sozialdemokraten, waren sich in Stadtplanungsfragen oft rührend einig. Eila hatte zwar behauptet, sie sei eine der Dissidentinnen in ihrer Fraktion, aber galt das für alle politischen Fragen? Sollte ich lieber mit Petris Parteifreunden sprechen, mit seinem Stellvertreter im Ausschuss zum Beispiel?
    Außerdem bestand meine Aufgabe darin, die Ermittlungen der anderen zu leiten, statt Alleingänge zu unternehmen.
    Frustriert kramte ich eine Tüte Salmiakdrops aus der Schublade, steckte einen schwarzen Lakritzreifen in den Mund und vertiefte mich in meine Papiere. Als ich beim Arbeiten wie beim Naschen gerade richtig in Fahrt gekommen war, ertönte der Türsummer. Zu meiner Überraschung kam jedoch keiner meiner Mitarbeiter herein, sondern Jyrki Taskinen. Hastig schob ich die Lakritztüte unter einen Papierstapel.
    »Ich bin hier, um mit dir über Seppälä und Ilveskivi zu sprechen, wie du vorhin vorgeschlagen hast«, sagte er und setzte sich auf das Sofa. »Laine mischt sich gern in Dinge ein, die ihn nichts angehen, aber versuch bitte, mit ihm klarzukommen. Sein Dezernat leitet er tadellos, wie du auch, und wir können uns keine internen Querelen leisten .  «
    »Warum lässt er mich nicht in Ruhe meine Arbeit tun? Du bist doch auch der Meinung, dass die Voruntersuchung im Fall Ilveskivi noch nicht eingestellt werden sollte? «, vergewisserte ich mich. Taskinen sah plötzlich verlegen aus, er schlug die Beine übereinander, bevor er

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